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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Bickle
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einfach nur befürchtet, dass hier irgendwas nicht stimmt. Die Polizei hat’s zunächst an der Vordertür versucht, aber ohne Erfolg. Alle Türen und Fenster waren verriegelt. Als sie dann mit den Taschenlampen durch eines der Fenster geschaut haben, erkannten sie Brandspuren im Wohnzimmer und sind eingedrungen.«
    »Haben sie das Feuer gesehen?«
    Marsh schüttelte den Kopf. »Nein, nur verkohlte Überreste und Asche. Das Feuer war längst ausgekühlt. Genau wie Bernard.«
    »Woran ist Bernard gestorben? Rauchvergiftung?« Anya stellte sich den alten Mann tot auf seiner Couch vor, umgekommen durch ein Feuer, verursacht von einer vergessenen brennenden Zigarette. Unter all den Möglichkeiten zu sterben war das Ersticken im Schlaf nicht die schlechteste Art zu gehen. Anya hatte Schlimmeres gesehen. Wenn auch der offizielle Bericht des Leichenbeschauers, wie sie wusste, erst in einigen Tagen verfügbar sein würde, würden ihr doch ein paar vorläufige Informationen helfen, ihre eigenen Ermittlungen voranzutreiben.
    Marsh rieb nervös mit der Handfläche an der Narbe, die sich über seinen kahlen Kopf zog. Der Mann zeigte sich selten beunruhigt, aber diese unbewusste Geste war Anya vertraut. »Nein.«
    »Verbrennungen?« Anya zuckte innerlich zusammen. Es gab nur zwei Möglichkeiten, im Feuer zu sterben: Entweder man verbrannte oder man erstickte. Zu verbrennen war die schlechtere Wahl.
    »Das sehen Sie sich besser selbst an.« Er zeigte mit dem Daumen auf die in sechs Füllungen unterteilte Kassettentür der Küche. Sie stand halb offen. Hinter ihr erstreckte sich nur kühler Schatten. »Da entlang.«
    Der Lack hatte in der Hitze Blasen geworfen, die wie Pusteln unter ihren Fingerspitzen zerplatzten, als sie die Tür aufstieß und durchatmete, während sich ihre Augen an das Halbdunkel dahinter gewöhnten.
    Das Wohnzimmer war eine echte Messiehöhle. An der Decke war die Glühbirne mit ihrem Sockel verschmolzen. Die mit von geschmolzenem Lack verklebten Fenster hatte man gewaltsam öffnen müssen. Graues Licht drang durch die schadhaften Jalousien herein und fiel auf Pressspanregalbretter, die sich bogen unter der Last unzähliger Bücher. Anya überflog die Titel, doch die meisten waren in für sie unverständlichem Latein geschrieben. Ein fleckiger, wollener Strukturteppichboden versank unter dem Dreck vieler Jahre, in denen er zu selten gesaugt worden war. Ungeöffnete Post lag in wirrem Durcheinander auf einem Buffet, und die Umschläge raschelten in der Zugluft, die doch nicht imstande war, den bitteren Gestank des Todes zu vertreiben.
    So unordentlich der Raum auch erschien, aus forensischer Sicht war er erstaunlich intakt. Keine Brandspuren an den Wänden. Es war unwahrscheinlich, dass jemand in einem Raum, der so geringen Schaden genommen hatte, an Verbrennungen oder einer Rauchvergiftung zu Tode gekommen war. Nur an der Decke war ein wirbelförmiger Fleck, verursacht durch schwarzen Rauch, zu erkennen, der die geschmolzene Lampe über der Couch umgab.
    Anya legte die Stirn in Falten. Vielleicht hatte der alte Mann einen Herzinfarkt erlitten. Vielleicht war er an Krebs gestorben. Oder an einer Arzneimittelüberdosis. Die Autopsie würde sicher eine Todesursache enthüllen, die nichts mit Verbrennungen oder Rauchvergiftung zu tun hatte. Eins war jedoch sicher: Hier hatte es schlicht kein Feuer gegeben, das groß genug gewesen wäre, um einen mobilen Erwachsenen ernsthaft zu verletzen.
    Die abgewetzte Couch stand von Anya abgewandt vor dem offenen Kamin, dessen Verkleidung unter dem Gewicht einer wirren Sammlung verschiedenster Gegenstände abgesackt war: Ein Haufen Messingschlüssel hing wie Spinnenbeine über den Rand; ein Tiki-Gott überstrahlte sein vermülltes Reich; und da war noch ein stumpfes, angelaufenes Schwert mit einem kunstvoll verzierten, goldenen Heft. Rauch hatte eine Sammlung von Flaschen der verschiedensten Größen und Formen befleckt. Nun hatten sie alle die Farbe grauen Quarzkristalls, beinahe trüb genug, den Inhalt der Gefäße zu verbergen: schimmernde Knochen in einer Flüssigkeit.
    Anya bekam eine Gänsehaut. Diese Gegenstände rochen nach Magie, nach Rost und Salz. Alte Magie. Anders als der frische Ozongeruch neu gewirkter Magie, den sie in der Küche wahrgenommen hatte.
    Anya bahnte sich einen Weg zur Couch, um sich die Flaschen genauer anzusehen, und trat dabei fast auf die Überreste von Jasper Bernard.
    Nicht, dass noch viel von ihm übrig gewesen wäre. Nur ein schmieriger
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