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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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annehmen, in seinem Fall die Gestalt eines Adlers, und aus diesem Grund heilen Verletzungen bei ihm schneller und besser. Was einen normalen Menschen für immer an den Rollstuhl gefesselt hätte, kann er überwinden. Aber er kann nicht verbergen, wie ungeduldig ihn diese ganze Sache macht. Manchmal zittern seine Lippen, weil er so frustriert ist.
    Is reicht mir einen Schläger und flüstert: »Er war ein genialer Tischtennis-Spieler.«
    »Wie kann man beim Tischtennis genial sein?«, frage ich lächelnd.
    »Wart’s ab«, sagt sie wissend und gibt Nick den anderen Schläger.
    »Das ist der Vogel in ihm«, erklärt Nick. »Absolut irre Hand-Auge-Koordination.«
    »Gebt ihr mit mir an?« Dev hält den Schläger korrekt, wie beim Händeschütteln. Genauso hat Coach Walsh uns das gerade eingetrichtert.
    »Ja«, haucht Is und klimpert mit den Augenlidern. »Das tun wir.«
    »Eigentlich geht es gar nicht so sehr um die Hand-Auge-Koordination. Viel wichtiger ist es zu wissen, wohin der Ball springen wird und wohin man ihn schlagen will«, erklärt Devyn. »Es ist wie im Leben. Auch hier geht es nur um Zweck und Richtung. Es hat keinen Sinn, sich sorgenvolle Gedanken zu machen. Man muss planen, vorhersehen und reagieren.«
    Issie schnappt fast über vor Verzückung. Ehrlich.
    »Ich hab ein bisschen recherchiert, welche Rolle Elfen in den altnordischen Mythen spielen«, meint Devyn. »Höchst interessant, aber auch sehr undurchsichtig.«
    »Kannst du uns mehr erzählen?«, fragt Nick und schlägt auf.
    Dev nimmt ihn Volley und schlägt direkt zurück. »Noch nicht. Zara, ich würde gerne ein Mythologie-Kapitel in unser Buch aufnehmen. Ist das für dich in Ordnung?«
    »Klar.« Ich lasse den Schläger in meiner Hand kreiseln und schnippe eine Fussel von meinem altmodischen U2-T-Shirt.
    Nick schlägt den Ball, Dev nimmt ihn Volley. Der kleine leuchtend orangefarbene Ball fliegt so schnell hin und her, dass ich ihn gar nicht richtig sehe, sondern nur das Hackende Geräusch höre, wenn er auf dem harten Tisch aufprallt. Ich trete beiseite. Issie ebenfalls. Die Jungs bemerken es nicht einmal.
    »Warum bist du zu spät gekommen?«, frage ich.
    »War auf Patrouille.« Nicks Faust katapultiert den Ball zu Devyn. Devyn schmettert ihn zurück.
    »Das wissen wir, du Macho«, sagt Issie. Sie beugt sich weit zur Platte hinunter, als ob sie tatsächlich eine Chance hätte, einen Ball zu erwischen. »Aber du bist zu spät gekommen.«
    Wir schauen ihn alle an. Nick sieht weg.
    »Ich hatte einen kleinen Zusammenstoß«, gibt er schließlich zu, und seine Stirn legt sich in Falten.
    Devyn verfehlt den Ball, und er springt seitlich vom Tisch. Issie rennt los und will ihn fangen, aber er prallt ab, hüpft unter die anderen Tische und rollt über den glänzenden Sporthallenboden davon.
    Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht, damit ich Nick genau anschauen kann. Er ist immer noch da. Er ist nicht tot. »Alles in Ordnung?«, frage ich.
    Nick sucht meinen Blick. Er hebt die ausgestreckten Arme hoch, als ob ich ihn durchsuchen solle. »Na klar.«
    Issie bringt den Ball zurück und gibt ihn Devyn, damit er aufschlägt, auch wenn es eigentlich nicht sein Aufschlag ist, weil er den Ballwechsel verloren hat.
    »Hier ist eine Nachricht von Cassidy für dich«, sagt sie, und ihre Stimme hat ihre ganze Fröhlichkeit verloren.
    »Danke.« Devyn steckt sie ein, rückt seine Krücken zurecht und beugt sich ein bisschen nach vorn, dennoch schlägt er den Ball perfekt diagonal über die Platte auf. Er prallt direkt vor mir auf, aber ich bemerke ihn eigentlich erst, als Nick ihn für mich schlägt. Der Ball fliegt zur anderen Seite hinüber. Issie verschränkt die Arme vor der Brust und schaut zu Boden, voller Angst, dass Devyn in Cassidy verliebt sein könnte. Cassidy ist zwar echt nett und so, aber nicht so absolut fantastisch wie Issie.
    »Worüber sprecht ihr?«, fragt sie.
    »Warum ich zu spät gekommen bin. Es war ein Elf«, erzählt Nick. »Ich hab mich um ihn gekümmert.«
    Nick schlägt den Ball ein bisschen zu stark. Er schießt über die Platte und prallt auf der anderen Seite der Sporthalle gegen die Wand, ganz in der Nähe von Cassidy.
    »Ich glaube, den lass ich jetzt, wo er ist«, meint Is.
    »Du bist auf einen Elf gestoßen und hast nicht angerufen?«, sage ich, und meine Stimme kiekst, so enttäuscht bin ich. »Du hast keine Hilfe geholt?«
    Nick antwortet ganz ruhig und unbefangen: »Es ging alles zu schnell, Baby.«
    »Komm mir nicht mit
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