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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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zurück nach Quantico, um alles abzuschließen und seinen ersten Urlaub in fünf Jahren einzureichen – Thanksgiving.
    »Also, kommst du heute abend?«
    Kate schnitt eine Grimasse. »Ich glaube nicht, Sam. Mir ist nicht nach Gesellschaft.«
    »Kate«, knurrte er vorwurfsvoll. »Das ist die Truthahntotenfeier! Ich bin der verdammte Bischof, verflixt nochmal! Wir haben einiges zu feiern.«
    Wahr, aber eine wilde Party mit Gummihühnern und einem Mob trunkener Polizisten und Justizpersonal schien ihr nicht passend. Nach allem, was passiert war, nach dem Mediensperrfeuer, das sie die letzten paar Tage hatte ertragen müssen, war Umgang mit Leuten das letzte, was sie wollte.
    »Ich schau’s mir in den Nachrichten an«, sagte sie.
    Er seufzte resigniert und wurde ernst, als er zum wahren Grund seiner Flucht vom Rudel kam. »Das war vielleicht ein Fall. Du hast dich tapfer geschlagen, Red.«
    Der Anflug seines üblichen ironischen Grinsens umspielte seinen Mund. »Für einen Zivilisten bist du ganz okay.«
    Kate grinste ihn an. »Du mich auch, Kojak.«
    Dann humpelte sie näher und küßte ihn auf die Wange.
    »Danke fürs Leben retten.«
    »Jederzeit.«

    Eine Warmfront hatte am Tag zuvor Einzug in Minnesota gehalten, Sonne und Temperaturen um fünfzehn Grad im Gepäck. Der Schnee war fast weg, darunter kamen abgestorbener gelber Rasen und kahle Büsche und Dreck zum Vorschein. Die Bürger von Minneapolis hatten immer ihre langen Winter vor Augen, also stürzten sie sich aus ihrem verfrühten Winterschlaf auf Fahrräder und Rollerblades. Kleine Rudel alter Damen beim Power Walk trabten Kates Straße entlang, den Weg zum See hinunter, und verlangsamten ihre Schritte, um die geschwärzten Außenmauern ihres Hauses anzugaffen.
    Der größte Schaden beschränkte sich auf den Keller und das Erdgeschoß. Das Haus würde saniert, repariert und restauriert werden, und sie würde versuchen, nicht allzuviel an das zu denken, was darin passiert war, jedesmal, wenn sie in den Keller gehen mußte. Sie würde versuchen, nicht vor der Waschmaschine stehenzubleiben und daran zu denken, wie Rob Marshall tot dagelegen hatte und auf ihrem Boden zu einem verkohlten Klumpen verbrannt war.
    Auf sie warteten härtere Aufgaben, als das Aussuchen neuer Küchenschränke.
    Kate tastete sich durch das verkohlte Chaos, das einmal das Erdgeschoß gewesen war. Ein Kumpel von Kovác, der viele Brandstiftungsuntersuchungen durchgeführt hatte, hatte für sie das Haus überprüft, ihr gesagt, wohin sie nicht gehen sollte, was sie tun sollte und was nicht. Sie setzte einen gelben Schutzhelm auf, den er ihr gegeben hatte, um sich vor fallenden Putzstücken zu schützen. An einem Fuß trug sie einen dicken Wanderstiefel. Am anderen eine dicke Wollsocke und einen extra starken Müllsack.
    Sie sortierte mit einer Zange mit langen Griffen den Müll, hielt Ausschau nach Dingen, die es wert waren, sie zu behalten. Die Arbeit deprimierte sie so, daß sie nicht einmal weinen konnte. Trotz des rechtzeitigen Eintreffens der Feuerwehr hatte die Explosion der Farben und Lösungsmittel im Keller einen Großteil des Erdgeschosses verwüstet. Und was das Feuer nicht verwüstet hatte, hatten die Feuerwehrschläuche ruiniert.
    Der Verlust normaler Besitztümer machte ihr nichts aus.
    Sie konnte sich einen anderen Fernseher kaufen. Ein Sofa war ein Sofa. Ihre Garderobe war vom Rauch beschädigt, aber die Versicherung würde ihr eine neue bezahlen. Es war der Verlust von Dingen, an denen so viele Erinnerungen hingen, der schmerzte. Sie war in diesem Haus aufgewachsen. Das Ding, das jetzt aussah wie verbrannte Baumstümpfe, war einmal der Schreibtisch ihres Vaters gewesen. Sie konnte sich erinnern, wie sie beim Versteckspielen mit ihrer Schwester in den Fußraum geklettert war.
    Der Schaukelstuhl im Wohnzimmer hatte ihrer Großtante gehört. Fotoalben, mit einem Leben voller Erinnerungen, waren verbrannt, geschmolzen oder völlig durchnäßt, dann gefroren und wieder aufgetaut worden.
    Sie hob die Reste eines Albums mit Bildern von Emily auf und begann, es durchzublättern. Die Tränen stiegen auf, als ihr klar wurde, daß die Fotos zum größten Teil ruiniert waren. Es war, als würde sie ihr Kind noch einmal verlieren.
    Sie schloß das Album und drückte es an ihre Brust, sah durch tränengetrübte Augen die Zerstörung an. Vielleicht war das nicht der Tag für diese Arbeit. Quinn hatte am Telefon versucht, es ihr auszureden. Sie hatte darauf bestanden, sie wäre stark
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