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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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zwar?«
    »Wozu das alles, und warum so? Und zweitens: Was wolltest du denen eigentlich im Austausch gegen Coralie bieten? Falls es tatsächlich zu Verhandlungen gekommen wär?«
    »Ich hab eine Schwäche für rothaarige Plappergeister. Bis Coralie entführt wurde, hab ich tatsächlich überlegt, alles der Polizei …« Er zuckte mit den Schultern. »Aber die ist sowieso überlastet. Die Wirtschaft ist wie immer beteiligt. Und die mit dem kleinen restlichen Spielraum sind so mit Rauch- und Schreibverboten beschäftigt, die werden nicht genügend Visa bewilligen, um mehr als eine Handvoll Afghanen zu retten. Also. Und wenn dabei auch noch Geld abfällt …«
    »Warum so?«
    »Ich wollte noch was erleben, bevor ich die Zehen nach oben drehe und Raumtemperatur annehme.« Er grinste. »Und als Verhandlungsobjekt hatte ich deine Kenntnisse, deine Aussage und, eh, dich persönlich vorgesehen.«
    »Du Arsch.«
    »Jederzeit gern.«
    »Was passiert eigentlich mit Seidler?« sagte ich.
    Baltasar räusperte sich. »Kleiner Trottel«, sagte er. »Die hohen Herren wissen doch nie etwas von dem, was ihre Untergebenen tun. Es sei denn, Abromeit packt aus. Apropos Abromeit.« Er tätschelte mir die Wange. »Es mag dir dies zu läßlicher Verblüffung gereichen.«
    Da er nicht weitersprach, sagte ich: »Was denn, du dicker Teufel?«
    Er schmatzte. »Hab ich doch schon mal gehört? Egal. Wie viele der Kanaillen des Landes ist Abromeit natürlich ursprünglich Jurist. Und Antiraucher, häh. Errätst du, was er vor seinem Aufstieg bei Seidler getan hat? So Mitte bis Ende der Neunziger?«
    »Du wirst es mir bestimmt gleich sagen.«
    »Er hat die Affen beraten, die damals diese sogenannte Rechtschreibreform ausgeheckt haben.«
    »Das hast du dir gerade ausgedacht!«
    »Hab ich nicht. Es hängt eben alles mit allem zusammen, und die unwahrscheinlichen Zufälle sind immer auf meiner Seite.«
    »Wenn du meinst …«
    »Ehe wir reingehen«, sagte er, »wollte ich doch bemerken, daß ich an dem Morgen bei dir, als ich an einer deiner Selbstgedrehten geschnüffelt habe, einen leisen Benzinhauch …«
    »Kann gar nicht sein. Komm, ich hab Durst.« Ich holte mir ein Kölsch und wollte zu Coralie gehen, aber Gereon fing mich ab.
    »Eh, Jungchen«, flüsterte er. »Ich wollte bloß sagen, schade um all die Schnäpse, die ich letzten Sonntag hinter deinem Rücken weggeschüttet hab; ich mußte doch auf das Haus achten. Und ich hab da olle Klamotten gefunden, in der Ecke vom Garten, hinter Sträuchern, weißt du. Haben ein bißchen nach Benzin gestunken, da hab ich sie verbrannt. Meinst du, jemand vermißt die?«
    »Glaub ich nicht. War wohl das beste so.«
    Er nickte und gab mir einen leichten Schubs. »Geh schon, ehe die einschläft.«
    Coralie schaute auf, als ich zu ihr kam. »Du«, sagte sie. »Vorhin, eben, neulich, im Wald …« Sie hakte den Zeigefinger eine Sekunde hinter meinen Gürtel und ließ die Hand dann sacht abwärts gleiten. »Hab ich das richtig gespürt?«
    Ich streichelte ihre Wange.
    »Hat sich gut angefühlt. Und dringend.«
    »Und wie. Ich hoffe, es hat nicht gestört.«
    Sie lachte. »Du bist doof. Gibt’s da draußen irgendwo Moos oder so was?«
    Ich dachte an die Schrift auf ihrem Sweatshirt, nahm ihre Hand und zog sie hoch. »Eine warme Nacht; wir können ja mal nachsehen.«
    Als wir draußen waren und Hand in Hand flußaufwärts gingen, sagte sie: »Hier auch dringend. Ist es noch weit?«
    »Gleich da vorn.«
    »Gut; bis zu dir schaff ich’s nicht mehr, ohne im Stehen einzuschlafen.«
    Neben dem Radweg fanden wir hinter einer Baumgruppe eine weiche, sichtgeschützte Stelle. Coralie öffnete meinen Gürtel, dann ihren, und streifte ihre Jeans ab. »Mach schnell«, murmelte sie.
    Ich ließ die Jacke fallen und öffnete die oberen Knöpfe, um das Hemd über den Kopf zu ziehen. »Was hattest du mir eigentlich sagen wollen?« sagte ich dabei. »Am Telefon, beziehungsweise eben nicht am Telefon?«
    Sie gluckste. Als ich das Hemd ausgezogen hatte, sah ich sie hinreißend nackt in einem Mondscheinflecken stehen, und ich glaube, mir wurden die Knie weich.
    »Kann ich jetzt nicht überprüfen«, sagte sie. »Ist nicht hell genug.«
    »Was denn?«
    »Nach dem Rums, an dem Morgen.« Sie ließ sich zu Boden sinken und zog mich mit sich. »Inzwischen ist mir eingefallen, daß ich da was gesehen hab. Im Nebel. Da ist ein nackter Mann am Feld langgelaufen und war dann weg. So als ob er in den Garten von dem Haus gerannt wär, wo ich
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