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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Bickle
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dem Ding das gefleckte Hinterteil. Herablassend scharrte er mit den Hinterpfoten in der Asche, beinahe, als wäre er eine Katze, die ihre Hinterlassenschaften im Katzenklo verscharren wollte.
    Anya verdrehte die Augen. Der Salamander konnte nicht sprechen, doch er schaffte es mühelos, sich Ausdruck zu verleihen. Vielleicht ging von der Flasche gar keine Gefahr aus; vielleicht ging es dem Elementargeist lediglich darum, sich bemerkbar zu machen und ihr auf die Nerven zu fallen.
    Oder … Anya sah sich im Zimmer um, betrachtete erneut den öligen, schwarzen Fleck, der einmal Jasper Bernard gewesen war.
    Dann sagte sie flüsternd: »Bist du immer noch hier, Bernard?«
    Vielleicht hatte Sparky etwas ganz anderes wahrgenommen, das ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Vielleicht war Jasper Bernard nicht friedlich ins Jenseits übergetreten und hing immer noch hier herum. Sollte das der Fall sein, so könnte sie mit ihm reden und ihm die Wahrheit darüber entlocken, wie er es fertiggebracht hatte, sich in dieser Ebene der Existenz ganz einfach aufzulösen und nur seine Füße samt den Schuhen zurückzulassen.
    Ein durchsichtiges Rund wallte in dem öligen Fleck auf: ein kahler Kopf mit bebrillten Augen. Anya bemerkte, dass die Brille auf einer Seite nur von einem Stück Isolierband zusammengehalten wurde.
    »Jasper Bernard?«, fragte Anya mit leiser Stimme. Sie wollte ihn nicht erschrecken. Gerade erst Verstorbene waren gewöhnlich so schreckhaft wie Wildkatzen, und sie nahm an, dass Bernard da keine Ausnahme bildete. Sie fühlte, wie Sparky an der Rückseite ihrer Beine entlangglitt, und trat ihm auf den Schwanz, um ihn davon abzuhalten, auf den Geist zuzukriechen und ihn in die Flucht zu schlagen.
    »Man nennt mich Bernie. Sie … Sie können mich sehen?«
    »Ja, ich kann Sie sehen.«
    Die phosphoreszierenden Augen zuckten nach rechts und links, und Panik machte sich in seiner Stimme bemerkbar. »Die Polizisten haben mich nicht gesehen. Die Feuerwehrleute haben mich nicht gesehen. Wieso können Sie mich sehen?«
    Anya kauerte sich neben dem Fleck auf den Boden, und ihr war bewusst, dass Sparky angespannt neben ihr verharrte. »Ich bin eine Art Medium. Ich kann Geister sehen und mit ihnen reden.«
    Bernie musterte sie prüfend aus zusammengekniffenen Augen. »Ich bin schon Medien begegnet. Sie sind mehr.«
    Anya nagte an ihrer Unterlippe. Sie sollte Bernie nicht in Panik versetzen, aber sie hatte auch keine Zeit, sich eine plausible Lüge einfallen zu lassen. »Ich bin eine Laterne. Geister werden von mir angezogen.« Den anderen Teil ließ sie bewusst aus, den Teil, der besagte, dass es sie kaum einen Atemzug kosten würde, die verbliebenen Reste seines Geistes zu vernichten. Geister kamen zu ihr wie Motten zum Licht, und wenn es nötig war, dann verbrannte Anya sie zu Asche.
    Die furchtsamen Augen musterten den Salamander über den Rand der Bifokalgläser hinweg. »Ist das das, was ich denke?«
    »Äh … das ist Sparky. Er ist mein Freund.« Und mein Freund würde dich gern zum Mittagessen verspeisen.
    Sparky knurrte den Geist an.
    »Ein Salamander? Wie haben Sie es geschafft, so eine Kreatur zu zähmen?« Nun schlich sich ein neugieriger und leicht neiderfüllter Ton in die Stimme des Geistes.
    »Ich, äh … ich habe ihn schon seit meiner Kindheit.« Auch hier erzählte sie ihm nicht die ganze Wahrheit, aber die musste Bernard auch nicht erfahren. Außerdem konnte man Sparky nicht ernsthaft als »zahm« bezeichnen. Anya beäugte ihn argwöhnisch. »Was wissen Sie über Salamander?«
    Bernies Finger erhoben sich über den öligen, schwarzen Rückständen. »Ich bin so etwas wie ein Sammler.«
    Anya sah sich zu den Flaschen auf dem Kaminsims um. »Ein Sammler?«
    »Ich handle mit magischen Artefakten.«
    Beschützerisch schob Anya eine Hüfte vor Sparky. »Darum stinkt es hier so nach Magie.«
    Hochmütige Brauen ruckten über der Brille aufwärts. »Mein Haus stinkt nicht.«
    »Bernie.« Anya kauerte sich vor den Geist und achtete darauf, den öligen Fleck nicht mit den Knien zu berühren. Bernie hatte die Erkenntnis seines Todes möglicherweise noch nicht gänzlich verdaut, und sie wollte die Überreste seiner Persönlichkeit nicht ins Trudeln bringen, ehe sie ihm einige nützliche Informationen entlockt hatte. »Ist Ihnen so etwas zugestoßen? Schadmagie?«
    »Ich erinnere mich an … Feuer.« Bernies Unterlippe sackte herab und glitt allmählich von seinem Gesicht. Die Wucht der Erinnerung sorgte dafür, dass der
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