Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuergipfel

Titel: Feuergipfel
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
erneut. »Wo steckst du?«
    »Lebwohl, mein Herbstgeliebter«, flüsterte Elyssa. »Ich werde jedes Jahr an dich zurückdenken, wenn sich die Blätter in Feuer verwandeln.«
    Hunter stand einfach da und starrte sie an, unfähig, ein Wort hervorzubringen.
    »Bitte entschuldige mich jetzt«, sagte Elyssa. »Ich habe seit Tagen so gut wie keinen Schlaf bekommen.«
    Damit wandte sie sich hastig ab und eilte die Treppe hinauf. Als sie die Küche betrat, drehte sich Case zu ihr um.
    »Weißt du, wo ...«, begann er.
    Der Ausdruck auf Elyssas Gesicht ließ ihn abrupt innehalten. Sie ging an ihm vorbei, als nähme sie ihn überhaupt nicht wahr. Er schaute ihr nach, wie sie langsam die Treppe in den ersten Stock erklomm. Gleich darauf hallte das Geräusch einer Tür, die geschlossen wurde, in der Stille wider.
    Auch Hunter marschierte die Kellertreppe hinauf in die Küche.
    »Was stehst du hier noch herum?« fauchte er. »Die Spur wird doch kalt.«
    Case pfiff lautlos durch die Zähne.
    »Hast du allen Lebewohl gesagt?« fragte Case.
    »Ja.«
    »Dann bist du ein verdammter Narr. Wie kannst du eine so wundervolle Frau wie Elyssa zurücklassen?«
    Hunter fletschte die Zähne.
    »Frau?« spöttelte er. »Sie ist ein unreifes Mädchen, das von einer Stunde zur anderen nicht mehr weiß, was es will.«
    Nur eine Affäre.
    »Verdammt und zugenäht!« Case tippte sich an die Stirn. »Sie ist eine Frau, die um ihren Liebsten trauert.«
    »Ihre Tränen werden schon irgendwann versiegen.«
    »Frechdachs hat nicht geweint. Sie hat getrauert. Wenn du den Unterschied nicht kennst, dann geh nach oben und betrachte ihr Gesicht.«
    Hunter schloß die Augen. Als er sie einen Moment später wieder öffnete, waren sie so kalt und trostlos wie der Winter, der dem Herbst folgt.
    »Verflucht noch mal, Case«, stieß Hunter zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. »Hör auf damit!«
    »Sobald du damit aufhörst, und nicht einen Moment eher. Wenn du dich in der Stimmung, in der du dich jetzt befindest, an Ab Culpeppers Fersen heftest, dann werden wir beide noch vor dem ersten Schneefall tot sein. Also sag es mir noch einmal, Bruder. Warum verläßt du die Frau, die dich liebt?«
    »Sie hat gesagt, wir hätten nur eine Affäre .«
    Cases linke Braue hob sich in einem skeptischen Bogen. »War das, bevor oder nachdem du ihr gesagt hast, daß du sie liebst?« hakte er nach.
    »Ich habe niemals etwas von Liebe gesagt.«
    »Tja, das erklärt natürlich alles«, erwiderte Case nüchtern und wandte sich ab. »Ich werde hinausgehen und mit meinem Pferd reden. Es hat mehr Verstand im Hintern als du im Kopf.«
    Hunter funkelte seinen Bruder wütend an, aber selbst sein Zorn konnte die Erinnerung nicht vertreiben, wie Elyssa zu ihm von Liebe gesprochen hatte.
    Und er hatte mit Schweigen darauf geantwortet.
    Oder schlimmer noch, mit Worten!
    Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört? Habe ich jemals von etwas anderem als Lust zwischen uns gesprochen?
    Elyssa hatte schließlich auf ihn gehört. Jetzt sprach auch sie von nichts anderem als Lust.
    Was uns verbindet, ist nur eine Affäre.
    Hunter stand völlig reglos da, als ihm klar wurde, was er ihr angetan, was sie so ruhig beim Namen genannt hatte.
    In deinem Kopf und deinem Herzen ist kein Platz für die Zukunft. Nur für die Vergangenheit.
    Mein Herbst geliebter, ich werde jedes Jahr an dich zurückdenken, wenn sich die Blätter in Feuer verwandeln.
    Eine Zeitlang herrschte undurchdringliche Stille im Haus. Dann machte Hunter kehrt und stapfte treppauf. Bei jedem Schritt sagte er sich, daß Case sich irrte.
    Er mußte sich einfach irren.
    Hunter wagte gar nicht daran zu denken, was wäre, wenn Case recht hätte.
    Vor Elyssas Zimmer blieb Hunter zögernd stehen, wußte nicht, was er sagen sollte.
    Die Stille um ihn herum wurde immer lastender. Kein Laut drang durch die Wände. Das Schweigen war zermürbend. Es schien, als wäre der Raum dahinter völlig leer.
    Hunter klopfte vorsichtig.
    Niemand antwortete.
    Als auch Hunters drittes Klopfen ignoriert wurde, drehte er versuchsweise den Türknauf. Die Tür schwang geräuschlos auf.
    Elyssa hockte auf dem Bett in dem Raum, der spärlich von dem durch die Schießscharten in den Fensterläden eindringenden Licht erhellt wurde. Sie saß mit dem Rücken zur Tür und hatte die Arme um ihren Körper geschlungen, als müßte sie sich innerlich warmhalten.
    Langsam trat Hunter an das Bett. Elyssa drehte sich weder zu ihm um noch sagte sie etwas, als ein Dielenbrett
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher