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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord
Autoren: Alexander Kent
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»Überlassen Sie das mir, Sir. Ich werde ihnen erklären, was sie tun müssen.«
    »Nein.« Die Verzweiflung auf Herricks Gesicht bemerkte er nicht. »Ich verlange schon zu viel von ihnen, auch ohne daß ...« Er schwankte und fügte hinzu: »Thomas, wenn der Feind unsere Schwäche erkennt, sind wir erledigt. Sie schlagen uns in Stücke, während wir vor Anker liegen. Wir müssen ihm auf offener See begegnen. Dazu brauchen wir Leute. Egal, woher.«
    Er sah zum Himmel hinauf, zu dem flatternden Wimpel hoch über dem Deck.
    »Wir haben we nig Zeit. Wenn ich mit diesen Leuten gesprochen habe, ziehen Sie die restlichen Posten von der Insel ab.« Er sprach langsam und sehr sorgfältig. »Alle von diesen Leuten, die wieder an Land wollen, bringen Sie auf die Insel zurück, ehe wir Anker lichten. Bei diesem Wind wird die Narva l noch vor Mittag die Halbinsel runden. Bis dahin beabsichtige ich, in der besten Position zu sein, die ich erreichen kann.«
    Er drehte sich rasch um und hob die Stimme: »Hören Sie mich an, Sie alle! Eine französische Fregatte ist auf dem Weg hierher, um gegen die Tempes t zu kämpfen, und sehr wahrscheinlich wird sie durch ein weiteres Schiff unterstützt. Mir fehlen Männer, jetzt noch mehr infolge der Verluste beim Kampf gegen den Schoner der Piraten. Sie haben keinen Grund, die Autorität zu lieben, die Sie hierhergeschafft hat. Ich kann Ihnen auch nicht fest versprechen, daß ich Ihnen die Rückfahrt nach England beschaffen kann, wenn Sie das wünschen.« Er wandte sich etwas der Sonne zu, damit sie glaubten, er schließe die Augen vor dem grellen Licht und nicht, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. »Aber Sie haben gesehen, was Tuke und seine Leute getan haben, und wissen, was sie noch tun werden, wenn sie dieses Schiff überwältigen. Ihre Unterstützung mag vielleicht nicht mehr bewirken, als die Niederlage hinauszuzögern. Aber ohne Ihre Hilfe wären wir jetzt schon so gut wie tot.«
    Er machte eine Pause und konnte ihre widerstreitenden Gefühle beinahe körperlich spüren.
    Dann rief eine Stimme: »Alles, was ich verbrochen habe, war, ein Schwein zu stehlen, Sir. Deswegen haben sie mich nach Botany Bay verbannt. Meine Familie war am Verhungern. Was konnte ein Mann da anderes tun?«
    Ein anderer rief voller Haß: »Meine Frau wurde von dieser Bestie Tuke abgeschlachtet, nachdem er und seine Teufel ihr Spiel mit ihr getrieben hatten.« Seine Stimme überschlug sich. »England hat mir nichts mehr zu bieten, Cap'n. Aber bei Gott, das schwöre ich Ihnen, ich werde für Sie kämpfen, wenn Sie mir sagen, was ich tun soll.«
    Auf dem Geschützdeck brach ein wilder Tumult aus. Matrosen und Marinesoldaten sahen gebannt zu, wie sich bei den Sträflingen Parteien bildeten, die wütend argumentierten.
    Bolitho sagte schwerfällig: »Es hat nicht geklappt, Thomas. Und ehrlich gesagt, ich kann den Leuten keinen Vorwurf machen.«
    Herrick befahl erbittert: »Halten Sie die Boote bereit, Mr.
    Keen. Mr. Fitzmaurice, geben Sie das letzte Signal an die Siedlung.«
    Sie drehten sich wieder um, als ein Mann laut alle übertönte: »Wir wissen, was Sie für uns getan haben, Cap'n, und was Sie versucht haben. Wenn man nichts als Tritte und Flüche kennt, lernt man schnell erkennen, wer einem wohl will. Ja, Cap'n, ich werde für Sie kämpfen, und wenn ich morgen zur Hölle fahre.«
    Ein paar Stimmen schrien noch protestierend, setzten sich aber nicht durch gegen die Welle zustimmenden Jubels, den selbst Jury mit seiner dröhnenden Stimme nicht unterdrücken konnte.
    Als der Lärm langsam verklang, sagte Bolitho ruhig: »Stellt sie an die Geschütze und die Brassen. Ihre Kräfte und unser Können sind alles, was wir haben. Wir müssen beides gut nutzen.« Heftig würgend wandte er sich ab. »Fangen Sie schon an, Thomas«, drängte er.
    Herrick riß sich zusammen. »Bemannt die Boote!« Einige Sträflinge kletterten sofort hinab, ironische Zurufe ihrer Gefährten begleiteten sie. »Mr. Keen, das ist die letzte Fahrt. Machen Sie so schnell Sie können.«
    Er sah die kleinen roten Figuren auf der zerstörten Pier. Eine humpelte auf Krücken. Kranke und Verwundete, Sträflinge, jeder, der noch Luft schnappen konnte, wurde heute gebraucht.
    Bolitho rührte sich nicht von der Stelle und sagte kein Wort, bis auch die letzten Boote längsseit gekommen und die letzten Marinesoldaten eingeschifft waren. Er hatte damit gerechnet, auch Raymond an Bord kommen zu sehen, obwohl er keinen Grund dafür finden
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