Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuergipfel

Titel: Feuergipfel
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
unter seinem Gewicht knarrte. Wieder zögerte Hunter einen Moment, dann ging er um das Bett herum, bis er ihr Gesicht sehen konnte.
    Er schnappte entsetzt nach Luft.
    Elyssa sah nicht mehr wie ein Mädchen aus. Kummer zeichnete ihre Züge, entzog ihrem Gesicht alle Farbe, machte ihre Augen stumpf und leblos und ihren Körper steif vor Anspannung. Reglos ertrug sie einfach jeden Atemzug, wie er kam, und mit ihm die Qual, am Leben zu sein.
    Case hatte recht gehabt. Elyssa war eine Frau, die um ihren Geliebten trauerte.
    Mit einem erstickten Schmerzenslaut sank Hunter neben ihr nieder. Er zog sie auf seinen Schoß und streichelte hilflos mit bebenden Händen ihr Gesicht.
    »Du irrst dich, wenn du glaubst, daß ich dir nicht vertraut habe«, bekannte er. »Ich selbst war derjenige, dem ich nicht trauen konnte. Weil ich die falsche Wahl getroffen hatte, mußten meine Kinder für meinen Fehler büßen.«
    Ein Zittern überlief Elyssa. Sie drehte den Kopf und konzentrierte sich auf Hunter. Der Schmerz in ihren Augen ließ ihn zusammenzucken.
    »Dann bin ich dir begegnet«, fuhr er leise fort. »Ich habe dich begehrt, bis mir jeder Atemzug weh tat.«
    »Begehren reicht nicht...«
    »Aus«, vollendete Hunter den Satz für sie. »Ja. Ich weiß das ebensogut wie du. Besser noch. Belinda hat es mich gelehrt.«
    Elyssa schloß die Augen; diesmal zeigte sich der Schmerz in Hunters Blick.
    »Dann hast jedoch du mich etwas weitaus Wichtigeres gelehrt«, sagte er. »Liebe.«
    »Bloß ...« Elyssas Stimme brach.
    »Bloß Liebe«, sagte Hunter weich. »Deine Liebe zu mir. Meine Liebe zu dir. Die Liebe, die wir unseren Kindern schenken werden.«
    »Hunter ...« Abermals brach ihre Stimme.
    »Ich liebe dich, Elyssa.«
    Hunter sagte es noch einmal, als er sie küßte, und dann unaufhörlich wieder ...
    Das Bewußtsein einer aufrichtigen Liebe erfüllte Elyssa mit einer köstlichen Wärme. Plötzlich aufschluchzend warf sie sich in seine Arme. Lachend und weinend zugleich flüsterte Elyssa ihr eigenes Geständnis dicht an Hunters Lippen und hörte, wie es innig erwidert wurde.
    Dann hielten sie einander in den Armen, während sie einander wiegten und die Vergangenheit hinter sich ließen.

Epilog
    Hunter und Elyssa standen neben Case vor dem Ranchhaus und schauten zu, wie der Priester in Richtung Camp Halleck davongaloppierte. Bill und die frischgebackene Mrs. Moreland waren gleich im Anschluß an die Trauung zur Bar B aufgebrochen, voller Ungeduld, ihre eigenen Flitterwochen zu genießen.
    Der Hof der Ladder S badete im Sonnenlicht und ließ das Brausen des Herbststurms über sich ergehen. Cases Pferd stand mit gespitzten Ohren da, den Kopf hoch erhoben, die Nüstern gebläht. Der Hengst zog ungeduldig an den Zügeln, brannte darauf, so frei wie der Wind dahinzurasen.
    »Ich werde wieder vorbeikommen, sobald ich diesen Hurensohn erledigt habe«, sagte Case ruhig.
    Elyssa zuckte unwillkürlich zusammen. Die Worte, die Hunter erst eine Woche zuvor ausgesprochen hatte, verfolgten sie immer noch.
    Ich kann meinen Bruder nicht allein gegen Ab Culpepper kämpfen lassen.
    Und dennoch tat Hunter genau das.
    Die Zuneigung und Treue eines Mannes sollten in erster Linie seiner Ehefrau gelten.
    Hunters Zuneigung und Treue galten Elyssa, die jetzt seine Gemahlin war.
    Sie mußte die Tränen unterdrücken, als sie sich zu Case umwandte.
    »Laß doch das Vergangene in Güte ruhen«, bat sie ihn eindringlich. »Bitte. Bleib hier. Finde bei uns deinen Frieden.«
    Mit einer Sanftheit, die Elyssa noch immer überraschte an einem Mann, dessen Augen so erloschen waren, legte Case eine Hand an ihre Wange.
    »Weine nicht, Frechdachs«, murmelte er. »Hunter weiß, wo seine Zukunft liegt.«
    »Es könnte auch deine sein«, flehte Elyssa.
    Cases Daumen wischte zärtlich eine Träne von ihren Wimpern. Dann wandte er sich ab und schwang sich auf den Rücken seines Hengstes mit der Behendigkeit einer Katze im Sprung.
    »Nennt euren ersten Jungen nach mir«, sagte Case zum Abschied.
    »Wird gemacht«, erwiderte Hunter ruhig. »Schick mir eine Nachricht, wenn du mich brauchst.«
    Case nickte. Dann zog er sein Pferd herum und galoppierte gen Süden, in Richtung der Spanish Bottoms.
    »Warte!« rief Elyssa ihm nach.
    Hunter schlang die Arme um sie und hielt sie fest an sich gedrückt. »Er muß seinen Weg gehen, Liebste«, sagte er.
    »Aber ...«
    »Case glaubt, daß er nichts mehr hat, wofür es sich zu leben lohnt, außer Ted und Ems Mörder zur Strecke zu bringen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher