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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released
Autoren: Oliver Uschmann
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neben Juttas Schlemmertempel! Finn, du weißt doch, wie das ist, wenn man am Rande der Pleite steht.«
    Ich werde rot und mir wird wieder warm im Bauch und unter den Rippen. »Nein, das weiß ich nicht«, lüge ich.
    »Seid ihr pleite?«, fragt Flo und macht große Augen. Lukas presst die Lippen zusammen und schüttelt den Kopf, ehe er seine Augen auf Flo richtet. »Was denkst du denn, warum ich nichts gesagt habe, als Finn plötzlich zustimmte, von der Straße abzubiegen und zu schummeln?«
    »Du hast das gewusst?«, fragen Flo und ich gleichzeitig.
    »Ja, ab und zu fällt auch mir Fußballer etwas auf«, sagt Lukas. Er sieht mich an. »Du bist mein Freund, Finn, und ich sehe auch genau hin.«
    »Aber ich habe doch kein Wort über die Probleme erzählt …«
    Jan-Eric setzt sich seufzend an seinen Schreibtisch und sieht mich väterlicher als mein Vater an. »Kleiner, merk dir mal Folgendes: Man kann mit vielen Worten lügen, aber man kann auch ganz ohne Worte die Wahrheit sagen.«
    Ich lasse die Schultern hängen. Jan-Erics Bildschirm flimmert. Er sagt: »So was wie mit euch, das war eine gute Chance. Wären wir nicht von der Polizei erwischt worden, hätte ich das wirklich groß rausbringen können. Sonst muss ich immer nehmen, was sie mir geben. Heute zum Beispiel. Da muss ich nach Aachen zu einer langweiligen Jubiläumssache. Irgend so ein Kulturkram. Eine alte …« Jan-Erics Stimme wird immer leiser, doch dafür beginnen seine Augen zu leuchten. »Warte mal«, sagt er und wühlt hektisch in den Unterlagen auf seinem Schreibtisch. Er zieht ein paar Ausdrucke hervor. »Leute, das ist eine Druckmanufaktur. War das nicht das, was dein Vater macht?«
    Ich schaue auf die Blätter. Uralte Setzbuchstaben sind dort abgebildet. Sauber und groß. So ähnlich sah es bei uns zu Hause im Keller auch mal aus. Aufgeräumt. Liebevoll. Damals, als die Holzregale noch standen. Edle Handarbeit steht auf dem Ausdruck, den Jan-Eric von der Webseite der Firma gemacht hat. »Wir fahren mit dahin«, beschließe ich spontan. Jan-Eric zieht fragend die Augenbrauen hoch. »Mein Vater und ich. Wir alle. Wir fahren mit. Wenigstens das bist du uns schuldig.«
    Jan-Eric guckt auf die Uhr. »Ich muss aber gleich los.«
    »Das trifft sich gut, denn mein Vater wartet unten im Auto.«
    »Was? Hier? Vor meiner Tür?«
    »Ja.«
    Jan-Eric schluckt. Sein Hals wölbt sich so doll aus, als hätte er einen Tennisball runtergewürgt. Ich klopfe ihm auf die Schulter und sage mit gespieltem Bedauern: »Jan-Eric. Ich glaube, es wird Zeit, dass du meinen Vater kennenlernst.«

DIE DRUCKMANUFAKTUR
    Und wie Jan-Eric meinen Papa kennenlernt. Meine Güte. Das ist kein Spaß für Jan-Eric. Erst macht mein Vater ihn vor allen Imbisskunden vor der Tür zu Juttas Schlemmertempel zur Sau. Dann fahren wir in Kolonne nach Aachen. Jetzt stehen wir vor dem Eingang zum Hof der »edlen Handwerkskunst« und mein Papa faltet Jan-Eric schon wieder zusammen.
    »Und wenn Sie noch jemals irgendeinen Menschen unter achtzehn mit Ihrer Kamera und falschen Versprechungen überrumpeln, glauben Sie mir, dann spüre ich das, und wenn es in vierzehntausend Kilometer Entfernung passiert!«
    »Ja, Herr Anders«, sagt Jan-Eric, »ich habe es jetzt verstanden.« Aber mein Papa will noch einen letzten Satz loswerden. Er tippt mit dem Finger auf Jan-Erics Brust und sieht ihm aus nur zwanzig Zentimeter Gesichtsabstand in die Augen. »Glauben Sie mir, Herr Baumann. Selbst wenn Sie auf die Cookinseln reisen und dort ein paar Teenager im Urlaub überreden würden, auch nur unerlaubt auf einer geschützten Riesenschildkröte zu reiten – ICH würde es merken!«
    Ich schmunzle. So gefällt mir mein Papa! Hätte er dieses Feuer doch bloß noch für seinen Beruf.
    Ein paar Minuten später stehen wir in der alten Druckmanufaktur und meinem Vater steht der Mund offen. Jan-Eric legt dem Chef das Kragenmikrofon und den Sender an. Dabei erklärt er ihm, dass mein Papa seine Redaktionshilfe sei, ein Fachmann, der ihm beim Dreh des Films helfe. Wir Jungs seien Schülerjobber, Kabelträger. Der Chef der Druckmanufaktur glaubt das alles. Er heißt Herr Schmale und ist tatsächlich schmal. Ein lustiger Mann mit Spitzbart, randloser, runder Brille und Lederweste. Die Räume, durch die er uns führt, sind unglaublich. Kein Staubkorn liegt auf dem noblen Holz der Möbel und der Setzkästen, in denen Tausende einzelner kleiner Lettern liegen. Das sind diese kleinen Klötzchen, auf die jeweils ein Buchstabe oder
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