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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition)
Autoren: Laura Bickle
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Geist sich Stück für Stück auflöste.
    Sie musste schnell handeln. »Erinnern Sie sich, was das Feuer ausgelöst hat?«, drang Anya in ihn. »Haben Sie etwas im Kamin verbrannt. Haben Sie geraucht?«
    Trotz Bernies Beschäftigung mit magischen Objekten riet Anyas Erfahrung ihr, zunächst nach einer banalen Erklärung zu suchen.
    Der Geist schüttelte den Kopf. »Das war nicht ich. Das war sie.« Die Augen hinter der Brille verdrehten sich aufwärts. »Moment. Wenn Sie mich sehen können, kann sie mich dann auch sehen?«
    »Wer?«
    Geisterhafte Finger erschienen am Rand des Brandflecks, und Bernie blickte zur Decke hinauf. »Oh, Scheiße …«
    Die Decke öffnete sich, und ein Luftwirbel schraubte sich hinab, kalt wie der Odem des Winters. Der Wirbel berührte nichts von der physischen Umgebung, sondern griff direkt nach Bernie, so sicher wie ein Kind, das in einer Spielzeugkiste nach seinem Lieblingsteddy suchte. Wie eine Marionette an ihren Fäden wurde Bernies geisterhafter Leib aus dem Boden gezerrt. Sein geisterhafter Körper, angetan mit Pyjama und einem Chenillehausmantel, schlug um sich, wehrte sich gegen die unsichtbare Kraft.
    Anya stürzte voran und griff instinktiv nach dem Geist. Sparky packte knurrend Bernies Hosenbein mit den Zähnen. Der Salamander zog mit aller Kraft an ihm, bemühte sich, Bernie auf dem ruinierten Boden festzuhalten. Aber der alte Mann stieg auf wie ein mit Helium gefüllter Ballon, und Anya wusste nicht, wie lange sie ihn noch würden halten können. Ein säuerlicher, magischer Geruch, der an verdorbene Milch erinnerte, löste einen Würgereiz in ihrer Kehle aus.
    Bernie trat in der Luft um sich, und seine Finger verkohlten. Geisterhafte Flammen züngelten unter dem Kragen seines Hausmantels, und der Chenillestoff ging in Flammen auf.
    »Lassen Sie nicht zu, dass sie das Gefäß findet!« , brüllte Bernie.
    Der Artefakthändler wurde Sparkys Zähnen entrissen und verschwand zischend im Äther. Das Loch in der Decke schloss sich und hinterließ dröhnende Stille im Raum.
    Anya landete verdattert mit dem Hintern auf dem fleckigen Teppich. Eisige Luft entströmte ihrem Mund. Sie hatte in ihrem Leben schon Geister gesehen, die sich aufgrund eines Exorzismus aufgelöst hatten oder auch aus eigenem Antrieb, wenn sie beschlossen, ins Jenseits überzutreten. Aber etwas wie das, was soeben passiert war, etwas so Gewaltsames, hatte sie noch nie erlebt. Der Geist war verschluckt worden wie eine Ameise von einem Staubsauger, aber … wohin?
    »Bernie«, rief sie im Dämmerlicht des Raumes.
    Niemand antwortete.
    Sparky watschelte zu dem Fleck auf Bernies kaputtem Teppich, umkreiste ihn zweimal und begann, mit den Hinterpfoten zu scharren, als wollte er etwas Totes verbuddeln.

KAPITEL ZWEI
    »Es sah aus wie ein Barsch an der Angel … er hat gekämpft, wurde aber trotzdem einfach aus dem Wasser gezogen. Wohin weiß ich nicht.«
    Anya starrte ihren Drink an. Auch in den milchigen Tiefen des White Russian sah sie immer noch die Bilder, wie Bernie in den Äther gerissen wurde.
    Ihre Stimme hallte durch den Raum. Um diese Zeit war die Bar mit dem Namen Devil’s Bathtub fast leer. Die Bar, die in der Zeit der Prohibition eine illegale Kneipe gewesen war, verströmte mit ihrem polierten Tresen, auf dessen Außenseite ein Handlauf angebracht war, dem Originalgebälk und der klauenfüßigen Badewanne voller Wunschmünzen, die in der Mitte des Raums auf dem verschrammten Holzboden ruhte, noch viel von ihrem Zwanzigerjahre-Charme. Die Badewanne selbst war allerdings kein Original; das war vor einigen Monaten im Zuge eines vermurksten Exorzismus zerstört worden, als Anya unter einem schlimmen Fall dämonischer Besessenheit gelitten hatte.
    Das Devil’s Bathtub barg auch heute noch gewisse Geheimnisse. Zwar gab es keine Schwarzbrenner mehr, die die Badewanne zur Herstellung von Gin missbrauchten, doch war das Lokal nun das Hauptquartier der »Detroit Area Ghost Researchers«, einer Gruppe paranormaler Ermittler, denen auch Anya angehörte, wenngleich nur widerwillig.
    Sie waren an diesem Abend die einzigen Gäste. Jules, der derzeit hinter der Theke stand, führte die Gruppe mit gestrenger Autorität. Er trug noch immer die Uniform eines Zählerablesers aus seinem Brotjob. Auf seinem Kopf saß eine Baseballkappe der Detroit Tigers. Unter seinem Ärmel lugte ein tätowiertes Kreuz hervor. Seine ebenholzschwarzen Brauen zogen sich zusammen, als er Max, einen jungen Latino mit einer sackartigen Hose,
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