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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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aussieht.
    Filmte aus sicherem Abstand zunächst Ursels Krampfadern in Großaufnahme, widmete mich dann den Bartstoppeln auf ihrer Oberlippe. Auch Heinrichs offener Hosenstall fand ausgiebig Beachtung. Leider bekam ich die Kamera wieder abgenommen, gerade als ich einen günstigen Anstellwinkel gefunden hatte, um Ursels Achselhaarwuchs zu dokumentieren. Schade.

15
    Es war nicht einfach, mit Stefan zu reden. Ich versuchte es trotzdem, als er am späten Abend allein an Deck stand und rauchte.
    »Guck mal, der Mond«, sagte er, als ich mich neben ihn an die Reling stellte.
    Der Mond hing wie eine halbe Zitronenscheibe über dem Meer und sah in der Tat beeindruckend aus. Um einen günstigen Einstieg zu finden, fragte ich ihn, ob er mir auch eine Zigarette geben könne. So was schafft Gemeinsamkeiten.
    »Dir eine Zigarette geben?«, fragte er. In seiner Stimme schwangen Unglauben und Entsetzen.
    »Ja, bitte«, sagte ich.
    Stefan schüttelte den Kopf. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Für dein Asthma ist das pures Gift.«
    Ich schwieg verdutzt. Dann zuckte ich mit den Achseln.
    »Du solltest wirklich mehr auf deine Gesundheit achten.«
    »So wie Angela, ja?«
    »Zum Beispiel«, sagte Stefan und seufzte.
    »Sie kommt morgen. Freust du dich?«
    Stefan warf die glimmende Kippe über die Reling. »Was würdest du sagen, wenn ich jetzt mit nein antwortete?«
    Ah, es ging doch nichts über ein im Irrealis geführtes Gespräch. »Ich würde sagen: Na so was!«
    Auf dem Boot in der Box neben uns, einer großen Ketsch, ging das Licht an. Man sah einen Mann und eine Frau im nobel ausgestatteten Salon, wie sie auf roten Samtpolstern Platz nahmen.
    »Und was würdest du dazu sagen, wenn ich dir sagte, dass ich Angela gar nicht liebe?«
    »Ich würde dich fragen warum du dann mit ihr zusammen bist«, antwortete ich. Jetzt waren wir doch merklich von meinem ursprünglich geplanten Gesprächsthema abgekommen.
    »Du würdest nicht fragen, wen ich stattdessen liebe?«
    Im Salon des Bootes neben uns hatte der Mann begonnen, die Frau zu küssen. Dabei knöpfte er ihr langsam die Bluse auf.
    »Doch, das wäre dann meine nächste Frage«, sagte ich.
    »Und wenn ich sagen würde …« Stefan stockte. »Das gibt es ja nicht!«
    Die Frau auf dem Nachbarboot stand jetzt oben ohne da. Der Anblick war in der Tat unglaublich. Wassermelonen waren winzig dagegen.
    »Jack, komm mal schnell«, rief Stefan aufgeregt. »Das musst du gesehen haben. Und sag Fred, er soll die Videokamera mitbringen. Das ist bestimmt Körbchengröße H.«
    Aber bevor Jack und Fred an Deck gestolpert waren, ging nebenan das Licht aus.
    »Ehrlich, die waren so groß wie eure Seesäcke, Fred«, beteuerte Stefan. »Stimmt’s nicht, Judith?«
    Ich beschloss, das Gespräch auf einen günstigeren Zeitpunkt zu verschieben.
    Der Tag der Prüfung war kaum heraufgedämmert, da weckte Marius Müller-Westernhagen uns mit seinem Gegröle auch schon wieder auf. Wir hatten Freds Herzilein-Kassette wohlweislich versteckt. Das schrille Piepsen der Wetterstation zu allen Tages- und Nachtzeiten war das Äußerste, was unsere Nerven ertragen konnten.
    Ich war sogleich hellwach. Heute war nicht nur wegen der Prüfung ein wichtiger Tag. Heute war auch der Tag, an dem sich herausstellen würde, ob unsere Telefonarbeit bei Angela gefruchtet hatte. Und der Tag, an dem Stefan sich würde entscheiden müssen: Angela oder ich, das war hier die Frage. Eigentlich war es keine Frage, aber Angelas Chancen standen gar nicht mehr so schlecht, wenn man bedachte, dass nicht sie, sondern ich Stefans Kokain über Bord geworfen hatte. Auf der anderen Seite: Von mir musste er es nicht erfahren, wenn es nicht unbedingt nötig war. Ich fand es schon verwunderlich genug, dass er das Fehlen des Paketes noch nicht bemerkt hatte. Wenn ich er gewesen wäre, ich hätte alle zehn Minuten nachgeschaut.
    Um den Prüfer mit einem tipptopp hergerichteten Boot zu beeindrucken, machten wir so gründlich klar Schiff wie nie zuvor. Wir schleppten kiloweise leere Weinflaschen zu den Altglascontainern, schrubbten das Deck mit Süßwasser ab und sorgten unter Deck für tadellose Ordnung.
    Auch auf der True Love herrschte fieberhafte Aktivität. Die Prüfung sollte zwar mit unserem Boot gefahren werden, aber dennoch versuchte Dirk, die eingetrockneten Essensreste von der Bordwand zu kratzen, die er bei der Überfahrt von Rostock über die Reling gekotzt hatte. Gegen den Wind.
    »Mir ist schon wieder todschlecht«, sagte er. »Heute
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