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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Autoren: Virginia Henley
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befördert worden. Im Krieg hatte er mit seinen sechsundzwanzig Jahren ein Übermaß an Gewalt, Blut und Tod mit angesehen. Er hatte viele Schlachten gekämpft, hatte Siege ausgekostet und bittere Niederlagen wie bei Dunbar und Worcester erleben müssen.
    Nachdem König Charles von den Parlamentsanhängern hingerichtet worden war, hatte Greysteel geschworen, er würde mit aller Kraft dafür kämpfen, dass sein Freund Charles II., der rechtmäßige Thronerbe, die englische Krone zurückgewann. Nun war nur mehr eine Hand voll royalistischer Kämpfer übrig. Die meisten anderen hatten die Sache des Königs verloren gegeben und sich Cromwells Regime gefügt, um ihr Vermögen zu retten. Sein eigener Vater hatte entschieden, dass die Besitzungen der Montgomerys wichtiger seien als unprofitable Treue zu einem König im Exil.
    Die Männer, die Greysteel nun befehligte, waren in Northumberland rekrutiert worden. Es waren junge, kühne Kämpfer, so dass seine größte Herausforderung nicht darin bestand, sie in die Schlacht zu führen, sondern sie im Zaum zu halten, wenn sie nicht kämpften. Unweit der schottischen Grenze warteten sie nun auf die Landung einer Invasionsarmee, die Charles Stuart auf dem Kontinent um sich geschart hatte.
    Greysteel rollte seine Decke zusammen, die ihm das Schlafen auf dem harten Untergrund erleichtert hatte, und durchbrach die Stille vor der Dämmerung.
    »Ein neuer Tag! Auf und los!« Seine Stimme grollte wie leiser Donner über seinen schlafenden Leuten dahin, die sofort auffuhren, sich auszogen und zum Fluss liefen, wobei sich ein harter Wettkampf entspann, wer als Erster das Wasser erreichte. Als er sich auszog, zählte Greysteel die nackten Körper durch, ehe er sich in Bewegung setzte. Er war nicht der Erste, der untertauchte, aber der Erste, der das gegenüberliegende Ufer erreichte und wieder zurückschwamm.
    Später, als die Pferde getränkt wurden und die Männer die erste Mahlzeit des Tages hinunterschlangen, mischte er sich unter sie und wählte ein halbes Dutzend als Wachen aus.
    »Ich weiß, dass die Warterei endlos erscheint, wenn aber die königliche Söldnertruppe eintrifft, lautet unser Befehl, die Grenze mit ihr zu überschreiten und die aufständischen Schotten zu verstärken. Wenn ihr jemanden seht, sei es Freund oder Feind, dann schlagt laut und deutlich Alarm.«
    Greysteel wusste, dass die überbordende sexuelle Energie seiner jugendlichen Krieger gezügelt und in Aktivitäten gelenkt werden musste, die sie körperlich ertüchtigten, ohne tödlich zu sein, während sie ihr Wartespiel spielten. Jagen, Ringen, Laufen und Steinwurf waren die bevorzugten Übungen. »Bildet Gruppen für Nahkampfübungen. Platzwunden und blutige Nasen sind zu erwarten, aber gebrochene Knochen werde ich nicht dulden«, ermahnte er sie ernst.
    Die Übung dauerte nur so lange, bis das Blut der Kombattanten in Wallung geriet, da hörte man die Wache rufen: »Royalisten!« Greysteel raste zu der kleinen Anhöhe, die als Ausguck diente, um selbst zu sehen, was es mit der Meldung auf sich hatte. Als er eine große berittene Streitmacht auf sich zukommen sah, erkannte er sofort, dass seine Wache einem verhängnisvollen Irrtum erlegen war. Es waren die Coldstream Guards General Moncks, Cromwells oberstem Befehlshaber in Schottland.
    »Feindlicher Angriff! Aufsitzen! Schlagt los!«
    Einige seiner jungen Soldaten wollten die Flucht ergreifen, wurden jedoch vom Gegner, der sie umzingelt hatte, niedergemäht. Greysteel, der sich heftig zur Wehr setzte, sah, dass seine Männer, an Zahl weit unterlegen, mehr Wunden hinnehmen mussten, als sie austeilten. Gebot er ihnen nicht Einhalt, würden die jungen Draufgänger es alle mit dem Leben büßen. Obwohl er fast daran erstickte, ertönte donnernd sein Befehl: »Ergebt euch!«

Saint-Germain, Frankreich
     
    Velvet Cavendish lag träumend in ihrem Bett. Während sie den Belehrungen ihrer Gouvernante lauschte, wuchs in ihr ein rebellisches Gefühl und drohte zu explodieren.
    »Eine Dame lacht nicht laut. Das ist ein Zeichen mangelnder Erziehung, und außerdem ist es ganz einfach vulgär. Eine Dame lächelt nur.«
    Velvet wurde von ihrem eigenen Lachen geweckt. Sie brauchte nur einen Moment, um zu erfassen, wo sie sich befand. Ein bedauernder Seufzer entwischte ihren Lippen, als ihr klar wurde, dass so luxuriöse Privilegien wie eine Gouvernante der Vergangenheit angehörten.
    Die Ruhmestage ihres Vaters als Befehlshaber der königlichen Streitmacht im Norden hatten
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