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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord
Autoren: Alexander Kent
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Anker geworfen hatte, ins Haus. Da war es, als wären die Monate dazwischen nie gewesen. Bolitho saß in einem hochlehnigen Sessel beim Fenster, Tremayne mit einem Becher Wein in seiner großen Faust daneben.
    Die Pigeo n war mit Depeschen gekommen, und Tremayne hatte es alles in Erinnerung gerufen: die Inseln, die nickenden Palmen und die lachenden Mädchen. Anscheinend war Hardacre von der Regierung die ständige Aufsicht über die Levu-Inseln übertragen worden. In diesem Punkt hatte man kaum eine Wahl gehabt, denn Raymond war tot aufgefunden worden, dem Anschein nach durch eigene Hand gestorben.
    Doch die überraschendste Nachricht betraf Yves Genin. Er war mit den übrigen gefangen worden, als die Tempes t ihren blutigen Kampf gegen die Narva l gewann. Die Fregatte war zwar einem Prisengericht übergeben worden, Genin aber hatte man erlaubt, nach Frankreich zurückzukehren, mehr weil man ihn als Belastung empfand, denn als Beweis guten Willens gegenüber der neuen Regierung. Genin, der so vieles getan hatte, um der Revolution den Weg zu ebnen, wurde dafür mit einem schnellen Ende auf der Guillotine entlohnt. Die neue Regierung war der Ansicht, daß ein Mann, der einen großen Aufstand planen konnte, es auch ein zweites Mal tun mochte.
    An diesem Tag nun stand Bolitho am offenen Fenster und bewunderte die verschiedenen Grüntöne und wogenden Felder, die sich zur See hinab erstreckten.
    Er dachte viel an die Tempes t und fragte sich, wo sie sein mochte. Wie er gehört hatte, war sie in Plymouth neu ausgerüstet und mit einer neuen Besatzung wieder in Dienst gestellt worden. Sein einziger Wunsch war, daß er hätte auf dem Schiff sein können, als die Besatzung abmusterte. Ein paar der alten Leute blieben an Bord, und ihr neuer Kapitän sollte dankbar sein, daß er sie hatte: Lakey, den schweigsamen Steuermann, Toby, den Zimmermann, Jury, den Oberbootsmann und noch ein paar andere.
    Die übrigen waren, den Bedürfnissen der wachsenden Flotte entsprechend, auf Schiffe verteilt worden, die dringend benötigt wurden, wenn der Sturm aus den über dem Kanal dräuenden Wolken der Politik endlich losbrach. Selbst der kleine Romney hatte ein neues Schiff gefunden, und Bolitho wünschte ihm diesmal mehr Glück. Keen, Swift und so viele, die er gekannt hatte, sie alle standen vor einem neuen Beginn.
    Er seufzte. Und Thomas Herrick? Er hatte nur gehört, daß er auf See sei.
    Die Glocke im Turm der Kirche von Falmouth schlug; Bolitho zog seine Uhr und betrachtete sie im Sonnenlicht. Hinter ihm öffnete Allday die Tür und balancierte eine Flasche Wein auf einem Tablett. Er benötigte keine Worte, um zu wissen, an was Bolitho dachte. Woran er sich erinnerte.
    Bolitho drehte sich um und sah ihn. Er lächelte und steckte die Uhr in die Tasche zurück.
    »Ich dachte, wir könnten heute einen längeren Spaziergang machen. Eine Fregatte läuft in die Roads ein. Wir könnten ein Fernglas mitnehmen, wie?«
    Allday antwortete skeptisch: »Wir wollen sehen, Captain. Bis zur alten Batterie draußen ist es ziemlich weit. Hätte keinen Sinn, Sie zu überanstrengen.«
    Bolitho sah ihn gerührt an. »Danke für Ihre Fürsorge. Und für vieles andere.«
    »Keine Ursache, Captain.« Allday sah auf die See hinaus.
    »Alles braucht seine Zeit. Aber Sie kriegen wieder ein Schiff unter die Füße, das ist gar keine Frage.« Er grinste und fügte hinzu: »Kommen Sie also. Ich hole Ihren Mantel und das Teleskop.«
    Bolitho ging langsam zur Tür und ließ dabei den Blick durch den Raum wandern. Sie wäre hier glücklich gewesen.
    Dann sagte er: »Also los. Und auf dem Rückweg trinken wir ein Bier.«

    Die Schlacht war gewonnen.
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    [1] Nicht Herr mehr meiner selbst, ruh' ich allein
auf einem Lager, dem einst du dich nahtest
obgleich als Trugbild eines Traumes nur.
Verblassen würde jeder Traum, wärst du mir nah'!
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