Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
die Tempes t bringen.« Er sah Keen auf sich zukommen.
    »Übernehmen Sie hier das Kommando.«
    Von Herrick und Allday halb getragen, kehrte Bolitho auf sein Schiff zurück.
    Der Jubel war verstummt, und während seine Leute auseinandertraten, um Bolitho durchzulassen, sahen sie ihn aus erschöpften Augen fragend an.
    Bolitho erkannte den zerschlagenen Niedergang und wußte, daß er die Tempes t irgendwie erreicht hatte. Aber die Kajüte, wo er seine letzte große Schwäche vor den Leuten verbergen konnte, schien noch meilenweit entfernt.
    Er hörte sich murmeln: »Kümmern Sie sich um die Leute, Thomas. Anschließend werden wir ...«
    Herrick sah ihn verzweifelt an, während der Schiffsarzt, die große Schürze blutgetränkt, auf sie zugeeilt kam.
    » Anschließend , Sir, fahren wir nach Hause.«
    Gwyther sah zu, wie Allday den Kapitän auf seine Koje sinken ließ. »Er hört Sie nicht, Mr. Herrick.« Er kniete nieder und löste Bolithos Halsbinde.
    Allday sah Herrick an. »Gehen Sie, Sir. Das ist auch in seinem Sinne. Sie haben jetzt die Verantwortung. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn es dem Captain besser geht.«
    Das sagte er so eindringlich, daß Herrick nur entgegnen konnte: »Darauf verlasse ich mich.«
    Oben setzte schließlich doch der Jubel ein, als die beiden treibenden Schiffe unter Kontrolle gebracht worden waren und Männer, die schon mit dem Tod gerechnet hatten, sich darüber klar wurden, daß sie einen Sieg errungen hatten. Doch Herrick, der in dem Rechteck von Sonnenlicht unter dem Niedergang stehenblieb, konnte diesen Jubel nicht teilen und empfand nur Trauer und Fassungslosigkeit. Gwyther sagte: »Da kann ich wenig tun.«
    Er wurde gleichzeitig an einem Dutzend anderer Orte benötigt und hatte bereits mehr Männer operiert, als er in so kurzer Zeit für möglich gehalten hätte. Dennoch konnte er sich nicht von der Stelle rühren, sondern wurde durch Alldays schlichten Glauben festgehalten.
    Leise fügte er hinzu: »Wir können nur warten und hoffen. Kein anderer Mann in seinem Zustand hätte das tun sollen, was er heute getan hat.«
    Allday sah ihn an und erwiderte fest: »Er ist eben kein Mann wie andere.« Er nickte. »Ich bleibe bei ihm.«
    Schweigend drehte Gwyther sich um und ging wieder ins Orlopdeck hinunter. Der Schiffsarzt hatte unter Bolitho einige Jahre gedient, ihn aber nie richtig kennengelernt. Doch jetzt wußte er, daß er ihn zeit seines Lebens nicht vergessen würde.

Epilog
    An einem hellen Sommertag des Jahres 1791, fast achtzehn Monate, seitdem er mehr tot als lebendig von der eroberten Narva l auf sein Schiff zurückgetragen worden war, wußte Kapitän Richard Bolitho, daß er den schwersten Kampf gewonnen hatte.
    Nur jene, die ihn bei seinem täglichen Ringen mit dem Fieber bewacht hatten, kannten die ganze Geschichte. Ihm selbst erschien es wie ein einziger Wachtraum.
    Er erinnerte sich nur schwach an die Rückfahrt nach Neusüdwales und seinen Aufenthalt im Hause des Gouverneurs. Oder an seinen Abschied von Herrick und den anderen, die ihn vor dem Auslaufen der Tempes t nach England besucht hatten. Langsamer und weniger anstrengend hatte Bolitho mit Allday an seiner Seite die Reise auf einem Indienfahrer zurückgelegt.
    Manche Erinnerungen waren verschwommen und qualvoll. Wie die an seine verheiratete Schwester Nancy, die ihn in dem alten Haus unterhalb von Pedennis Castle empfing, tapfer ihren Schreck über seine ausgemergelte Erscheinung verbergend und über seine Unfähigkeit, mehr als nur wenige Worte mit ihr zu wechseln. An Mrs. Ferguson, seine Haushälterin, mit rotgeränderten Augen und zwischen Weinkrämpfen geschäftig um ihn besorgt. An Ferguson, seinen einarmigen Hausmeister, der Allday half, Bolitho in dem großen Bett unterzubringen: dem Bett, von dem aus man im Sitzen die blaue Linie der Kimm und eine Ecke der Festung auf dem Vorland sehen konnte.
    Allerdings hatte niemand geglaubt, daß er das Bett jemals wieder verlassen würde. Das heißt, niemand außer Allday. Doch als die Monate verstrichen, Tage und Wochen der Leere und Übelkeit sich aneinanderreihten, erkannte er, daß er allmählich neue Kräfte gewann. Er war in der Lage, nach Menschen zu fragen, nach Ereignissen außerhalb seines Schlafzimmers.
    Bei den ersten Anzeichen für besseres We tter machte er kurze Spaziergänge, wobei er sich meistens auf Allday stützte.
    Und er hatte einen Besucher. Kapitän William Tremayne von der Brigg Pigeo n kam bereits eine Stunde, nachdem er in den Carrick Roads
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher