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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Bickle
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schwarzer Brandfleck breitete sich vom mittleren Sofakissen bis zum Boden aus. Auf dem versengten Stück Teppich stand ein Paar Füße in schwarzen Socken und blauen Pantoffeln. Sie kniff die Augen zusammen und erkannte ein paar Fingerknochen der rechten Hand am Rand des Brandflecks, doch darüber hinaus war nichts von Jasper Bernard geblieben. Das Feuer hatte sich durch den Teppich gefressen und weiße Asche auf einem unversehrten Hartholzboden zurückgelassen. Vor den Schuhen stand unbeschadet ein Fernsehtisch nebst einem Mikrowellengericht auf seinem Menüteller. Hackbraten und grüne Bohnen, wie es aussah.
    Sie wippte auf den Fersen und hauchte: »Heilige Scheiße.« Das war kein natürliches Feuer gewesen. Es war nicht einmal ein denkbares Feuer gewesen. Menschliche Körper brannten nicht so, nicht einmal, wenn sie mit Benzin übergossen und in einem Auto in Brand gesteckt wurden. Irgendwas blieb immer übrig. Nichts verbrannte restlos, nicht einmal im Ofen eines Krematoriums. Krematorien mussten die Überbleibsel nach dem Verbrennungsvorgang gewaltsam pulverisieren, um sie in die Urnen zu bekommen …
    Wohin zum Teufel waren Bernards Überreste verschwunden?
    Anya ging in die Knie und starrte ungläubig auf Bernards Füße. Durch ein Loch in einer Socke konnte sie rosafarbene Haut erkennen. Die extreme Hitze, die seinen Körper zu Asche verbrannt hatte, hatte sogar die Fusseln unter seinem perfekt erhaltenen Zehennagel nicht im Geringsten in Mitleidenschaft gezogen.
    Hinter ihr stob unter Marshs Schritten Staub vom Teppich auf. »Ist es das, was ich vermute?«
    Wenn es so war, dann war dies der heilige Gral der Brandermittlung. Sie gab sich ausweichend. Noch hatte sie nicht genug gesehen, um sicher zu sein. »Ich weiß es nicht genau. Wir müssen mehr Beweise sichern, aber es deutet alles darauf hin.«
    »Auf was?«, drang er in sie und lehnte sich in seinen nunmehr staubigen, vormals mit Spucke polierten Schuhen nach vorn. Er wollte nicht derjenige sein, der es zuerst aussprach, derjenige, der als Erster den Schritt über die Klippe zu einer irrationalen Erklärung tat.
    Sie schluckte und sprach so leise, dass die angestrengt lauschenden Uniformierten jenseits der Tür sie nicht hören konnten: »Spontane menschliche Selbstentzündung.«
    Die anschließende Stille zog sich hin, und Anya konnte nicht fassen, dass sie es tatsächlich ausgesprochen hatte.
    Marsh deutete auf die offenen Fenster. »Das haben die Uniformierten auch gesagt. Und das würde auch die Presse sagen, wenn sie davon erfährt.« Er blickte auf das Loch im Teppich hinab, auf die Stelle, an der einmal ein Mensch gesessen und sich darauf gefreut hatte, sein Fertiggericht zu verspeisen. »Widerlegen Sie es. Finden Sie heraus, was wirklich passiert ist.«
    Anya wippte wieder auf den Fersen. Ihre Kehle fühlte sich trocken an. Es war zu früh, auch nur Spekulationen anzustellen, und sie hasste es, gedrängt zu werden. »Sir, bisher habe ich noch nicht einmal angefangen, irgendeine Theorie zu entwickeln …«
    »Finden Sie eine vernünftige Erklärung für das hier. Nehmen Sie sich so viel Zeit und Mittel, wie Sie brauchen, aber sorgen Sie dafür, dass das verschwindet.« Sein Blick wanderte zum Fenster und hinaus zu der dunkel werdenden Skyline. Irgendwo dort draußen heulte eine Sirene. »Detroit braucht nicht noch mehr Gespenster.«
    Marsh hatte recht. Anya aber starrte auf die Asche und dachte, dass Marsh nicht einmal ansatzweise wusste, was dort draußen alles ungesehen durch die Stadt streifte. Wenn irgendjemand wüsste, was sie wusste … Sie unterdrückte ein Schaudern. Gewöhnliche Leute hatten keine Ahnung von dem, was sich hinter der Fassade Detroiter Normalität verbarg.
    Anya gehörte nicht zu den gewöhnlichen Leuten, so sehr sie es sich auch wünschte.
    Ihr Blick wanderte zurück zu Bernards Flaschensammlung. Wie es schien, hatte auch er nicht zu den gewöhnlichen Leuten gezählt.
    Knatternde Stimmen kündeten von einem Streit an der Küchentür. Marsh lugte durch die schiefen Fensterläden hinaus. »Die Presse ist hier«, murmelte er.
    »Jetzt schon?«
    »Der Ü-Wagen ist gerade bei den Streifenwagen abgestellt worden. Jemand muss ihnen einen Tipp gegeben haben«, grollte Marsh und ging zur Tür. »Kümmern Sie sich um den Tatort. Ich befasse mich mit der Presse.«
    Sie nahm ihre Kamera aus dem Koffer und richtete sie auf die Tür. Begleitet vom Geräusch des Verschlusses sammelte sie in dem Licht, das durch die Jalousien
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