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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut
Autoren: Taavi Soininvaara
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formulieren.
    Manneraho bestätigte, daß die Ebola-Helsinki-Viren aktiv waren, und zwar todsicher. Sie wurden im Gefrierschrank bei -120° Celsius aufbewahrt, wo sie sogar Jahrzehnte überlebten. Die Blutröhrchen seien in zwei Kühlboxen gepackt worden, für den Fall, daß sie für längere Zeit aus dem Gefrierschrank herausgenommen werden müßten. Die Boxen besäßen in hervorragender Weise die Fähigkeit, Kälte zu speichern, und dank des Kohlensäureeises, das in ihnen enthalten war, würde das Blut in den Röhrchen auch bei Zimmertemperatur einige Tage lang in erstklassigem Zustand bleiben.
    |51| »Haben Sie die Informationen Ratamos überprüft oder mit Gegenproben kontrolliert?« erkundigte sich Vairiala und strich über seine Glatze. Sein Fuß bewegte sich auf und nieder, wie die Nadel einer Nähmaschine.
    Manneraho wünschte, er hätte die Ergebnisse der Gegenversuche abwarten können. Er hatte jedoch nicht gewagt, das Risiko einzugehen, daß in der Zwischenzeit sein Vorgesetzter die Virus-Angelegenheit an sich riß. Also verteidigte er den Ruf Ratamos als Wissenschaftler vor seinen Zuhörern fast ein wenig trotzig: Der Mann sei ein Profi und würde sich in so einer wichtigen Sache nicht irren. Es fiel Manneraho leicht, einen überzeugenden Eindruck zu hinterlassen, weil er sicher war, daß das Gegenmittel wirkte. Es hatte drei an dem Virus erkrankte Affen geheilt, und das war der bestmögliche Beweis.
    Vairiala wollte wissen, ob Manneraho oder Ratamo die Struktur des Antiserums mündlich irgend jemandem verraten hatten.
    Manneraho fand, daß Vairiala nervös wirkte. Fürchtete er möglicherweise seinen Vorgesetzten? Der Professor beteuerte, er habe niemandem gegenüber auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt. Seiner Meinung nach hatte auch Ratamo keine Zeit gehabt, jemandem etwas von der Formel des Gegenmittels zu erzählen, höchstens seiner Frau. Er sagte, er habe bei einer Prüfung der Zugangskontrolle in der EELA festgestellt, daß Ratamo das Labor erst nachts um vier Uhr verlassen hatte und nach seinen eigenen Angaben gegen Mittag direkt aus dem Bett zur Arbeit und gleich in das Zimmer seines Chefs gekommen war.
    Siren war offensichtlich mit den Antworten zufrieden. Nur drei Menschen kannten die Formel des Gegenmittels.
    »Und diese vierzig Blutröhrchen würden also reichen, um |52| eine Massenvernichtungswaffe herzustellen?« fragte Siren, während Manneraho seinen Kaffee schlürfte.
    Im Prinzip genüge auch ein Reagenzglas mit Blut, versicherte Manneraho. Ein wenig zugespitzt könne man sagen, daß es möglich sei, das Virus unendlich oft zu vervielfältigen. Dafür brauche man nur einen fachkundigen Virologen und ein anständiges Labor.
    Vairiala hatte offensichtlich genug Fragen gestellt, denn er saß schweigend auf seinem Stuhl und machte sich Notizen.
    Manneraho schaute Siren an und wartete, was nun kommen würde. Die Nase des Generals war seiner Meinung nach so groß, daß sie im Gesicht eines kleineren Mannes wie ein Rüssel ausgesehen hätte.
    »Du hast dich ganz vorbildlich verhalten, Eero. Diese Entdeckung hätte zu einer Katastrophe führen können, aber jetzt sieht es so aus, als würden wir mit dem bloßen Schrecken davonkommen, und das ist dein Verdienst. Du kannst sicher sein, daß du dafür die dir zustehende Anerkennung erfahren wirst, wenn die praktischen Dinge erledigt und die Risiken endgültig eliminiert sind. Doch die Verantwortung für diese praktischen Fragen wird nun auf Pekka Vairialas Schultern ruhen«, sagte Siren feierlich.
    »Ich hielt es für das beste, so zu handeln. Vielleicht ist das von Nutzen, wenn wieder einmal der Titel eines Akademiemitglieds verliehen wird«, erwiderte Manneraho sichtlich aufgeregt, bereute aber sofort, daß er sich so plump ins Spiel gebracht hatte.
    Siren ließ einen Augenblick lang nachdenklich seine Finger knacken, dann bat er Vairiala, dem Professor vorläufige Verhaltensmaßregeln zu geben, bis man über alle erforderlichen Maßnahmen entschieden hätte.
    |53| Vairiala forderte Manneraho auf, anschließend auf dem kürzesten Weg nach Hause zu gehen, und versprach, einer seiner Mitarbeiter werde ihn am nächsten Morgen anrufen und informieren, was in der EELA getan werden sollte. Bis dahin sollte Manneraho in seiner Wohnung bleiben und durfte mit niemandem auch nur eine Silbe über die Angelegenheit reden.
    Als Siren sich erhob und zu verstehen gab, daß die Begegnung beendet war, reichte Manneraho den Offizieren die Hand und folgte der
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