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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut
Autoren: Taavi Soininvaara
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Sekretärin zum Fahrstuhl.
    Auf dem Hof blieb er erst einmal stehen und seufzte tief. Er hatte das besser als erwartet überstanden.
    In Sirens Zimmer herrschte Schweigen. Warum, fragte sich Vairiala, hatte der Chef des Operativen Stabes selbst bei dem Gespräch dabeisein wollen. Sonst kümmerte er sich nie um die praktischen Dinge, sondern trat als Abstand haltende Autorität auf, die aber die Entscheidungen traf. Hatte der Generalstabschef Siren befohlen, sich persönlich der Virusangelegenheit anzunehmen? War das ein Mißtrauensvotum gegen ihn als Leiter der Aufklärungsabteilung?
    Schließlich brach Siren das Schweigen: »Die Lage ist ziemlich ernst. So ein leicht zu kopierender Killervirus zusammen mit dem Gegenmittel wäre eine ideale Waffe für Terrororganisationen oder Diktaturen«, sagte er wie zu sich selbst.
    Seiner Ansicht nach wäre die Anwendung einer biologischen Waffe von der Art des Ebola-Helsinki ein Kinderspiel. Das Blutserum brauchte nicht viel Platz und würde weder mit Hilfe von Hunden noch bei der Durchleuchtung, im Metalldetektor oder mit anderen herkömmlichen Kontrollgeräten entdeckt. Man könnte das Virus gefriertrocknen und zu Pulver verarbeiten, das sich über die Luft verbreiten ließ. Noch leichter wäre es, es beispielsweise in das Frühstücksbüfett eines Restaurants |54| in einem dichtbesiedelten Gebiet einzuschmuggeln. Über die Menschen, die dort aßen, würde sich das Virus verbreiten und Tausende, ja sogar Hunderttausende Menschen anstecken, bevor man auch nur eine Ahnung von seiner Existenz hätte. Die Symptome von Ebola-Helsinki traten laut Manneraho erst zwei oder gar drei Wochen nach der Ansteckung auf. Bis dahin wären die Terroristen längst spurlos verschwunden. In den betroffenen Städten würden Panik und Chaos ausbrechen, nachdem man das Virus erkannt hatte. Wenn die Menschen die Arztsprechstunden stürmten und das Virus die Reihen des Pflegepersonals lichtete, käme es zum Zusammenbruch des Gesundheitswesens. Alle Medien, die etwas auf sich hielten, würden über den Fall berichten und zusammen binnen kurzem die ganze Menschheit in Panik versetzen.
    »Ja, Ebola ist noch wirkungsvoller als eine Kernwaffe. Es ist keine Einwegwaffe, sondern vermehrt und verbreitet sich von allein.« Vairiala wollte zeigen, daß auch er gut über das Virus Bescheid wußte.
    »Und das Gegenmittel macht es zu einem perfekten Erpressungsinstrument«, ergänzte Siren. Er glaubte, die Terroristen könnten als Preis für das Gegenmittel so gut wie alles fordern. Das Opfer der Erpressung wäre gezwungen, schnell auf die Forderungen einzugehen, denn nach der Inkubationszeit würde das Gegenmittel nicht mehr wirken. Jeder Staat, der Geld in seiner Kasse hatte, würde lieber die Forderungen der Terroristen erfüllen, als Millionen seiner Bürger sterben zu lassen. Die größte Gefahr bestand darin, daß sich das Virus mit Reisenden aus dem betroffenen Land in der ganzen Welt ausbreiten könnte. Wenn es zu einer globalen Epidemie käme, könnte man das Antiserum nur einem Bruchteil der Infizierten rechtzeitig geben.
    |55| »Das stimmt«, erwiderte Vairiala nachdenklich und schob sein viereckiges Brillengestell aus Metall zurecht.
    »Die militantesten Kreise scheuen sich nur selten, den Tod unschuldiger Zivilisten in Kauf zu nehmen«, sagte Siren und beobachtete aus dem Augenwinkel Vairialas Reaktion.
    »Auch das stimmt. Aber dieses Ebola-Helsinki dürfte kaum
    Probleme bereiten. Ein Gegenmittel ist gefunden, du hast das einzige Original der Formel, in fertig hergestellter Form gibt es das Mittel nicht, und die einzigen Reagenzgläser mit Ebola-Blut befinden sich in der EELA in Sicherheit. Du hast durch dein Vorgehen die Lage völlig unter Kontrolle«, entgegnete Vairiala und schmierte seinem Chef Honig ums Maul.
    »Glücklicherweise ist es so. Jetzt nehmen wir am besten eine kleine Auszeit und überlegen in Ruhe, was wir tun sollen. Das besprechen wir dann morgen früh. Für den Augenblick dürfte es genügen, die Überwachung des Ebola-Blutes zu organisieren und sicherzustellen, daß sich die Formel für das Gegenmittel tatsächlich nur auf dem von Manneraho übergebenen Blatt Papier befindet und nirgendwo anders. Ja, und den Forscher, der die Formel auswendig kennt, müßte man vielleicht beschatten«, sagte Siren und ging dabei schon zur Tür.
    Vairiala sprang vom Sofa auf.
    »Soll ich also um acht hier sein?« fragte er.
    »Punkt acht«, antwortete Siren und wartete mit ausdruckslosem Gesicht,
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