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Finnisches Blut

Finnisches Blut

Titel: Finnisches Blut
Autoren: Taavi Soininvaara
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Begeisterung. »O Mann! In Liminganlahti ist ein Schwarm Spitzschwanzstrandläufer gesichtet worden. Ich muß sofort los.«
    Aalto zog sich an und packte seine Sachen ein, dabei bewegten sich seine Hände so schnell wie bei einem Beerensammler.
    Amüsiert beobachtete Ratamo, wie begeistert der leidenschaftliche Vogelliebhaber war. Sein Saunabier mußte er nun offensichtlich allein trinken.

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    Das Taxi fuhr am prächtigen Paradetor des Generalstabs vorbei und hielt sechs Minuten vor sechs am Nebeneingang in der Fabianinkatu. Der Wachhabende fragte, mit wem Manneraho verabredet sei, überprüfte die Angaben, gab ihm eine Besucherkarte und beschrieb ihm den Weg.
    Eine Frau in einem enganliegenden schwarzen Hosenanzug begrüßte Manneraho, als er den Fahrstuhl verließ.
    »Der General kommt sofort. Folgen Sie mir in sein Zimmer, wo Sie bitte noch einen Moment warten«, sagte die Sekretärin höflich. Sie begleitete den Gast auf dem Flur der dritten Etage bis in Sirens Zimmer und bot ihm einen Kaffee an.
    Manneraho schaute auf ihre Beine, als sie das Zimmer verließ. Der finnische Kaffee schmeckte bitter. Er trank meist nur Illy-Espresso.
    Sirens Zimmer wirkte geräumig. Der Schreibtisch, die Bücherregale und der Couchtisch waren aus dunklem Holz, und an den Wänden hingen Gemälde, die Manneraho nicht kannte. Die schwarze Ledercouch und die Sessel waren alt und seiner Meinung nach schon zu abgenutzt. Der orientalische Teppich sah echt aus. Er fragte sich, ob sich die Streitkräfte so etwas leisten konnten.
    Gerade als er eine Teppichecke anhob und dem Zertifikat des Importeurs entnahm, daß es sich um einen echten iranischen Hamada handelte, betrat Siren das Zimmer. Begleitet |49| wurde er von einem kahlköpfigen, spindeldürren Mann, den Manneraho noch nie gesehen hatte. Ein Virologe war es jedenfalls nicht, denn dann hätte er ihn gekannt.
    »Tag. Du hast anscheinend schon einen Kaffee bekommen«, sagte Siren in halb vertraulichem Ton und reichte ihm seine große Hand.
    »Herr General.« Manneraho verbeugte sich leicht, während er Siren die Hand gab. Der Mann war eine beeindruckende Erscheinung. Er hatte markante Gesichtszüge, war groß, kräftig gebaut, blond und barsch.
    »Sicherheitshalber habe ich Pekka Vairiala, den Chef der Aufklärungsabteilung, mitgebracht, ihr seid euch sicher noch nicht begegnet. Bei dieser Geschichte ist es am besten, sehr genau vorzugehen, damit kein Schaden entstehen kann«, erklärte Siren, während Vairiala dem Professor die Hand gab. Die zwei hochrangigen Geheimdienstoffiziere in ihren Uniformen betrachteten den Gast erwartungsvoll. Es fiel Manneraho schwer, seine Genugtuung zu verbergen, die er empfand, weil Siren dem Fall soviel Beachtung schenkte. Doch dann befiel ihn Unsicherheit. Diese Männer waren Profis, sie kannten die Viren, die sich für die biologische Kriegsführung eigneten. Und wenn ihnen nun der wahre Grund für seinen Besuch klar wurde?
    »Also dann erzähle mal, Eero … Es ist dir doch recht, wenn ich dich duze?«
    »Aber natürlich.«
    »Ja, also dann erzähle die ganze Geschichte mal etwas ausführlicher. Ich habe Pekka nur einen kurzen Überblick gegeben, weil auch meine Informationen noch sehr lückenhaft sind«, sagte Siren und suchte sich auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch eine bequemere Haltung.
    Manneraho erzählte alles, was er über das Ebola-Virus wußte |50| und was in der EELA seit Anfang Mai bis zum Morgen dieses Mittwochs geschehen war. Und er hob seine Rolle als Leiter der Forschungsgruppe hervor.
    »Alles Material, das mit dem Gegenmittel zusammenhängt, befindet sich also in deinem Besitz?« erkundigte sich Siren, als Manneraho am Ende angelangt war.
    Mit ernster Miene versicherte Manneraho, nur er besitze die Formel des Antiserums und niemand anders nirgendwo. Er überreichte Siren die Diskette, die Ratamo ihm gegeben hatte, und die einzige schriftliche Version der Formel des Gegenmittels.
    »Hast du davon Kopien für dich angefertigt?« fragte Siren und starrte den Professor durchdringend an.
    »Nein. Ich kenne die Formel auswendig«, log Manneraho.
    Die Antwort kam so schnell und klang so aufrichtig, daß Siren glaubte, der Mann sage die Wahrheit.
    »Sind diese noch übriggebliebenen vierzig Röhrchen mit Ebola-Blut in einem Zustand, daß man die Viren verwenden kann – oder anders gefragt, sind sie lebendig, oder wie nennt man das im Zusammenhang mit Viren, sind sie aktiv?« Siren wollte seine Frage möglichst genau
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