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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released
Autoren: Oliver Uschmann
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habe beim Rasthof angerufen und nach Ilkay verlangt.«
    »Wer ist denn jetzt Ilkay?«, fragt mein Vater.
    »Ilkay ist ein stolzer Kaffeetürke«, antworte ich. »Jedenfalls habe ich ihn erst mal schimpfen lassen und dann habe ich ihn gefragt, ob Jan-Eric vielleicht ein Stammkunde ist. Ich hab ihm den Mann und den Wagen beschrieben. Er hat herumgezetert, weil wir ihn so veräppelt haben mit dem Tunnel, und ich sagte ihm: Gerade drum!«
    »Wie, gerade drum?«
    »Na ja, ich sagte ihm, falls er Jan-Eric kenne und mir das nicht sage, würde ich seinem Chef verraten, dass er uns durch den Tunnel gelassen hat.«
    »Was für ein Tunnel?«, jammert mein Vater. Er denkt wahrscheinlich: Mein Sohn häuft an einem Samstag mehr Lügen an als andere Kinder ihr halbes Leben.
    »Das hast du auch nicht getan!« Lukas sieht mittlerweile fast sauer aus.
    »Du hast recht«, lache ich, »das habe ich auch nicht getan.«
    »Boah!«, sagt Flo.
    »Jetzt rück endlich mit der Wahrheit raus!«, drängt Lukas.
    »Aus Lügen, die wir glauben, werden Wahrheiten, mit denen wir leben«, sage ich.
    »Boah!«, sagt Flo noch mal, nur lauter.
    »Meine Güte, Leute! Wie soll ich die Adresse eines Fernsehmenschen schon herausgefunden haben?«
    »Über XING?«
    »Über Stayfriends?«
    »Über Facebook?«
    »Über den Sender?«
    Ich seufze und frage, wie man Nachhilfeschüler fragt, die schwer von Begriff sind: »Was hat Jan-Eric mir denn gegeben, als er sich vorgestellt hat? Na? Seine Visitenkarte!« Die Augen meiner Freunde drehen sich nach links oben. Sie versuchen, sich die Szene ins Gedächtnis zu rufen. »Gut, dass wir das jetzt geklärt hätten«, sage ich. »Papa, wir gehen da jetzt rauf. Ich habe dich auf Kurzwahl.«
    Er schaut auf das Handy, als bedeute diese Information was ganz Schwieriges. Mama hat ihm vor der Abfahrt alles sieben Mal erklärt. Es war sehr anstrengend für ihn. Ich mag es, dass er so altmodisch ist. So, wie ich Herrn Broichs Steinzeittheorie mag. »Wenn es klingelt, komm sofort hoch«, erinnere ich ihn noch mal an unsere Abmachung. »Du brauchst nicht mal abzunehmen oder irgendwas zu machen. Einfach nur loslaufen. Wir schieben unbemerkt was zwischen die Haustür und die Wohnungstür, sodass beide offen bleiben.«
    »Das klappt?«
    »Das klappt, weil niemand jemals auf irgendwas aufpasst. Außer ich.« Lukas schüttelt den Kopf und öffnet die Autotür. Manchmal glaube ich, in unserem Trio bin ich wirklich Hermine Granger.
     
    Jan-Eric ist zu Hause und als er die Tür aufmacht und uns sieht, lässt er die Pappbox mit Nudeln fallen, die er eben noch in der Hand hatte. Patschend verteilt sich der Inhalt auf dem Holzboden.
    »Was macht ihr denn hier?«, fragt er. Wir drängen ihn zurück. Lukas klemmt schnell eine Packung Taschentücher zwischen Tür und Rahmen. Die Wohnung besteht nur aus einem großen Zimmer mit Küchenzeile und Schlafcouch. Am Fenster steht ein Schreibtisch mit Computer und viel Technik. An den Wänden reihen sich DVDs in IKEA-Regalen auf. Es ist nicht die Wohnung eines reichen Mannes. Sie wirkt eher wie ein großes Kinderzimmer.
    »Du hast die Sendung doch gemacht!«, sage ich und werfe einfach eine Flasche von dem kleinen Beistelltisch neben der Couch. Sie ist aus Kunststoff.
    »Ja, Jungs, was soll ich sagen?«
    »Du hast uns Gage versprochen!«, brülle ich. »Ausgenutzt hast du uns! Belogen! Du hast behauptet, die Polizei hätte das Material konfisziert!« Jetzt guckt er auch grimmig. Er mag es nicht, von einem Teenager in seiner Wohnung angemotzt zu werden.
    »Du musst mir gerade was übers Lügen erzählen, du Geschichtenmeister!«
    »Du hast uns beklaut! Das Geld für dich selbst genommen!«
    »Ha!«, lacht er sarkastisch. »Ja, das ganze viele Geld, das ich verdiene!« Er breitet die Arme aus und zeigt durch sein Zimmer. Mir fällt darauf nichts ein. Diese Sekunde nutzt er. »Ich habe diesen Film an den Sender verkauft, obwohl die Bullen mich dafür drankriegen könnten. Ich muss hoffen, dass niemand bei der Polizei das gesehen hat. Deswegen lief es auch nur im Mittagsfernsehen. Was denkt ihr, weswegen ich so ein Risiko eingehe?«
    Das ist allerdings eine gute Frage.
    »Weil es mir noch mieser geht als deinem Vater! Ich bin noch nicht lang dabei und das TV-Geschäft ist hart. Man ist nicht fest angestellt wie ein Lehrer an der Schule! Man kriegt nur Geld, wenn man liefert. Aber nicht so viel wie ein Moderator oder Filmstar. Die kriegen Millionen. Ich kleiner Filmemacher, ich wohne doch nicht umsonst
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