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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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erzählt.«
    Er setzt sich zu mir, und bevor ich zu heftiges Herzflattern bekomme, zieht er einen Keks heraus, hält ihn mir vor den Mund und neckt mich: »Willst du ihn?«
    Ich öffne den Mund, und er schiebt den Keks ein kleines Stück weit hinein. Ich beiße ab. Der Keks schmilzt mir auf der Zunge. »Das ist soooo gut.«
    Er lacht und lehnt sich zurück. Dann flüstert er: »Du weißt schon, dass wir hier nicht essen dürfen.«
    Ich schlucke. »Wir benehmen uns total daneben.«
    »Und wie.« Er beißt in meinen Keks. »In zwei Wochen ist dieser Ball.«
    »Ja, der Winterball«, unterbreche ich ihn. »Die Plakate hängen schon überall.«
    »Willst du hin?«
    Ich denke kurz nach. »Ziehst du dich schick an?«
    Er nickt.
    Ich rutsche ein Stück vor, sodass mein Gesicht viel näher an seinem ist. Etwas in meiner Brust wird warm, wie ein angenehmes Sodbrennen, und ich sage: »Und wir tanzen auch? Langsam?«
    Er nickt wieder. Eine Sekunde lang kaut er auf seiner Unterlippe, dann kommt sie wieder zum Vorschein.
    Während ich den Rücken strecke, sodass meine Lippen seinen Mund fast berühren, sage ich: »Und du drückst dich an mich, und wir bewegen uns ganz eng aneinandergeschmiegt, und dann streckst du die Hand aus und legst sie hinten auf meinen Kopf, und deine Hände vergraben sich in meinen Haaren und …«
    Statt zu nicken, neigt er den Kopf und fährt mit den Fingern durch meine Haare. Seine Lippen, weich und hart zugleich, verschmelzen mit meinen zu einem unendlich langen Kuss. Sein Atem mischt sich mit meinem Atem. Es gibt nur noch ihn und mich und Bücher und Kekse.
    »Ist es das, was du willst?«, fragt er, als wir uns endlich voneinander lösen.
    Ich atme tief ein und hebe meinen Mund zu seinem Ohr. »Genau das will ich.«
    »Und wenn ich verspreche, dass du es bekommst, gehst du dann mit mir zu dem Ball?«
    Ich lasse mich zurück auf die Fersen sinken. »Ja, aber du musst versprechen, dass du nicht mehr allein auf Patrouille gehst.«
    Einen Augenblick lang erstarrt er, dann lächelt er und kreuzt die Arme vor der Brust. »Du bist echt nervig, saumäßig nervig sogar.«
    »Aber deshalb liebst du mich doch, oder?«
    Er wirft mir noch einen Keks zu. »Deswegen und weil du mir eine Ausrede dafür lieferst, dass ich Kekse backe.«
    Ich fange den Keks mit der linken Hand auf. »Guter Grund. Willst du wissen, warum ich dich liebe?«
    »Weil ich ein fantastischer Keksbäcker bin?« Er bricht seinen Keks in der Mitte durch und steckt sich eine Hälfte in den Mund.
    »Auch«, gebe ich zu und knabbere an meinem eigenen Keks. Ich schlucke. »Aber das ist nicht der ganze Grund.«
    Ein Krümel fällt auf seine Hose. Ich wische ihn weg, während er sagt: »Du lässt mich zappeln, was?«
    »Gut. Ich will dich nicht auf die Folter spannen.« Ich kreuze die Beine und lächle ihn an. »Ich liebe dich dafür, wie du dich um andere Menschen kümmerst, dafür, wie dickköpfig du bist und wie sehr du Issie und Devyn magst.«
    Er beugt sich herab, küsst mich auf die Stirn und dann auf beide Augenlider. Sie sind sehr zärtlich, diese Küsse. Sachte und ehrlich. »Ich liebe dich auch, Zara.«
    »Ich bin so froh darüber«, seufze ich. Und ich bin es wirklich.
     
    Der Rest des Tages verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Nick arbeitet nach der Schule im Krankenhaus. Issie und Devyn sind in der Französisch-AG, deshalb gehe ich alleine joggen. Seit keine Jungen mehr verschwinden, dürfen wir wieder draußen laufen. Die Schule hatte das Training für Querfeldeinläufe untersagt, nachdem Jay Dahlberg und Brian Beardsley von Elfen entführt worden waren. Allerdings wusste niemand, dass es Elfen waren. Man wusste nur, dass im Wald Jungen verschwanden. Auch heute wissen nur einige wenige, was wirklich passiert ist. Alle anderen denken, ein Serienmörder sei am Werk gewesen.
    Jedes Mal wenn mein Fuß den Boden berührt, höre ich das Lachen meines Stiefvaters. Allerdings ist es lange nicht so cool, auf Schnee zu laufen, auch nicht auf dem von Schneemobilen fest zusammengepressten Maine-Schnee, wie durch Straßen in meiner Heimatstadt Charleston zu joggen, wo es warm ist und sogar im Winter nach Blumen duftet.
    Bedford ist nichts im Vergleich zu Charleston. Meine Mum hat mich hierhergeschickt, weil ich mit dem Tod meines Stiefvaters nicht klargekommen bin. Es ist mir schwergefallen, mich hier einzugewöhnen. Ungefähr sechstausend Menschen leben hier das Jahr über, und das Meer an der Küste der Halbinsel ist kalt und stürmisch. Es gibt
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