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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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Rollstuhl nimmt er viel Raum ein und bewegt sich, als ob er gleich wegfliegen wollte. »Er muss alleine rausgehen. Das ist seine Natur.«
    »Ich weiß.« Devyn hat mir in letzter Zeit viel darüber erzählt, was Nicks Natur ist und was nicht. Nick verwandelt sich gelegentlich in einen Wolf. Wölfe sind … nun, sie jagen, aber sie beschützen auch. Sie schlafen eng aneinandergekuschelt. Sie passen auf die Ihren auf, aber sie sind nicht wie Menschen.
    Devyn hört auf, sich zu strecken. »Es ist einfach nicht in ihrer DNA angelegt.«
    »Klar, das verträgt sich nicht mit diesem ganzen Helden-Wahn«, stimmt Issie ihm zu. Sie wärmt sich durch Herumhüpfen auf und berührt mit den Händen ihre Zehen. Ihr Häschen-T-Shirt rutscht ein bisschen nach oben und ihre knallorangene Unterwäsche blitzt hervor. »Das ist doch ein guter Tipp für das Handbuch, oder? ›Im Umgang mit Elfen darf man keinen Helden-Komplex haben‹.«
    Devyn und ich schreiben an einem Handbuch. Wir nennen es Wie man einen Elfenangriff überlebt und wollen damit den Leuten ein paar hilfreiche Tipps geben, falls wir es mal veröffentlichen sollten. Ehrlich gesagt werden wir es wahrscheinlich eher anonym ins Internet stellen. Vor ein paar Monaten wussten wir nicht einmal, dass es Elfen überhaupt gibt. Jetzt habe ich das Gefühl, als würden wir nichts anderes tun, als Elfen hinterherjagen.
    »Ich notiere es«, sagt Devyn, aber dann wendet er seine Aufmerksamkeit der Tür zu, wo sich etwas bewegt. Kalte Luft strömt herein. Der Winter in Maine ist kein Spaß.
    Nick schlendert in die Sporthalle, und mein Herzschlag setzt aus. Er sieht einfach wahnsinnig süß aus in seiner kurzen Sporthose und dem dunkelgrünen T-Shirt. Menschen, die so gut aussehen, scheinen sehr verletzlich und fast unwirklich.
    Aber er existiert. Ein Gesamtkunstwerk aus dunkler Haut, dunklen Haaren und dunklen Augen. Gut, seine Augenbrauen sind, wie Devyns Nase, ein bisschen zu groß, und wenn man ihn lange genug ansieht, stellt man fest, dass sein Mund ein bisschen schief ist. Ich habe diesen Mund geküsst. Ich habe seinen Atem in meinem Ohr gespürt, und ich weiß zweifellos, dass er existiert, auch wenn er ein Werwolf ist. Die ausgeprägten Muskeln in seinen Beinen definieren sich immer wieder neu, während er auf mich zugeht. Er schwenkt einen Verspätungsschein in Richtung Coach und ruft: »Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Hier ist der Schein.«
    »Kein Problem, Junge«, ruft der Coach. Er und Nick sind alte Sportsfreunde.
    Nick schiebt den Verspätungsschein – falls es überhaupt einer ist – in die Tasche. Ich rieche sein Deo, auch wenn er noch weit von mir entfernt ist. Es gibt sogenannte Pheromone, das sind Duftstoffe, die Männer abgeben, um Frauen anzulocken. Auf seinen Pheromonen steht bestimmt mein verdammter Name. Sie peilen mich an und stürzen sich auf mich.
    »Du siehst aus, als würdest du gleich abheben«, sagt Issie mit ihrer Sing-Sang-Stimme zu mir. Sie stößt mir sanft den Ellbogen in die Rippen. Dann dreht sie sich zu Devyn um, der sich breit grinsend in seinem Rollstuhl zurücklehnt und die Szene beobachtet. »Dev, schau dir Zara an. Sie hat ihr Ich-bin-total-verknallt-Gesicht aufgesetzt.«
    Während Is Devyn total verknallt anschaut, sagt er. »Ja, ja. Teenie-Liebe. Unübersehbar. Hormonell bedingt.«
    »Von wegen hormonell bedingt.« Zum Schein funkle ich ihn böse an.
    Er lacht nur. Cassidy, mit der Dev angeblich in der vierten Klasse zusammen war, winkt ihm zu. Er lächelt und winkt zurück. Issie erstarrt. Ich will ihr gerade sagen, dass Cassidy keine Konkurrenz für sie ist, da tritt Nick zu uns. Er legt mir den Arm um die Schulter und zieht mich an sich. Instinktiv lehne ich mich an seine kräftige Brust. Ich kann nicht anders. Ich atme seine Pheromone ein, und mir wird fast schwindelig. Wald, saubere Luft und Wärme. Er küsst mich auf den Kopf.
    »Leute. Keine öffentlichen Liebesbekundungen!« Coach Walsh kommt mit vier Schlägern und einem Packen Bälle auf uns zu.
    Nicks Finger schließen sich eine Sekunde lang um meine Hand, dann lässt er los.
    »Ihr vier«, bellt der Coach. »Tischtennis. Schaffst du das, Devyn?«
    Devyn nickt und greift nach seinen Krücken. Noch vor einem Monat konnte Devyn nicht einmal richtig stehen. Jetzt geht er sogar schon ein paar Schritte. Die Ärzte halten das für ein Wunder. Wir wissen es besser. Devyn ist wie Nick nicht zu hundert Prozent ein Mensch. Er ist ein sogenanntes Wandelwesen. Er kann eine Tiergestalt
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