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Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)

Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)

Titel: Sunyata Neko - Die Legende des Samurai-Katers (German Edition)
Autoren: Thomas Fang
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Kapitel 1: Die Rückkehr einer Legende
     
    Der Weg war noch immer derselbe. Durch die unendlichen Weiten der Sakamai-Reisfelder, nord-östlich am Yago-Pass entlang, der sich durch die traditionell fernöstliche Landschaft schwang wie ein Seedrache über dem Meeresgrund.
    Doch der Weg, er war beschwerlicher geworden. Jeder Schritt war für Sunyata Neko eine Überwindung und er atmete schwer, als hätte er gerade einen seiner unzähligen Kämpfe bestritten. Sein grau-schwarz getigertes Fell war struppig und von Narben übersät. Er konnte die leuchtend gelben Augen gerade noch offen halten und war müde und ausgelaugt vom langen Aufstieg. Hatten die Bewohner in seiner Abwesenheit etwa das Dorf tiefer in den Wald versetzt, oder war die Gegend vielleicht durch ein Erdbeben verändert worden? Sunyata suchte nach Gründen, warum sich besonders die letzten Meter anfühlten, als besteige er den Fujisan. Doch da war es nun endlich, das erklärte Ziel. Sein Heimatort, genauso wie er ihn in Erinnerung hatte.
    Am Rande eines kleinen Waldes angesiedelt, dessen Ausläufer sich in Form von vereinzelten Kirschbäumen über das Dorf verteilten, befanden sich ungefähr ein halbes Dutzend Holzhäuser. Sie waren fast alle von gleicher Bauart und Größe. Errichtet im alten Stil der Asuka-Zeitepoche, die es weit über die Grenzen vom Land von Tianxia nach Nippon geschafft hatte. Gezeichnet vom immerwährenden Wechsel der Jahreszeiten, wirkten manche Hütten zwar schon etwas verfallen, waren aber noch bewohnbar. In der Mitte des Dorfes war ein Marktplatz zu erspähen. Neugierig überblickte Sunyata alles, er konnte jedoch keine Menschen- oder Tierseele ausmachen.
    Doch plötzlich fiel sein Blick auf ein riesiges Gebilde. Es blendete ihn wie die frisch polierte Scheide der Sonnenstrahl-Klinge, sein treues Katana-Schwert. Zuerst dachte er die Morgensonne wäre auf die Erde gestürzt, deren goldene Strahlen sonst den blauen Himmel über Nippon erleuchten. Aber da hatten ihm seine neugierigen Katzenaugen wohl einen Streich gespielt. Als er seine Pfote an die vernarbte Stirn hielt, um bessere Sicht zu haben, konnte er es zuerst nicht glauben. Es war eine Statue von ihm. Sie baute sich wie ein überlebensgroßes, goldenes Bildnis vor ihm auf. Durch die Reflexionen des Lichtes wirkte sie wie die Sonnengöttin Amaterasu, wäre sie eine Katze gewesen.
    Für einen Moment glaubte sich Sunyata bereits im Nirwana zu befinden. Es machte alles Sinn. Die Vision, die er gehabt hatte, die ihn nach all den Jahren wieder hierher führte, der beschwerliche Aufstieg und das Dorf, das sich kein Stück verändert hatte.
    Als er sich langsam vor die Statue hinsetzte und in der Lotus-Position zu meditieren begann, nahm er plötzlich eine ihm bekannte Stimme war. Hatte er nach all den Jahren wieder eine Erleuchtung? Die Stimme wiederholte immer wieder seinen Geburtsnamen, der ihm von jeher peinlich gewesen war.
    »Sunny! Sunny!«, rief sie, und mit jeder Wiederholung wurde sie klarer und klarer.
    Sunyata versuchte konzentriert zu bleiben, aber die Gefühle übermannten ihn. Er öffnete seine Augen, die durch die kalte Morgenluft zu tränen begonnen hatten. Als er seinen ehemaligen Sensei Shoki vor sich erblickte, verstand er sofort. Eine Erleuchtung war es leider nicht gewesen, aber trotzdem ein Grund zur Freude. Die beiden fielen sich in die Arme. So viel Zeit war seit ihrem letzten Treffen vergangen.
    Er war noch immer der ehrfürchtige Dorf-Samurai mit dem hochgebundenen Zopf, der seine Rüstung voller Stolz trug. Trotzdem war er ein alter Mann geworden. Sein Gesicht war faltig und sein Gang nicht mehr ganz so aufrecht. Die beiden waren sichtlich gerührt und aus ihren Augen strömten Tränen der Freude. Sie jubelten so laut, dass auch die restlichen Dorfbewohner von ihrer täglichen Arbeit abgelenkt und neugierig wurden. Während sich Shoki höflich bei seinem ehemaligen Schüler entschuldigte, dass er ihn so lange am Tor des Dorfes hatte warten lassen, versammelte sich um die beiden eine kleine Gruppe von Schaulustigen.
    Einer davon war der ewig schläfrige Kitsune, ein rotbrauner Shinto-Fuchs, der manchmal auch ganz gerne etwas tiefer in das Sake-Glas schaute und den Sunyata auch von früher kannte. Gerade als der alte Tagträumer und Sunyata sich begrüßen wollten, wurden sie von zwei jugendlichen herumhüpfenden Katzen unterbrochen. Sie waren sichtlich begeistert, jemanden so berühmten zu treffen. Die Dorflegende Sunyata Neko, vor den funkelnden Augen
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