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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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Elfenbuch recherchieren. Das ist ganz schön schwierig. Im Netz geht es fast immer nur um Feen wie Tinker Bell oder um Gestalten in Computerspielen.
    »Warum habe ich nur Treffer zu Feen und Computerspielen?«, murre ich.
    »Nur Geduld.«
    Ich versuche es mit einer anderen Site und überfliege sie. »Okay, meine Geduld hat mich auf diese Seite geführt, in der es um eine Frau geht, die gerade promoviert und sich in Schottland zur Ruhe setzen will und ein Faible für Karikaturen von arbeitenden Frauen in kurzen Röcken hat.«
    Devyns Augen leuchten auf. »Zeig mal. Vielleicht ist sie ein Elf.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Man kann nie wissen.« Er streckt den Kopf hinter seinem Bildschirm hervor und reißt einen Bagel auseinander.
    In den letzten Monaten haben wir ungefähr zwanzig Blogs überprüft, die mit Elfen zu tun hatten. In keinem sind wir auf echte Elfen gestoßen. Meist waren es Fantasy-Fans, was ja in Ordnung ist, aber nicht das, was wir suchen. »Ich hab darauf keinen Bock mehr. Ich will was tun.«
    Er hält inne, bevor er den Bagel in den Mund steckt. »Du tust etwas, wenn du recherchierst.«
    Ich schnaube. Unwillkürlich. »Wenn ich patrouilliere auch.«
    Mein Handy vibriert. Ich lächle. Ebenfalls unwillkürlich.
    »Nick?«, fragt Devyn. »Wie lange habt ihr euch nicht gesehen? Fünf Minuten?«
    »Fünf Minuten«, verkünde ich, während ich die Meldung abrufe, »ist eine sehr lange Zeit.«
    »Und«, er verdreht die Augen, »was schreibt er? ›Ich liebe dich, Baby‹?«
    »Klappe. Er schreibt: ›Komm mal zum Lyrik-Regal‹.« Ich springe auf und schaue mich suchend in der Bibliothek um. »Er ist hier.«
    Devyn fängt an zu lachen. »Du lässt mich im Stich, was?«
    »Jep«, antworte ich und versuche mich zu erinnern, wo die Gedichtbände stehen. »Du kannst sowieso besser recherchieren als ich.«
    »Das stimmt nicht.«
    Ich mache mich auf den Weg in den hinteren Teil der Bibliothek, husche aber wieder zurück, beuge mich über den Tisch und flüstere: »Such nach Elfeninvasion. Im Augenblick sind es einfach zu viele. Das ist nicht mehr normal.«
    »Gute Idee.«
    Ich gehe schnell an der Ausleihtheke vorbei, wo die Bibliothekarin darüber doziert, wie man Quellen zitiert, und tauche in den Gang Belletristik Ca-Cz ein. Dann wende ich mich nach rechts. Die Bibliotheksregale reichen bis zur Decke. Um an manche Bücher zu kommen, braucht man einen Tritthocker. Für eine normale Highschool ist das eigentlich eine erstaunliche Bibliothek. Ich glaube, die Gedichtbände stehen ganz hinten links, aber ich bin mir nicht sicher.
    Mein Handy vibriert wieder. Ich lese die Nachricht:
    Wo bleibst du?
    Ich antworte: Sei nicht so ungeduldig.
    In der Bibliothek riecht es nach alten und neuen Büchern, nach Kaffee und nach Bagels. Durch einige Fenster, die alle denselben Abstand voneinander haben, fällt dieses perfekte goldene Licht herein, das alles so erscheinen lässt, als würde es vor Glück erstrahlen. Ich biege um die Ecke.
    Nick lächelt mich an. Er lehnt an einem großen grauen Heizkörper. Sein dicker schwarzer Pullover scheuert an der Wand. Einen Augenblick lang möchte ich die Wand sein. Okay, mehr als einen Augenblick lang.
    »Hallo«, sagt er.
    »Hallo.« Ich erwidere sein Lächeln. »Ich dachte, du schwänzt das Mittagessen, um mit Issie zusammen auf Patrouille zu gehen.«
    »Ich habe gelogen.« Er geht in die Hocke und hebt einen kleinen schwarzen Rucksack auf, den ich nicht kenne. Dann zieht er ein Strandtuch heraus und breitet es auf dem Boden aus.
    »Komm, ich helf dir.« Ich schnappe mir zwei Ecken des leuchtend blauen Handtuchs mit Wellenmuster. Unsere Finger berühren sich. Wir bekommen einen Schlag, aber keiner von uns zuckt zurück.
    »Statische Elektrizität«, murmelt er. Sein Mund bewegt sich, während er das sagt. Er bewegt sich, als würde er mich küssen. Ich beuge mich nach vorn. Er hebt einen Finger. »Einen Augenblick. Setz dich auf das Handtuch, Baby.«
    »Kommandier mich nicht rum«, sage ich, aber ich setze mich dennoch hin.
    »Du kommandierst mich auch rum.«
    »Stimmt«, räume ich ein.
    Er lacht und zieh einen Gefrierbeutel mit etwas Großem, Rundem darin hervor. Kekse!
    Ich werfe mich nach vorn. »Sind das …?«
    »Schokoladenkekse mit Erdnussbutterchips«, führt er meinen Satz zu Ende.
    Ich starre immer noch auf seine Lippen, aber öffne zugleich den Beutel. »Meine Lieblingssorte. Meine Mum hat sie immer gebacken.«
    »Ich weiß.«
    »Und woher?«
    »Du hast es mir mal
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