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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut
Autoren: Taavi Soininvaara
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von Ebola-Zaire eine neue, die nächste Generation von Ebola-Stamms geschaffen. Sie wurde wie üblich nach dem Fundort benannt. Die Blut- und Zelltests der Forschungsgruppe bewiesen, daß Ebola-Helsinki auf den Menschen übertragen wurde. Es breitete sich nicht auf dem Luftweg aus, war aber dennoch extrem gefährlich. So wie Ebola-Zaire würde es neunzig Prozent der Infizierten töten – auch Menschen.
    Um eine Katastrophe zu verhindern wurden die Sicherheitsmaßnahmen in der EELA bis aufs äußerste verschärft. Affen und Menschen sind biologisch fast identisch, und deshalb werden die meisten Krankheiten zwischen ihnen ohne Schwierigkeiten übertragen. Auch Ebola-Helsinki. Die Gesundheitsbehörden und die Polizei waren übereinstimmend der Auffassung, daß der Virenfund erst nach dem Ausbruch einer Epidemie veröffentlicht werden sollte oder wenn die Gefahr gebannt war. Man fürchtete, daß Panik ausbrechen und der Alltag empfindlich gestört werden könnte.
    Nach Ablauf der Inkubationszeit bestätigte sich, daß nur zwei philippinische Affenjäger infiziert waren. Man hatte die beiden Männer jedoch rechtzeitig isoliert, und so konnte sich Ebola nicht ausbreiten. Eine Katastrophe war durch das rasche Handeln auf dem Flughafen Seutula und in der EELA sowie durch die modernen Verfahren beim Verladen von Flugfracht verhindert worden: Niemand auf den Flughäfen oder in Finnland hatte die Affen berührt.
    |11| Der Tiergroßhändler aus Manila, von dem die Affen für den Helsinkier Zoo stammten, hatte die Tiere bei verschiedenen Jägern erworben und jeden Affen in einem eigenen Käfig gehalten. Dadurch hatten sich die meisten Affen nicht angesteckt und konnten als Versuchstiere verwendet werden. Die Forschungsgruppe begann die Arbeit zur Entwicklung eines Gegenmittels für Ebola-Helsinki.
    Als die Nachricht schließlich veröffentlicht wurde, verurteilten die Medien in scharfem Ton das Vorgehen der Behörden, die den Fall fast einen Monat lang verheimlicht hatten.
     
    Die hermetisch dichte Stahltür des Kontrollraums schloß sich hinter Ratamo, und er betrat den Versammlungsraum. Der befand sich in der dritten Sicherheitsstufe, in der Krankheiten mit einem hohen Ansteckungsrisiko wie Milzbrand, Fleckfieber und HIV erforscht wurden. Im Versammlungsraum traf man die Vorbereitungen für den Übergang zur vierten Sicherheitsstufe, auch »die Front«, wie sie wegen der Lebensgefahr allenthalben hieß.
    Ratamo war überzeugt, daß auch die Gegenmittelversion Nummer fünfhundertsieben nicht wirken würde. Die Forschungsgruppe schuftete schon seit drei Monaten fast vierundzwanzig Stunden am Tag, um ein Mittel gegen Ebola-Helsinki zu finden. Ein Teil der Gruppe betrieb wissenschaftliche Grundlagenarbeit, ein zweiter Teil stand in Kontakt mit anderen Forschern, ein dritter entwickelte neue Gegenmittel, die der vierte testete. Ratamo hatte sich auf die Herstellung von Gegenmitteln konzentriert.
    Er war allein im ganzen Haus, und das ärgerte ihn. Wie üblich war er am Morgen viel zu spät gekommen, daraufhin hatte Manneraho ihn zu Überstunden verdonnert. Ratamo wollte |12| das Gegenmittel, das er am Tag entwickelt hatte, noch testen, selbst wenn er dafür die ganze Nacht brauchen sollte. Früh würde er sich dann richtig ausschlafen, egal, was Manneraho dazu sagte.
    Ratamos Bewegungen wirkten routiniert. Er rieb sich die Hände mit Talkum ein, zog dünne Gummihandschuhe an und befestigte sie mit Klebeband sorgfältig an dem aseptischen Operationsanzug; mit den Strümpfen verfuhr er an den Hosenbeinen genauso. Dann nahm er vom Kleiderständer den biologischen Raumanzug, auf dessen linkem Arm sein Name stand. Den unter Druck stehenden Chemturion-Anzug trug man beim Umgang mit äußerst gefährlichen und leicht ansteckenden Mikroben. Ratamo schob die Finger in die dicken, mit Dichtungen am Anzug befestigten Gummihandschuhe und zog den hermetischen Reißverschluß zu. Als letztes verband er einen Luftschlauch, der an der Wand hing, mit seinem Anzug, damit der durch die Körperwärme entstandene Dampf abgeleitet werden konnte.
    Bevor er die dritte Sicherheitsstufe verließ, schraubte er den Luftschlauch ab und öffnete dann die Stahltür zur Luftschleuse, die an »die Front« führte. Dort wurden extrem infektiöse Viren wie Lassa, Hanta und Ebola untersucht. Diese Viren waren tödlich, weil es noch kein Heilmittel dagegen gab. Als sich die Tür geschlossen hatte, wurde er im ultravioletten Licht der engen Luftschleuse unter der
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