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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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Baby«, sage ich locker, aber ich bin es nicht. »Du kennst die Regeln. Du holst Hilfe, wenn du auf einen Elf triffst. Diese Regel gilt für alle, nicht nur für dich. Wir sind alle in Gefahr.«
    »Oh, oh«, murmelt Is. »Vielleicht hole ich den Ball doch. Sonst halte ich noch einen längeren Vortrag darüber, warum Männer das Wort ›Baby‹ so abschätzig verwenden. Sie haben nämlich Probleme damit, dass die Geburt uns Frauen stark macht. Deshalb sind sie eifersüchtig. Ups! Ich bin ja schon mittendrin. Bin gleich wieder da.«
    »Is ist echt konfliktscheu«, meint Devyn, als ob wir das nicht längst wüssten.
    »Ich habe keine Hilfe gebraucht.« Nick ignoriert die beiden einfach. Er schaut mich wieder direkt an. Seine Augen wirken freundlich, aber seine Stimme klingt immer noch sehr ernst. »Ich hatte keine Zeit.«
    »Keine Zeit gibt’s nicht«, beharre ich. »Eine SMS dauert zwei Sekunden.«
    Is kommt mit dem Ball zurück. »Alle Konflikte beigelegt?«
    Ich nicke, aber eigentlich stimmt es nicht. Nick darf nicht dauernd unnötige Risiken eingehen, und ich muss ihn dazu bringen, dass er das einsieht. Aber nicht jetzt. Wir haben Sport. Echt. Ich verpasse Nick einen Stoß mit der Hüfte, und dann nehmen wir unsere Tischtennis-Positionen ein. »Diese Auseinandersetzung gewinne ich.«
    »Konflikt beigelegt«, versichert Devyn Isssie.
    Sie lächelt ihn an. »Ich schlage auf.« Sie verfehlt den Ball. »Ups. Du schlägst auf.«
    Devyn schlägt den Ball. Ich strecke mich nach ihm, aber Nick nimmt ihn an.
    »’tschuldigung«, murmelt er.
    Devyn und Nick übernehmen das Spiel, und ich verdrehe die Augen angesichts dieser Ironie. Ich versuche zu verfolgen, wohin der Ball springt, aber ich kann die Richtung nicht vorhersehen, nicht zu reden davon, dass ich ihn dorthinschlagen könnte, wohin ich will. Ich kann nicht an mich halten und füge leise hinzu: »Du musst immer den Helden spielen, bis du mal richtig verletzt wirst.«
    Nick hält inne und schaut mich an. »Du hattest Unterricht. Ich hatte eine Freistunde«, sagt er sanft.
    »Aber das Protokoll schreibt vor, dass du Unterstützung anforderst, sobald du einen Elf entdeckst«, wendet Issie ein. »Und nicht, dass du kämpfst oder so. Soweit das Protokoll. Wow, wie ich dieses Wort liebe.«
    Dev hat sich diesen Begriff einfallen lassen. Eigentlich ist er unwichtig. Wichtig ist, dass wir alle vagabundierenden Elfen aufgreifen, die in unsere Gegend kommen. Wir bringen sie in das große Haus, das wir mit Eisen verrammelt haben. Das Haus steht mitten im Wald und ist von einem Zauber umgeben, der dafür sorgt, dass kein menschliches Wesen sehen kann, was wirklich dort ist. Mir ist nicht ganz wohl dabei, die Elfen so einzusperren, aber ich weiß nicht, wie wir es anders bewerkstelligen könnten. Sie waren gefährlich. Bevor wir ihnen das Handwerk legten, haben sie Jungen getötet. Sie waren ihren Begierden völlig ausgeliefert. Weil ihr König seine Macht verloren hatte, waren sie außer Kontrolle. Die Elfengesellschaft ist eben so hierarchisch aufgebaut. Der König und die meisten Angehörigen seines Volkes sind immer noch in dem Haus eingesperrt, aber hin und wieder kommen andere Elfen von weither.
    Wir wissen nicht, warum.
    Wir wissen nur, dass wir auch ihnen das Handwerk legen müssen.

Elfen-Tipp
    Elfen sehen nicht aus wie Tinker Bell, auch wenn sie gelegentlich Tutus tragen. Aber ehrlich gesagt, wer tut das nicht?
     
    Statt uns in der Cafeteria ein richtiges Mittagessen zu holen, schnappen Devyn und ich uns nur ein paar Bagels und stürzen in die Bibliothek, um zu recherchieren. Ich winke der Bibliothekarin zu, deren Name ich immer vergesse, was total bescheuert von mir ist, weil ich sie supernett finde. Dann stellen wir unsere Laptops auf einen der glänzenden Holztische. Das helle Holz ist fast gelb. Devyn stößt sich den Kopf, als er das Netzkabel seines Computers in die Steckdose stecken will.
    »Autsch!« Er lässt das Kabel fallen.
    Ich greife danach. »Komm, lass mich machen.«
    Ein paar Funken fliegen, und Devyn sagt: »Danke.«
    »Kein Problem.«
    Die Bibliothek ist recht gut besucht. Niemand flüstert, aber schreien ist verboten. Eine Gruppe von Mädchen hockt kichernd um einen Computer herum. Der Computer klickt. Wahrscheinlich machen sie Fotos. Ein dunkel gekleideter Junge sitzt über seinen Bildschirm gebeugt da. Zwei andere Jungen tippen wie wild auf ihren Schirmen herum, aber ich weiß nicht, ob sie arbeiten oder spielen. Dev und ich wollen für unser
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