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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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der Herren mal müssen? Oder müßte jemand mögen? Oder wie?«
    »Chef, die verarschen uns doch!«
    »Halten Sie die Klappe, Hegel! Was haben Sie denn angeblich sonst noch gesehen?«
    »Nawazish«, sagte ich. Dabei blickte ich den Pakistaner an, der Coralie mit so etwas wie Hunger betrachtete. Als ich seinen Namen nannte, schaute er zu mir. Sein Lächeln war bestenfalls geringschätzig.
    »Mindestens ein Dutzend Leute kann bezeugen …«, sagte er.
    »Hilfe!« schrie Zaches von irgendwo weiter hinten. »Eine Klapperschlange! Hilfe!«
    »… und die ganze Nacht dieser tropfende Wasserhahn …«
    »Oder ein Glas Wasser?« sagte Matzbach.
    »Falscher Alarm!« schrie Zaches. »War nur ein Gartenschlauch.«
    »Oswin ist nach links ausgewichen, und da hat Nawazish ihn erschossen.«
    »Und wo haben Sie angeblich gesteckt, als Sie das gesehen haben?«
    »Im Interesse aller Beteiligten«, sagte Matzbach.
    »Nur eine dünne Wolldecke«, sagte Coralie.
    »Sie spinnen doch«, sagte Nawazish.
    »Unter den Zweigen der Trauerweide am anderen Ufer«, sagte ich. »Den Hergang hab ich aufgeschrieben und einem Anwalt zur Verwahrung gegeben.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das alles aufschreiben kann«, sagte Coralie. »Mir zittern …«
    »Sieht dir ähnlich, Nawazish.« Murad gluckste. »Der Fangschuß; wahrscheinlich hast du dir dabei die Lippen geleckt. Wie damals, bei Rustam, weißt du noch?«
    »Das ist keine Verhandlung«, schrie Abromeit. »Das ist …«
    »… ganz hartes Klopapier. Quatsch, Klo – Nachttopfpapier …«
    »Ich nehme an, Hegel hatte die Kalaschnikow«, sagte ich.
    »Wie kommst du darauf? Blödsinn.«
    »Kalaschnikaffee? Nein?« Matzbach schüttelte den Kopf. »Es bekümmert mich. Gram und Ungemach ob der Tatsache, daß Sie meine Gastfreundschaft …«
    »Matzbach, kannst du mal eben kommen?« rief Zaches.
    »Ich mag nicht mehr, ich will nach Hause, ich hab Hunger, ich will endlich schlafen«, sagte Coralie.
    »Für unsere Verabredung hab ich die
Furt
genannt«, sagte ich. »Du bist nie vorher da gewesen – neuer Gast, freies Getränk, ja? Aber du hast gewußt, daß sie ein paar Tage dicht war.«
    »Es reicht!« brüllte Abromeit. Ein Schritt, dann stand er vor Matzbach, packte ihn am Hemd und zerrte ihn zur Tür. Dabei achtete er darauf, Baltasar zwischen sich und der Mündung des Gewehrs zu halten.
    »Und alle halbe Stunde ist jemand gekommen und hat dafür gesorgt, daß ich nur ja nicht schlafe«, sagte Coralie.
    »Du warst schon aufmerksamer«, sagte Nawazish mit einem Blick zu Masud. Er griff sich ans Gesäß und hatte plötzlich eine kleine Pistole in der Hand.
    Abromeit und Matzbach standen bereits vor der Tür; Matzbach sagte irgend etwas, Abromeit brüllte, ich verstand nichts, Coralie hatte die Augen geschlossen und redete wie ein Sturzbach von Folter durch Schlafentzug und bösen Träumen und klammen Klamotten, Masud zielte auf Nawazish, der auf ihn zielte, Zaches schrie Zeter und Mordio hinter dem Haus, Hegel duckte sich und rannte nach draußen, Nawazish zog sich langsam zurück und nahm die Pistole in die Linke, damit er mit der rechten Hand die Tür zuziehen konnte.
    »Wozu das?« hörte ich Matzbach sagen. »Arg unfreundlich, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Sie kommen mit, als Geisel. Bis alles geklärt ist. Hier kann man ja nicht …« schrie Abromeit.
    Masud sprang hinter dem Tisch auf; das Gewehr ließ er liegen. »Komm. Schnell.« Er streckte die Hand nach Coralie aus. »Wir müssen raus.«
    Sie stand auf und nahm seine Hand. »Und außerdem hätte ich gern frische Sachen zum Anziehen gehabt, aber die …«
    Beide verschwanden durch die hintere Tür. Ich schnappte eine der Pistolen, die immer noch auf dem Tisch lagen, kontrollierte das Magazin, entsicherte und ging zur Vordertür, die nur angelehnt war.
    Hegel und Nawazish hatten ihre deponierten Waffen an sich genommen und liefen zum Rand der Lichtung, wo die beiden anderen warteten. Masud hatte behauptet, im Wald wären noch mehr, aber ich konnte niemanden sehen. Matzbach und Abromeit waren noch zum Rand der Lichtung unterwegs; sie gingen sehr langsam, obwohl Abromeit an Baltasar zog. Der arme, alte Mann mußte sich auf seinen Stock stützen und schlurfte erbärmlich.
    Ich öffnete die Tür halb und schoß in die Luft. Fast gleichzeitig, jedenfalls schneller, als ich es ihm zugetraut hätte, riß Matzbach am Unterteil des Spazierstocks, hatte dann einen Stockdegen in der Hand, setzte dem erstarrten Abromeit die Spitze an den Hals und
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