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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
Autoren: Virginia Henley
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Nottingham Castle ritten, forderten einander zu einem improvisierten Rennen heraus. Der im Sattel eines schweren Braunen sitzende dunkle Charles Stuart ging sofort in Führung. Die erstaunliche körperliche Reife des Prinzen strafte seine vierzehn Jahre Lügen und ließ seinen zwölfjährigen Bruder James sowie die Brüder Villiers wie kleine Jungen aussehen. Nur Robert Montgomery, nach seinem Vater Greysteel genannt, war ein würdiger Gegner. Auf seinem eleganten grauen Jagdpferd holte er Charles mit Leichtigkeit ein. Die jungen Männer wechselten ein rasches Lächeln, das Bewunderung für die Reitkunst des anderen signalisierte, als sie den Rest der Gruppe weit hinter sich gelassen hatten.
    Wie von den Flügeln des Windes getragen sprengte förmlich aus dem Nichts kommend eine kleine Rappstute an ihnen vorüber, im Sattel eine Reiterin, die viel zu jung aussah, um sich einem Pferd zu nähern, geschweige denn, es zu reiten.
    »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Greysteel entrüstet.
    Prince Charles grinste beschämt. »Lizzy Cavendish, die Jüngste des Earl of Newcastle, deine Verlobte. Leider. Mein Erzieher ist Englands bester Reiter. Sie genoss bei ihm Unterricht, ehe sie richtig laufen konnte.«
    Greysteels finstere Brauen hoben sich. »Ihr Pferd hat kaum Gewicht zu tragen, deshalb flog es an uns vorüber, als würden wir nicht von der Stelle kommen.«
    Henry Cavendish, der Bruder des Mädchens, holte den Prinzen und Montgomery ein. »Sie ist ein kleiner Teufel, das Ebenbild unserer Urgroßmutter Bess Hardwick. Vater hat sie heillos verwöhnt. Frizzy Lizzy tut und sagt, was sie will. Ihre Manieren sind schockierend, aber Vater lacht nur und ermutigt sie noch.«
    Als die jungen Männer in einen leichten Trab verfielen, bemerkte Charles leise: »Henry, vor mir darfst du deinen Vater nicht tadeln. Lege ich schlechte Manieren an den Tag, lacht er und ermutigt mich ebenfalls.« Der Vater des Prinzen, König Charles, war ein kalter, distanzierter, strenger Mann, der an sein von Gott gegebenes Recht glaubte und um jeden Preis Gehorsam forderte. Als vor nunmehr sechs Jahren dem vornehmen William Cavendish, Earl of Newcastle, die Erziehung des Thronfolgers anvertraut wurde, war er Charles’ Retter geworden. »Er lehrte mich Reiten und Fechten und gibt mir immer wieder zu verstehen, ich solle nicht zu fleißig oder zu eifrig sein, wofür ich ihm zu ewigem Dank verpflichtet bin.« Vom Earl hatte Charles nicht nur elegantes Französisch gelernt, er hatte ihn auch dazu erzogen, seinen Untertanen leutselig zu begegnen, und ihm beigebracht, dass man nie zu höflich oder zu zuvorkommend sein konnte, zumal Damen gegenüber.
    Als die jungen Leute die Stallungen erreichten, saßen sie ab und mischten sich lieber unter die Soldaten des Königs, die den Hof bevölkerten, als Nottingham Castle zu betreten, wo die Getreuen des Königs zusammengekommen waren, um die Strategie für den Bürgerkrieg zu erörtern, der England entzweite. Charles und Greysteel, deren Interesse mehr der Bewaffnung der Krieger als ihren Uniformen galt, gierten danach, an Stelle dieser Männer zu sein, die bereit waren, für ihr Land in den Kampf zu ziehen.
    König Charles hatte zehn Jahre zuvor das Parlament aufgelöst, um als absoluter Herrscher zu regieren. Der Stuart-König und seine Königin nahmen an den Ritualen der Hochkirche teil, die sowohl von Protestanten als auch von Puritanern als gefährlich papistisch angesehen wurde. Da die aufgebrachten Schotten sich keinen neuen englischen Katechismus aufzwingen lassen wollten, hatten sie ein Covenant genanntes Bündnis unterzeichnet, das sie an den Presbyterianismus band, der in völligem Gegensatz zur anglikanischen Kirche stand.
    »Gestatte, dass ich dir den Vetter meines Vaters, Colonel Charles Cavendish vorstelle«, sagte Henry voller Stolz.
    »Soviel ich weiß, habt Ihr diese Truppen gestellt.« Und sie aus eigener Tasche bezahlt! Charles konnte seine Bewunderung nicht verhehlen.
    »Das war kein Problem, Euer Hoheit. Sie meldeten sich freiwillig.«
    »Ach, bitte, nennt mich Charles, Colonel. Euer prächtiges Schwert habt Ihr gewiss auf Euren Reisen nach Kairo erworben.«
    Der Offizier lächelte. »Kommt mit mir auf den Rasen und probiert es aus.«
    Charles sah Greysteel fragend an, der eifrig nickte. »Wenn Ihr auch für meinen Freund Montgomery ein Schwert habt, nehme ich mit Vergnügen an, Colonel Cavendish.«
     
    Ohne Rücksicht auf ihre schmutzigen Reitstiefel und ihre nachschleppenden, feuchten
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