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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Bickle
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wahrgenommen hatte. Dieselben Rückstände, die auch die Küchenfenster bedeckten und sich wie ein Film über die verputzten Wände gelegt hatten. Doch es war kein Brandbeschleuniger, jedenfalls nicht im üblichen Sinne.
    Fett. Es war Bernards verbranntes Körperfett, das verdampft war und sich auf die Umgebung niedergeschlagen hatte.
    Anyas Magen geriet in Aufruhr. Von derartigen Dingen hatte sie bisher nur in Lehrbüchern gelesen. Das Phänomen nannte sich »Dochteffekt« und besagte, dass ein menschlicher Körper theoretisch stundenlang brennen und das Feuer durch sein eigenes Fett speisen könnte. Theoretisch.
    Aber wo war der erste Funke hergekommen? Was konnte den Mann überhaupt in Brand gesetzt haben?
    Ihr Blick glitt über den Teller mit dem nicht angerührten Essen und weiter zum Kamin. Es war ein Gebot der Logik, diesen Ort genauer in Augenschein zu nehmen. Sie ließ sich auf alle viere herab und richtete ihre Taschenlampe auf den Feuerraum. Durch die Handschuhe fühlten sich die Steine des Kamins kälter an als der Fernsehtisch, der näher an den Überresten des Mannes stand.
    Nein, der Kamin war nicht die Brandquelle. Aber sie roch die bitteren Ausdünstungen von Magie, stärker als bisher. Nachdem sie den Zustand von Feuerraum und Abzug sorgfältig mit der Kamera dokumentiert hatte, nahm sie eine Zange aus ihrem Koffer und stocherte in der schwarzen Asche am Boden der Feuerstelle herum.
    Hier war haufenweise Papier verbrannt worden. Fragmente flatterten unwiederbringlich davon. Anya war erstaunt, dass Bernard überhaupt je etwas entsorgt hatte. Was immer es gewesen war, seine Zerstörung musste ihm wichtig gewesen sein. Sie zupfte die Ecke eines Umschlags vom Feuerrost und musterte sie nachdenklich. Wie es schien, hatte Bernard sogar seine Werbepost gehortet. Mit einer Pinzette befreite sie einen grünen Papierfetzen aus den Resten des Briefumschlags.
    Ein Scheck. Das Wasserzeichen war unverkennbar. In der linken, oberen Ecke war ein Schriftzug zu sehen: Wunder für die Massen . Und eine Adresse, die im Lagerhausbezirk von Detroit lag.
    Sie legte die Fetzen in eine leere Farbdose, um sie dem Labor zur Analyse zu übergeben, und stocherte weiter in der Asche herum. Die Zange schlug gegen etwas, und sie hörte ein Klirren: Glas.
    Anya zog den Hals einer zerbrochenen Flasche vom Kaminrost. Er war kohlschwarz und kleiner als der einer Weinflasche und besaß einen kunstvollen, silbernen Verschluss. Was immer sich im Inneren verbarg, war unter der verkohlten Schicht Oberfläche nicht erkennbar. Anya hielt die Bruchstelle ins Licht.
    Sie hatte mit einem leeren Gefäß für Wasser oder Wein gerechnet. Vielleicht auch mit einem gläsernen Gefängnis für konservierte Knochenfragmente wie jenen auf dem Kaminsims. Doch als sie hineinsah, war es, als blicke sie in eine Druse: funkelnde Quarzkristallzähne, vom Feuer obsidianschwarz eingefärbt, schimmerten vor ihren Augen.
    Etwas zuckte an ihrer Kehle. Anyas Hand glitt hinauf zu dem Metallreif um ihren Hals. In dem Metall regte sich etwas Warmes, löste sich von ihrer Haut. Zierliche Amphibienzehen spreizten sich und marschierten über ihre Schulter, als das Metall knisternd ein lebendes Wesen freigab. Sodann sprang ein Elementarwesen in Form eines Salamanders zum Kamin hinunter und knurrte die magiegetränkte Flasche im Feuerraum an. Seine Zunge schoss in den schwarzen Kaminraum, und er erglühte in einem bernsteinfarbenen Licht.
    »Sparky«, zischte sie. Sie musste nicht befürchten, dass Marsh oder irgendjemand anderes ihn sehen könnte. Für gewöhnliche Menschen war Sparky unsichtbar, und es gab nur drei Gelegenheiten, zu denen Sparky sich die Mühe machte, wach zu werden: wenn etwas seinen übernatürlichen Marotten entgegenkam, wenn Geister in der Nähe waren oder wenn Gefahr drohte.
    Anya schluckte. Als hätte sie es mit radioaktivem Abfall zu tun, legte sie die Überreste der Flasche auf den Kaminsockel. Sparky stolzierte auf sie zu, und seine fedrigen Kiemenwedel flatterten, während seine Zunge über die verkohlte Oberfläche schnellte.
    Anya hielt den Atem an und beobachtete Sparkys Reaktion. Sie wusste, dass auch er die Magie witterte, aber sie wusste nicht, wie gefährlich diese zerbrochene Flasche tatsächlich war. Nach allem, was sie bisher herausgefunden hatte, mochte es sich um eine magische Zeitbombe handeln … eine Bombe, die Jasper Bernard hochgejagt hatte. Eine Bombe, die immer noch aktiv sein mochte.
    Sparky machte kehrt und präsentierte
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