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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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bäumte sich auf, stieß mich von sich, rollte zur Seite. Ich kam halb auf den Rücken, tastete, fand den Griff von Baltasars Stockdegen und sah Hegel, der auf den Wall gesprungen war, Matzbach die Pistole aus der Hand trat und sich auf uns stürzte. Irgendwie gelang es, rechtzeitig die Hand zu bewegen, zu drehen; Hegel stürzte in den Degen.
    Und plötzlich hörte ich die verzerrte Stimme aus der Ferne, die behauptete, Polizei zu sein und alles umstellt zu haben und aufforderte, die Waffen zu strecken. Oder niederzulegen.

15. Kapitel
    Matzbach hatte einen Waffenschein für seine Pistole. Masud hatte Handschuhe getragen – wer auch immer das Armalite benutzt hatte, es gab keine Fingerabdrücke. Auch nicht an der von mir benutzten Pistole; ich nehme an, Matzbach hatte sie abgewischt. Einer der Beamten knurrte etwas von Schmauchspuren; ein anderer sagte etwas von berechtigter Notwehr und fragte, ob jemand sich wirklich mit Blasrohren beschäftigen wolle. Nachspiel, morgen, Vernehmung, Präsidium, keine Fluchtgefahr, genug mit der Bearbeitung der richtigen Schufte zu tun …
    Gegen Mitternacht – es hätte auch die des nächsten Tages sein können – fielen wir in der
Furt
ein. Mick und Helga waren dabei aufzuräumen und zu schließen. Keine Gäste mehr außer Adelheid, und die lag schnarchend in der Ecke vor der Musikbox, die nacheinander
Heißer Sand
und
Brennend heißer Wüstensand
und
I’ve Been Through the Desert on a Horse with no Name
spielte und danach, zur Abkühlung,
Les neiges du Kilimandjaro
.
    Ein schweigsamer Mann, der einen dunklen Anzug trug und seinen Namen nicht nennen mochte, war mitgekommen. Genauer: Er hatte den Wagen gelenkt, auf dessen Rücksitz ich Coralies Hand hielt, während Matzbach auf dem Beifahrersitz gegen etwas protestierte, was ich nicht verstand. Der dunkle Mann redete zu leise, Baltasar widersprach zu laut; ich glaube, es ging um die wenigen Dinge, über die man reden durfte, und die vielen, von denen man zu schweigen hatte. Auf dem Weg zur Tür der
Furt
sagte Matzbach wütend: »Ach, hören Sie mir doch mit Wittgenstein auf!«
    »Mit wem?«
    »Was war denn da drüben im Wald los?« sagte Mick, als wir ihn und Helga überredet hatten, noch nicht zu schließen. Er zapfte, und Helga entkorkte Weinflaschen. »Jemand hat was von einer Schießerei erzählt; wißt ihr was?«
    »Eine kleine Meinungsverschiedenheit«, sagte der Dunkle. »Hat sich aber in Wohlgefallen aufgelöst.«
    »Ach so. Na dann.«
    Gereon erhielt das erste Kölsch. Er hob es, betrachtete es liebevoll und zwinkerte mir zu, während er es auf einen Zug leerte. »Nachschub«, rief er. Dann sagte er leiser zu mir: »Ich sollte dir wohl noch eine Kleinigkeit stecken.«
    »Später«, sagte ich. »Gleich.« Ich schnappte mir ein Weinglas und brachte es Coralie, die auf einem Stuhl eher hing denn saß. Sie gähnte, nahm das Glas, lächelte und sagte: »Du, wir …«
    »Gleich«, sagte ich. »Moment noch.«
    Zaches saß im Schneidersitz auf dem Tisch neben der Musikbox, trank Wodka aus einer Flasche, ließ sie sinken und rief: »BoBo, auf ein Wort!«
    »Alsbald«, sagte ich. »Morgen.«
    »Nein, jetzt.« Matzbach packte mich am Arm und zog mich aus dem Lokal; der Dunkle folgte.
    »Was soll das?« sagte ich. »Ich will …«
    »Zuhören, das willst du. Den anderen kann ich’s nachher in der demolierten Hütte noch beibringen.«
    »Was denn?«
    »Die offiziell verschwiegene Version.«
    Der Dunkle seufzte. »Machen Sie schon!« sagte er.
    »Hegel ist tot«, sagte Matzbach. Er klopfte mir sanft auf die Schulter. »Irgendwie mit einer Degenspitze kollidiert. Drei andere von den Buben sind verletzt, unterschiedlich heftig.«
    »Abromeit?« sagte ich.
    »Leider heil geblieben, darf jetzt aber ganz lange mit ein paar Staatsanwälten plaudern.«
    »Was ist mit Nawazish?«
    »Den hat es nie gegeben«, sagte der Dunkle.
    »Er hat Oswin …«
    »Den hat es auch nicht gegeben.«
    »Nawazish ist auf dem Weg nach Washington. Oder Langley«, knurrte Matzbach. »Vorrangige Interessen und so was. Wird vielleicht später mal …«
    »Wird er nicht«, sagte der Dunkle.
    »Kurzfassung für dich.« Matzbach sog Luft durch die Schneidezähne. Im Halbdunkel vor der erleuchteten Kneipe sah er zehn Jahre jünger aus als vor ein paar Tagen. Erstaunlich, dachte ich, was Tabak, Kaffee und ein bißchen
action
so bewirken. »Ein paar Firmen, die Seidler koordiniert, liefern allerlei Material und Kenntnisse nach Afghanistan …«
    »Keine Einzelheiten«,
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