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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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und Menschen, an denen mir etwas liegt, würden verletzt werden.«
    »Also, hier ist ein Gerücht, das ich heute gehört habe.
    Wir sind nur Menschen. Fehler kommen mit der Gattung.«
    Kate runzelte die Stirn. »Menschen?«
    Sie nahm seine Hand und führte ihn zu einer alten, verwitterten Gartenbank aus Zedernholz. »Du und ich?
    Wer hat dir das erzählt? Ich geh sofort los und schmelze ihre Gehirne mit meinen Todesstrahlen.«
    Sie setzten sich, und sein Arm legte sich automatisch um ihre Schulter, genau wie ihr Kopf automatisch seine fand.
    »He du, du bist zu früh«, sagte sie.
    »Naja, ich wollte die Truthahnbeerdigung nicht verpassen«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Freust du dich, mich zu sehen?«
    »Nach der Antwort nicht.«
    Er lachte und hauchte einen Kuß an ihre Schläfe. Sie saßen schweigend ein paar Minuten da und starrten auf die geschwärzte Hintertür des Hauses, aus der Kovác und Quinn sie herausgetragen hatten.
    »Ich bin hierher zurückgekommen und habe mir dieses ganz spezielle Leben aufgebaut«, sagte Kate leise. »Ich dachte, wenn ich es so mache, hätte ich alles im Griff und etwas Schlimmes könnte nicht mehr passieren. Ganz schön naiv, was?«
    Quinn zog die Schultern hoch. »Ich dachte, wenn ich meine Welt am Schwanz packe, könnte ich alle Dämonen daraus vertreiben. Aber so funktioniert es nicht. Da kommt immer wieder ein neuer Dämon. Ich kann sie gar nicht mehr alle zählen. Ich kann sie gar nicht mehr auseinanderhalten. Zur Hölle, ich kann sie ja nicht mal vor meiner Nase sehen.«
    Kate konnte den Anflug von Verzweiflung hinter der vermeintlichen Härte hören und wußte, daß auch sein Vertrauen in seine Fähigkeiten erschüttert war. The Mighty Quinn. Der immer recht hatte, sich immer sicher war, sich wie ein Pfeil vorwärtsbewegte.
    Sie hatte immer seine unerschöpfliche Kraft geliebt, seine Sturheit bewundert. Und genau so sehr liebte sie ihn für seine Verletzlichkeit.
    »Keiner hat das kommen sehen, John. Ich hab den Kerl vom ersten Tag an, als er den Job übernahm, gehaßt und das nicht einmal vermutet. Wir sehen, was wir erwarten.
    Beängstigend, wenn man bedenkt, was unter der Oberfläche liegen kann.«
    Sie starrte den Garten an, tot und braun, unwirklich im verblassenden Licht. »Stell dir die grauenhafteste, widerlichste Grausamkeit vor, die ein menschliches Wesen an einem anderen begehen kann. Irgend jemand da draußen tut es gerade wieder. Ich weiß nicht, wie du es noch ertragen kannst, John.«
    »Ich ertrag’s eben nicht mehr«, gab er zu. »Du weißt doch, wie es ist, wenn man mit dem Job anfängt. Alles belastet einen. Man muß sich abhärten. Du mußt deine emotionale Rüstung anlegen. Dann erreichst du einen Punkt, an dem du soviel gesehen hast, daß dich nichts mehr tangiert, und du fragst dich allmählich, wie es mit deiner Empfindungsfähigkeit bestellt ist. Bleib lange genug dabei, dann fängt die Rüstung an zu rosten, das Böse beginnt, sich durchzunagen, und du bist wieder da, wo du angefangen hast, nur bist du älter und müder und du weißt, du kannst nicht alle Drachen töten, egal wieviel Mühe du dir gibst.«
    »Und was dann?« fragte Kate leise.
    »Dann trittst du entweder beiseite, oder frißt deine Pistole, oder fällst tot um wie Vince Walsh.«
    »Oberflächlich gesehen scheint mir diese Wahl hirnlos.«
    »Nicht wenn der Job alles ist, was du hast. Wenn du dich darin vergräbst, weil du viel zu große Angst davor hast, loszugehen und das Leben zu leben, das du wirklich willst.
    Porträt von mir in den letzten fünf Jahren«, sagte er. »Aber jetzt nicht mehr. Von heute an bin ich offiziell im Urlaub.
    Zeit, den Streß abzubauen, meinen Kopf wieder richtig rum festzuschrauben.«
    »Zu entscheiden, was du willst«, bot ihm Kate für seine Liste an.
    »Ich weiß, was ich will«, sagte er schlicht.
    Er wandte sich ihr auf der Bank zu und nahm ihre Hände. »Ich brauche etwas Gutes in meinem Leben, Kate. Ich brauche etwas Schönes, Herrliches in meinem Leben. Ich brauche dich. Ich brauche uns. Was brauchst du?«
    Kate sah ihn an, mit ihrem zerstörten Heim am Rande ihres Blickfeldes und dachte ausgerechnet an einen Phoenix, der aus der Asche aufstieg. Die Ereignisse, die sie zu dieser Zeit an diesen Ort gebracht hatten, mochten wohl entsetzlich gewesen sein, aber es war ihre Chance auf einen neuen Anfang. Zusammen.
    Zum ersten Mal seit fünf Jahren spürte sie warmen, süßen Frieden an der Stelle, an der bisher harte schmerzende Leere,
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