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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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Prüfer gemacht.
    Als das Boot gerade aus der Box herausgefahren war, sagte er auch schon: »Das genügt. Bestanden. Der Nächste bitte.«
    »Nun«, meinte Heinrich etwas pikiert. »Ich hätte Ihnen doch gerne noch einige Manöver vorgeführt, Ursel, wirf doch mal bitte einen Fender über Bord.«
    »Der Nächste bitte«, sagte der Prüfer unbeirrt. »Und an Bord nennt man die Fenster Bullaugen oder Luken, das müsstest du doch wissen, Matrose.«
    »Haha«, sagte ich zu Dirk, der sich wie ein Häufchen Elend an der Reling festklammerte. »Der Mann ist mindestens hundert Jahre alt, der sieht gar nicht, was du tust. Du brauchst also keine Angst zu haben.«
    »Mir ist aber trotzdem schlecht«, sagte Dirk. »Ich bin einfach kein Prüfungsmensch. Ich musste die Führerscheinprüfung zweimal wiederholen, beim Vordiplom brauchte ich sogar drei Ansätze.«
    Ursel durfte immerhin so lange hinterm Steuer bleiben, bis die Segel gesetzt waren, und Bille hatte dann Gelegenheit, ein Mann-über-Bord-Manöver zu zeigen. Der Prüfer blinzelte in die Sonne und tat so, als sähe er genau, was vor sich ging.
    Bille fuhr eine perfekte Q-Wende und steuerte den treibenden Fender sicher an. Aber bevor wir ihn wieder an Bord nehmen konnten, rief der Prüfer: »Sehr gut. Bestanden, Matrose. Der Nächste.«
    Ich lachte leise. »Siehst du, Dirk, der ist praktisch blind. Du musst wirklich keine Angst haben.«
    Aber Dirk klammerte sich an der Reling fest und schüttelte den Kopf. »Hab’ ich aber. Sicher werde ich wieder alles vermasseln.«
    »Du bist dran, Dirk«, sagte Stefan.
    »Ich? Kann nicht erst mal ein anderer?«
    »Nein. Jetzt komm schon.«
    Zitternd stellte Dirk sich hinters Steuer.
    »Ist doch ein herrlicher Tag, Matrose«, sagte der Prüfer zu ihm.
    »Ja, ja«, stotterte Dirk. Das Boot drehte sich langsam zum Wind. Stefan korrigierte den Kurs mit einer unauffälligen Handbewegung am Steuerrad.
    »Matrose, sing ein Lied«, verlangte der Prüfer.
    »Ich?« Dirk sah ehrlich erstaunt aus. Wieder brach das Boot seitlich aus.
    Stefan korrigierte erneut den Kurs und stieß Dirk in die Rippen. »Nun sing schon!«
    Dirk suchte einen Augenblick nach einem passenden Beitrag. »Ich armes welsches Teufli«, sang er dann. Er sang nicht mal schlecht, das schien der Prüfer auch zu finden.
    »Bestanden«, sagte er. »Der Nächste bitte.«
    Zur Feier des Tages – alle hatten die Prüfung bestanden – gab es Champagner. Rosi zauberte sechs Flaschen aus dem Kühlschrank hervor.
    »Ich freue mich ja so«, sagte Rosi. »Vor allem für euch Anfänger. Und ganz besonders für Dirk.«
    »Ich freue mich ebenfalls«, sagte Dirk. Ihm war sichtlich ein Stein vom Herzen gefallen.
    »Du altes Suppenhuhn«, sagte Fred zu Rosi. »Bei jedem anderen Prüfer hätte ich zigtausend Mark auf den Tisch blättern müssen, damit du diesen Wisch bekommst!«
    »Eines Tages, Fred«, sagte Rosi. »Eines Tages wachst du morgens auf und bist tot.«
    Stefan hob das Champagnerglas und hielt eine kleine Rede. »Es war ein sehr netter Ausbildungstörn, ich hatte lange nicht mehr eine so tolle Mannschaft. Und auch die Versorgung war erstklassig. Ich hoffe, die verbleibenden drei Tage werdet ihr noch so richtig genießen können.«
    »Ich hoffe, du auch«, sagte Jack. »Oder meinst du, wenn Angela erst mal da ist, ist es mit dem Spaß vorbei?«
    »Angela wird nicht so lange bleiben«, sagte Stefan. »Wahrscheinlich fährt sie heute Abend wieder ab.«
    »Wahrscheinlich kommt sie gar nicht erst«, murmelte Rebecca, aber ihre Worte gingen im allgemeinen Tumult unter.
    »Wieso sollte sie gleich wieder abfahren?«, wollte Ursel wissen. »Das sind immerhin sechs Stunden Fahrt.«
    »Wie ich Angela kenne, sogar acht«, murmelte Bille. »Sie fährt sicher nicht über hundert. Aus Prinzip.«
    »Angela wird nicht bleiben wollen , wenn ich mit ihr geredet habe«, sprach Stefan in Rätseln und sah dabei mich an.
    »Aber ihr seid doch so ein nettes Paar«, rief Rosi aus.
    Ich warf ihr einen erstaunten Blick zu. Von wegen nettes Paar. Da hatte sie mir aber was ganz anderes gesagt.
    »Ja, aber nicht mehr lange«, sagte Stefan und hob das Champagnerglas. »Auf euch!«
    »Auf uns!«, riefen wir.
    Sechs Flaschen Champagner sind schnell geleert, wenn man zu zwölft ist und gerade eine Prüfung bestanden hat. Ziemlich früh am Nachmittag mussten wir daher auf andere alkoholische Getränke umsteigen. Vor allem Rosis Vorrat erwies sich hier als nahezu unerschöpflich. Als die Sonne schließlich am Horizont
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