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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord
Autoren: Alexander Kent
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stürzen.
    Marinesoldaten rannten an ihm vorbei, geführt von Prideaux.
    Sergeant Quare schwenkte seine Muskete. »Auf sie, Leute!« Dann traf ihn eine Kartätschenladung voll in Brust und Leib und zerfetzte ihn.
    Blissett sah die Seesoldaten zögern. Wie versteinert starrten sie auf Quares Leiche. Er brüllte: »Vorwärts!« Wahnsinn, Begeisterung und Trauer um Quare erfüllten ihn für eine kurze Sekunde, dann war er mitten unter den Verteidigern der Back, sein Bajonett stieß zu, und seine Kameraden schlossen sich um ihn zu einem festen, unerbittlichen Stoßkeil zusammen.
    Bolitho erreichte das Achterdeck der Fregatte. Sein Kopf war wieder klar, als er sein eigenes Schiff durch den treibenden Qualm erblickte.
    Rings um ihn schwankten und taumelten Männer, fochten mit Entermessern oder Fäusten oder mit was sonst sie fanden. Er sah Miller sich mit dem Beil einen Weg nach achtern bahnen, sah ihn plötzlich fallen, von einer Pike durchbohrt, und seinen Mörder gleich darauf über ihn stürzen, als ein britischer Matrose ihn niedermachte.
    Und dann sah er Mathias Tuke. Mit gespreizten Beinen stand er über zwei sterbenden Seeleuten, neben dem verlassenen Steuerrad. Es verwirrte Bolitho, daß er keine Überraschung empfand. Tuke war genauso, wie er ihn sich vorgestellt, wie Viola ihn geschildert hatte.
    Jetzt starrte Tuke ihm schweratmend entgegen, die rechte Faust hellrot von Blut, das von seinem Degen rann, die Augen flammend vor Haß.
    Rauh stieß er hervor: »Sieh da, Captain, endlich begegnen wir uns. Hat sie Ihnen erzählt, wie ich ihre weiche Haut gebrandmarkt habe?« In dem dichten Bart öffnete sich sein Mund zu einem obszönen Loch, und er lachte mit zurückgeworfenem Kopf, hielt den Blick aber scharf auf Bolitho gerichtet.
    Von der anderen Seite des Decks beobachtete Herrick alles, selbst als er einen schreienden Piraten niederschlug und auf seine Gruppe wartete, die ihre Stellung über dem Batteriedeck sichern sollte.
    Die beiden gegnerischen Mannschaften hatten sich in zwei Gruppen gespalten, dann in kleine Trupps, und jetzt in Einzelkämpfer, die sich noch verteidigten oder angriffen. Herrick sah, wie Bolitho auf Tuke losging, wie die beiden einander mit erhobenen Klingen vorsichtig umkreisten, konnte ihre Spannung fühlen.
    Er rief laut: »Holt die Flagge nieder! Mir nach!«
    Degenschwingend griff Herrick an.
    Bolitho bemerkte nichts von alledem, er sah nur Tuke. Und dieser schien zu wachsen, größer und gewaltiger zu werden, sich immer mehr in schwarzen Nebel zu hüllen.
    Tuke holte tief Luft, offenbar überrascht von Bolithos mangelnder Reaktion. Dann brüllte er auf: »Da!« Und stieß mit wildem Schrei zu.
    Bolitho sah die Klinge auf sich zukommen und wußte, daß er sie nicht abwehren konnte. Die Kraft hatte seinen Arm verlassen, das Deck schwankte unter ihm, er taumelte und brach in die Knie. Weiter vorn hörte er Männer jubeln und wußte, daß die Flagge, die dort geschwenkt und dann über Bord geworfen wurde, die des Feindes war. Aber er konnte nichts spüren oder tun.
    In seinem Blickfeld erschien ein weißgekleidetes Bein, und er hörte Allday erstickt keuchen: »Weg von ihm!« Dann klirrte Stahl. »Weg, sag' ich!« Weiteres Klirren, und Bolitho begriff, daß Allday Tuke zurücktrieb. Allday führte sein Entermesser wie einen Beidhänder, etwas, das Bolitho nie zuvor gesehen hatte. Er wollte ihn zurückrufen, seinen wütenden Angriff aufhalten, ehe er niedergestochen wurde. Allday war fast von Sinnen vor Wut und Gram, blind und taub gegenüber einer Schulterverletzung und allem anderen außer dem Hünen, den er vor sich hatte.
    Zwischen den Schlägen keuchte er: »Du verfluchter, räudiger, feiger Schuft!« Er sah, daß Tuke zum erstenmal Furcht verriet, und schmetterte das schwere Entermesser mit aller Kraft gegen Tukes Degen, worauf dieser die Balance verlor und stürzte. Alldays Schatten fiel über Tukes Kopf und Hals, während er aufschluchzte: »Ich wünschte bei Gott, es ginge bei dir nicht so schnell!« Das Entermesser hieb einmal, dann ein zweites Mal zu.
    Als Herrick und andere hinzustürzten, um ihn zurückzureißen, schleuderte Allday sein Entermesser über die Netze und eilte zu Bolitho.
    Bolitho packte seinen Arm, wollte ihn vor allem beruhigen. Aber er zitterte heftig und konnte kaum flüstern.
    Allday sagte eindringlich: »Sie werden wieder gesund, Captain.« Trostsuchend sah er zu Herrick auf. »Nicht wahr, Sir?«
    Herrick erwiderte: »Helfen Sie ihm auf. Wir müssen ihn auf
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