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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel
Autoren: Elizabeth Lowell
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verraten.
    »Ich schätze«, sagte er vorsichtig, »daß der Angriff nur eine Finte war, um uns in Trab zu halten. Aber wenn Case und ich nichts gegen die Banditen unternehmen, werden sie irgendwann im Laufe der Nacht wieder mit brennenden Fackeln über uns herfallen.«
    Furcht krampfte Elyssas Magen zusammen bei der Vorstellung, wie sich Hunter jenseits der schützenden Mauern des Hauses bewegte und mit bloßen Händen in der Dunkelheit nach Klapperschlangen tastete.
    Und auch welche fand.
    »Geh nicht«, bat sie ihn leise.
    Hunters einzige Antwort war Elyssas Name, den er in ihr Haar hauchte.
    »Am liebsten würde ich dort draußen bei dir sein«, flüsterte sie. »Bitte, Hunter. Geh nicht.«
    »Es ist unsere einzige Chance. Und ...« Er berührte ihr Haar leicht mit seinen Lippen. »Ich kann meinen Bruder nicht im Stich lassen. Er braucht meine Hilfe, wenn er gegen Ab Culpepper vorgeht.«
    Elyssa schloß einen Moment lang die Augen.
    Was habe ich eigentlich erwartet? erforschte sie unbarmherzig ihr Inneres. Hunter liebt seinen Bruder.
    Schweigend öffnete sie die Augen und blickte wieder durch die Schießscharte hinaus, um das verbrannte Land nach einer Spur von den Angreifern abzusuchen.
    »Elyssa?« flüsterte Hunter, beunruhigt über ihre Unerreichbarkeit.
    »Keiner.«
    »Was?«
    »Es kommt keiner.«
    »Das ist nicht das, was ich ...«
    Was immer Hunter hatte sagen wollen ging in den einstimmigen Alarmrufen von Morgan und Case unter, die im oberen Stock Wache hielten.
    »Gewehrfeuer! Im Norden und Osten!«
    »Westen und Südseite, Achtung, Banditen!«
    »Macht euch bereit, Männer!« schrie Hunter. »Aber schießt erst dann, wenn ihr euch eures Ziels sicher seid. Die Munition geht uns aus!«
    Elyssa bückte sich, um ihren Karabiner aufzuheben.
    Hunter machte kehrt und rannte auf die Treppe zu, das Gewehr in der Hand. Der ohrenbetäubende Krach von Gewehrfeuer kam jetzt aus sämtlichen Richtungen und sagte ihm, daß der Angriff diesmal nicht lediglich eine gemeine Finte war. Dennoch hatten die Schüsse etwas Merkwürdiges an sich.
    Während Hunter nach oben stürmte, fand er des Rätsels Lösung. Die Schüsse kamen nicht näher.
    Und auch im Haus erwiderte niemand das Feuer.
    »Nun?« verlangte Hunter zu wissen, als er in das Kinderzimmer marschierte.
    »Ich kann sie hören, aber nicht sehen«, erklärte Case.
    »Morgan«, rief Hunter. »Was siehst du?«
    »Nichts, Sir.«
    Dennoch krachten die Schüsse ohne Pause.
    »Die Armee?« fragte Case stirnrunzelnd.
    »Keine Hornsignale!« Hunter schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht liefert sich das Gesindel eine Schießerei untereinander?«
    Hunters Mund verzog sich zu einem schadenfrohen Grinsen.
    Dann herrschte angespannte Stille, während die Männer warteten und horchten und durch die Schießscharten hinausstarrten.
    Doch sie sahen nichts als das verbrannte Land und das goldene Licht des Spätnachmittags.
    Wenig später trug der Wind ein äußerst beunruhigendes Geräusch zur Ranch herüber, das mehr und mehr anschwoll. Hunter und Case drehten sich um und blickten einander fragend an.
    »Klingt wie Schlachtrufe«, meinte Hunter.
    »Diese Mäuse da nutzen die Situation wirklich gründlich aus, wenn die Katze fort ist, um Landkarten zu zeichnen und Whisky zu trinken«, bemerkte Case.
    »Vielleicht schlachten sie sich wirklich gegenseitig ab.«
    Schweigend hob Case sein Gewehr, blickte durch sein Visier und wartete, um zu sehen, ob es Indianer oder Banditen waren, die als nächstes die Ladder S angreifen würden.
    »Sag mir Bescheid, wenn du irgendwas entdeckst«, ordnete Hunter an.
    Er wandte sich ab und ging durch das Haus wie ein dunkler Geist, während er angestrengt horchend durch jede Schießscharte spähte und wartete. Gewehrfeuer und Schlachtrufe drangen aus allen Richtungen an sein Ohr.
    Nach einer Weile kehrte er zu Elyssa zurück. Wie Case beobachtete sie das Geschehen wachsam durch das Visier ihres Karabiners und fragte sich, welcher Feind wohl überleben würde. Anders als Case hatte sie den Lauf ihres Karabiners auf den Rand der Schießscharte gestützt, um ihre Arme von dem Gewicht der Waffe zu entlasten. Das helle Licht, das durch den Schlitz drang, ließ ihre Augen wie Juwelen leuchten.
    Schweigend trat Hunter hinter sie. Er stützte die Hände gegen die Fensterläden, beugte sich vor und blickte über ihrem Kopf hinaus.
    Nach ein paar Augenblicken verschmolzen die Reihen von Gestalten in der Ferne zu einem Knäuel.
    Ohne seinen Blick von dem Geschehen
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