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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Bickle
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beaufsichtigte, während dieser kleine Ballons mit Weihwasser aus einer Zwei-Liter-Flasche in Form einer Marienfigur befüllte.
    »Lass die Finger von den heiligen Madonnenbrüsten.«
    Max verdrehte die Augen und ließ die Finger auf den Brüsten. »Willst du, dass ich sie fallen lasse?«
    »Erweise der heiligen Mutter Gottes ein wenig Respekt, ja?«
    Max streckte die Zunge heraus und leckte an der Flasche. Jules versetzte ihm einen Schlag an den Hinterkopf, und der Junge jaulte auf.
    »Entschuldige dich auf der Stelle bei der Madonna.«
    »Tut mir wirklich leid, Madonna, dass ich deine heiligen Titten abgeleckt …«
    Katie, die es sich an einem Tisch bequem gemacht hatte, schlug die Hand vor den Mund, um ein Kichern zu verbergen. Ihr Hexenbuch der Schatten, vollgekritzelt mit Bannzaubern und den Rezepten magischer Trünke, lag aufgeschlagen vor ihr. Als moderne Hexe benutzte sie winzige, farbige Klebezettel, um bestimmte Seiten zu markieren. Einer davon hatte sich erfolgreich in den langen Vorhang blonden Haares über ihrer Schulter geschlichen.
    »Das ist nicht hilfreich, Katie«, grollte Jules.
    »Hey«, gab die Hexe zurück, »sie ist nicht meine Göttin. Meine hat Sinn für Humor.«
    »Siehst du?« Max wich einem weiteren Klaps von Jules aus. »Hekate mag es, wenn man ihre Brüste leckt. Isis auch. Oder wen auch immer Katie diese Woche anbetet … Hoffentlich ist es Isis. Hekate ist eine richtige Schreckschraube.«
    Jules schnaubte verächtlich. Er war kein großer Freund von Hexerei, aber er tolerierte Katie als Mitglied des Teams, weil sie erfolgreich war … in jüngster Zeit sogar erfolgreicher als er mit seinen eigenen Methoden.
    Katie warf einen Bierdeckel nach Max und erwischte ihn am Rücken.
    »Au!«
    »Hör auf, göttliche Damen zu beleidigen, die deinen dürren Arsch vor dem Bösen beschützen, oder ich verhexe dich. Dann sorge ich dafür, dass du bis zum Rentenalter für Frauen unattraktiv wirst«, beschied ihm Katie. Eine Hexe, mit der man sich nicht anlegen sollte.
    »Die Hexe ist nicht so nachsichtig wie die Mutter Gottes.« Jules zog Max am Ohr und führte ihn zum Gläserspülen hinter den Tresen.
    Die Weihwasserballons lagen am Ende der Theke wie verirrte Brustimplantate auf der Suche nach einem Heim. »Bereitet ihr euch auf einen Einsatz vor?«, fragte Anya.
    »Ja.« Brian, Cheftechniker der DAGR, blickte von seiner Tastatur auf. In seiner Nische, umgeben von Kabeln und in das grüne Licht des Monitors getaucht, das sich in seinen Brillengläsern spiegelte, sah er eher wie eine Maschine aus als wie ein Mensch.
    Aber Anya wusste es besser. Sie bewunderte seine Brustmuskeln, die in Bewegung gerieten, als er sich streckte. Sie und Brian waren die Sache langsam angegangen, doch manchmal reichte eine ganz absichtslose Geste wie diese, und ihr Herz tat einen Sprung.
    Er sah, wie sie ihn musterte, und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
    Anya errötete und starrte wieder in ihr Glas.
    »Ein typischer generischer Spuk, nehmen wir an«, erläuterte Brian. »Aber interessant, weil es sich um die vollständige Erscheinung einer Frau in moderner Kleidung handelt. Wir können keine Aufzeichnungen über irgendwelche verdächtigen Todesfälle in der Gegend finden … furchtbar langweilige Geschichte. Die Erscheinung will nicht reden und verrät den Eigentümern nicht, wer sie ist. Sie schreitet nachts durch die Flure, interagiert aber mit niemandem.«
    »Ein Restspuk?«, fragte Anya. Manche Spukerscheinungen waren wie übernatürliche Endlosbänder, die immer und immer wieder die spirituelle Erinnerung eines Gebäudes abspulten, ohne dass sich hinter dem Spuk ein Bewusstsein verbarg.
    »Vielleicht. Wir werden es herausfinden, wenn wir hingehen. In ein paar Tagen. Da es kein gewaltsamer Spuk ist, ist der Fall auf der Prioritätenliste weit nach unten gerutscht.«
    Anya runzelte die Stirn. Die DAGR hatten in letzter Zeit arg unter Druck gestanden. Jules hatte sogar schon überlegt, weitere Mitglieder anzuwerben. Detroit musste mehr erdulden als nur die weithin bekannte ökonomische Malaise und die gestiegene Verbrechensquote. Etwas Tiefergehendes lastete auf der Stadt und nährte sich von ihrer verzagten Psyche. Die Anzahl der gemeldeten Spukerscheinungen und übernatürlichen Geschehnisse war sprunghaft in die Höhe geschnellt. Die Kneipen waren voller Leute, die einfach nicht wahrhaben wollten, dass es mit der Stadt immer weiter abwärts ging. Die Gefängnisse waren voller Häftlinge, die die
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