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Feuermale

Feuermale

Titel: Feuermale
Autoren: Tami Hoag
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ausgestattet mit einem knappen durchsichtigen schwarzen Spitzen BH und einem violetten Stretch-Mini.
    »He, Tinks, du könntest dir ein paar neue Outfits mitnehmen«, rief er und beäugte einen klebrig aussehenden Rückstand auf den Schultern der Puppe. Möglicherweise Blut, gemischt mit einer anderen, klaren Flüssigkeit.
    Liska ging die Halle hinunter, prüfte einen Bastelraum, ging weiter. Ihre Jungs hätten dieses Haus geliebt. Sie redeten ständig davon, daß sie ein Haus haben wollten wie ihr Freund Mark, mit einem coolen Freizeitraum im Keller – wo sie Moms Beobachtung entrinnen könnten – mit einem Poolbillard-Tisch und einem Fernseher mit Großbild.
    Hier in dem Raum am Ende des Ganges stand ein Pooltisch. Er war mit blutverschmiertem weißen Plastik drapiert, und es lag ein Körper darauf. Der Geruch von Blut, Urin und Exkrementen hing schwer in der Luft. Der Gestank gewaltsamen Todes.
    »Tippen!« brüllte Liska, stürzte auf den Tisch zu.
    Michele Fine lag seltsam verrenkt auf dem Rücken und starrte auf das Licht, das ihr mitten ins Gesicht strahlte.
    Sie blinzelte nicht. Ihre Augen hatten den leeren Ausdruck einer Leiche. Ihr Mund klaffte, Speichel legte eine weißverkrustete Spur ihr Kinn hinunter. Ihre Lippen bewegten sich kaum merklich.
    Liska beugte sich über sie, legte zwei Finger seitlich an Fines Hals, um nach einem Puls zu tasten. Fand aber keinen.
    »… elft… mir… elft… mir…«
    Fragmente von Worten auf einem Hauch von Atemzug.
    Tippen joggte herein und erstarrte. »Scheiße!«
    »Hol einen Krankenwagen«, befahl Liska. »Vielleicht lebt sie noch lang genug, um die Geschichte zu erzählen.«

KAPITEL 40
    »Ich wollte nicht helfen.«, sagte Angie leise.
    Es klang nicht wie ihre Stimme. Der Gedanke trieb auf einer Wolke durch ihr drogenvernebeltes Gehirn. Es klang wie die Stimme des kleinen Mädchens in ihr, desjenigen, das sie immer versuchte zu verstecken, zu schützen. Sie starrte auf den Verband an ihrem linken Arm, das Verlangen, ihn wegzuzerren und die Wunde bluten zu lassen, lauerte am düsteren Rand ihres Verstandes.
    »Ich wollte nicht tun, was er sagt.«
    Sie wartete auf das verächtliche Schnauben der Stimme, aber sie war seltsam stumm. Sie wartete darauf, daß die Zone heransummte, aber die Drogen hielten sie fern.
    Sie saß an einem Tisch in einem Raum, der nicht wie ein Teil des Krankenhauses aussehen sollte. Das blaue, gemusterte Hemd, das sie trug, hatte kurze Ärmel, so daß jeder ihre dünnen vernarbten Arme sehen konnte. Sie sah die Narben an, eine neben der anderen, neben der andern, wie Gitter in der Tür einer Gefängniszelle. Male, die sie sich selbst ins Fleisch geschnitten hatte. Eine ständige Erinnerung, damit sie nie vergessen konnte, wer und was sie war.
    »War Rob Marshall derjenige, der dich in dieser Nacht in den Park gebracht hat, Angie?« fragte Kate leise. Sie saß auch an dem Tisch, neben Angie, den Stuhl ein Stück gedreht, damit sie das Mädchen ansehen konnte. »War er der Freier, von dem du mir erzählst hast?«
    Angie nickte. Sie sah sich immer noch die Narben an.
    »Sein Großer Plan.«
    Sie wünschte, die Medikamente würden die Erinnerungen vernebeln, aber die Bilder in ihrem Kopf waren klar, wie im Fernsehen. In dem Truck zu sitzen, zu wissen, daß hinten drin die Leiche einer Frau lag, zu wissen, daß der Mann am Steuer sie getötet hatte, zu wissen, daß auch Michele daran beteiligt gewesen war. Sie konnte sehen, wie sie immer und immer wieder zustachen, konnte sehen, wie ihre sexuelle Erregung mit jedem Messerstoß wuchs.
    Michele hatte sie ihm hinterher gegeben, und in dieser Nacht im Park hatte er sie wieder genommen, aufgegeilt von der toten Frau hinten drin und seinem Großen Plan.
    »Ich sollte jemand anderen beschreiben.«
    »Als den Mörder?« fragte Kate.
    »Jemanden, den er erfunden hat. All diese Details. Er hat sie mich immer und immer wieder wiederholen lassen.«
    Angie zupfte an einem losen Faden am Rand ihres Verbandes, wünschte, Blut würde durch die Schichten weißen Mulls sickern. Der Anblick würde sie trösten, sie daran hindern, sich so schrecklich zu fühlen, weil sie neben Kate saß. Nach allem, was passiert war, konnte sie ihr nicht mehr in die Augen sehen.
    »Ich hasse ihn«, war ihre Antwort.
    Gegenwart, dachte Kate. Als wüßte sie nicht, daß er tot war, daß sie ihn getötet hatte. Vielleicht wußte sie es wirklich nicht. Vielleicht gestattete ihr Verstand ihr diesen einen Trost nicht.
    »Ich hasse ihn
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