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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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am Fenster; wir wollen doch nicht überrascht werden. Und die anderen bitte eintreten und setzen, soweit die Stühle tragen.«
    Nawazish hatte Coralies Arm umklammert; nun ließ er sie los. Coralie wandte sich ihm halb zu, als ob sie ihn anspucken wollte. Sie rieb sich die Stelle, wo er seine Greifspuren hinterlassen hatte, und kam zu mir neben den Tisch. Ihr Mund war mit einem grauen Klebeband verschlossen.
    Ich versuchte zu lächeln; ich fürchte aber, es war bestenfalls eine Grimasse. »Setz dich da in den Sessel«, sagte ich. »Schön, dich zu sehen.«
    »Schmusen könnt ihr später«, sagte Matzbach. »Ich stelle zu meiner Befriedigung fest, daß der erste Teil der Verhandlungen eigentlich schon vorbei ist.«
    Nawazish tänzelte zur Seite. Er ließ die Arme baumeln, und ich war nicht sicher, ob er nicht doch noch eine kleine Waffe oder ein Messer hatte. Sicher war ich mir jedoch, daß ich seine geschmeidigen Bewegungen überhaupt nicht mochte. Panther, dachte ich, oder Kobra vorm Zustoßen.
    Niemand wollte sich setzen. Außer Coralie, die sich in den Sessel fallen ließ, das Klebeband abriß und dann weiter ihren wehen Arm rieb.
    »Wir haben unseren Teil der Abmachungen eingehalten«, sagte Abromeit. »Jetzt sind Sie dran.«
    »Masud«, sagte Zaches, »übernimm du mal die Flinte.«
    »Wie finden Sie unser kleines Arsenal?« sagte Matzbach.
    Abromeit runzelte die Stirn. »Spielen Sie gern mit Blasrohren? Was für ein Museum haben Sie denn geplündert? Kommen Sie zur Sache, Mann!«
    »Ich bring den Kram jetzt weg«, sagte Zaches. »Den brauchen wir ja nicht mehr.«
    »BoBo«, sagte Coralie. »Ich platze gleich. Ich kann nicht mehr den Mund halten. Die haben mich …«
    »Das tut doch jetzt nichts zur Sache.« Abromeit klang deutlich gereizt.
    »… und so einen ekligen Kleber auf den Mund, weil ich im Auto nicht die Klappe …« murmelte Coralie.
    »Hältst du mir mal die Tür auf, BoBo?« Zaches hatte Armbrust, Blasrohr, Bogen, Köcher und Machete in den Armen.
    »… und weißt du, was sie mir zu essen …« Coralie klang ziemlich wütend. Sie redete leise, aber immer schneller und ohne jede Pause.
    »Moment«, sagte ich. Ich öffnete die hintere Tür; Zaches zwinkerte mir zu und ging hinaus. Ich schloß die Tür nicht hinter ihm, sondern lehnte sie nur an.
    »Was ist mit Ihrem angeblichen Zeugen?« sagte Abromeit.
    »Wollen Sie sich wirklich nicht setzen?« Matzbach stand immer noch mitten im Raum, auf seinen Spazierstock gestützt. »Man sollte gute Sitzgelegenheiten nicht schmähen; die Dankbarkeit des eigenen Afters könnte einem später fehlen.«
    »Ich bin der Zeuge«, sagte ich.
    »… und so ein schmales, hartes Bett; ich hab kein Auge …«
    »Was genau haben Sie denn gesehen? Beziehungsweise wollen Sie gesehen haben?« Abromeit starrte mich finster an; dann blickte er auf die plappernde Coralie und hob die Hände. Ich dachte, er würde sich die Ohren zuhalten, aber dann ließ er die Hände wieder fallen.
    »Oswin Roggendorf«, sagte ich.
    »Hat’s Spaß gemacht, Nawazish?« Masud hatte sich hinter den Tisch gesetzt und richtete das Gewehr auf den Pakistaner.
    »Ich finde, ein bißchen Musik wäre jetzt nicht schlecht«, sagte Matzbach.
    Hegel blickte Baltasar an, dann Masud, dann mich, dann Coralie, dann wieder Baltasar. »Ist das hier ein Irrenhaus?«
    Abromeit wandte sich halb zu ihm um. »Ruhe!«
    »Keine Ruhe; ich muß reden, weil ich sonst platze. Und dieser Kellerraum war feucht und kalt und glitschig«, sagte Coralie.
    »Oswin wollte mir etwas erzählen. An dieser Kneipe …«
    »
Die Furt
«, sagte Hegel.
    »Weiß ich doch«, sagte Abromeit.
    »Gutes Lokal, übrigens.« Matzbach schmatzte. »Erstklassige Bockwürstchen, und sogar ein trinkbarer französischer Landwein.«
    »… zu trinken hab ich nur Wasser gekriegt …«
    »Er hatte aber noch nichts sagen können, als dieser Prolo-Benz angebraust kam und Ihre netten Jungs mit Schießen angefangen haben«, sagte ich.
    »Nette Jungs tun so was eigentlich nicht.« Matzbach schüttelte den Kopf; seine Stimme klang nach mildem Tadel. Der alte Volksschullehrer, der die Tafel verschmiert vorfindet.
    Ich überlegte, ob Zaches schon genug Zeit für seine Vorbereitungen gehabt hatte. »Oswin«, sagte ich, »ist dann hinter einen Baum geflüchtet, und vom Wagen aus hat jemand mit einer Kalaschnikow geschossen.«
    »Ein Nachttopf«, sagte Coralie. »So ‘n altes Porzellandings, nicht mal ein Klo …«
    »Apropos Klo«, sagte Matzbach. »Möchte einer
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