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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel
Autoren: Elizabeth Lowell
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Ausdrucks in den Augen des Fremden und seiner finsteren Aura bemerkte Elyssa, daß er sein Pferd fürsorglich behandelte. Es war etwas, was in ihren Augen eindeutig für ihn sprach. Zu viele Männer im Westen sprangen so grob mit ihren Tieren um, als ob sie keinerlei Schmerz durch Sporen oder Peitschenhiebe empfänden.
    Genau wie Mickey. Wenn ich nicht so dringend, auf Hilfe angewiesen wäre, würde ich diesen großtuerischen Dummkopf in die Wüste schicken, selbst wenn Mac noch so große Stücke auf ihn hält. Aber ich brauche nun einmal alle Hilfe, die ich bekommen kann.
    Jetzt sogar noch mehr als je zuvor.
    Das Pferd des Fremden tänzelte unruhig zur Seite und brachte durch die Bewegung den Sattel in Reichweite des Laternenlichts. In einer der Satteltaschen steckte eine Büchse und in der anderen etwas, was eine Schrotflinte zu sein schien.
    Die Waffen wie auch der Sattel wiesen keinerlei Silberbeschläge auf, keinerlei schmückende Verzierungen, nichts, was Sonnenstrahlen einfangen und reflektieren könnte und somit die Anwesenheit eines Menschen verraten würde.
    Ein zusammengerolltes Kleidungsstück, das nach dem Überzieher eines Offiziers der Konföderierten Armee aussah, war hinter dem Sattel über einem Schlafsack festgezurrt. Doch welchen militärischen Rang der Fremde auch immer gehabt haben mochte, sämtliches Dekor war so radikal von dem Mantel entfernt worden, wie es auch dem Sattel an jeglicher glänzender Verzierung mangelte.
    Das Pferd selbst war ein großer, hochbeiniger, aus erstklassiger Zucht stammender brauner Hengst, der den Durchschnittscowboy mindestens drei Jahreslöhne gekostet hätte.
    Andererseits war dieser Fremde mit Sicherheit kein gewöhnlicher Cowboy Er wartete noch immer auf Elyssas Antwort mit der wachsamen Reglosigkeit eines Raubtieres, das an einem Wasserloch auf Beute lauert.
    Eine solche Haltung konnte ausgesprochen zermürbend wirken, besonders auf jemanden, der einen derart impulsiven Charakter besaß wie Elyssa.
    »Haben Sie auch einen Namen?« fragte sie abrupt.
    »Hunter.«
    »Hunter«, wiederholte sie gedehnt, als wollte sie den Klang auf der Zunge testen. >Jäger< nennt er sich also, dachte sie. Hmmm. »Ist das Ihr Name oder Ihr Beruf?« wollte sie wissen.
    »Spielt das eine Rolle?«
    Sie preßte die Lippen zusammen, um sich die Erwiderung zu verkneifen, die ihr schon auf der Zunge lag. Man hatte ihr oft genug gesagt, daß sie wie ihre tote Mutter sei, gleichermaßen leichtsinnig und intelligent, Eigenschaften, die manchmal in heftigen Konflikt miteinander gerieten.
    Die wachsame, unerschütterliche Ruhe dieses Mannes erweckte in Elyssa den übermütigen Wunsch, hinter seine beherrschte Fassade zu blicken und die Hitze und das pulsierende Leben dahinter zu entdecken.
    Aber das Leben hatte Elyssa gelehrt, daß Übermut und Leichtsinn häufig recht teuer zu stehen kamen.
    Mißtrauisch maß sie die kühle Zurückhaltung in Hunters Augen. Ein durch und durch weiblicher Teil ihres Ichs fragte sich voller Neugier, wo er wohl gewesen war und was ihm zugestoßen sein mochte, um seine Seele aller menschlichen Empfindungen bis auf eisige Kälte und Distanz zu berauben ... offensichtlich den Nachhall eines Schmerzes in seinem Inneren zu hinterlassen, der hartnäckig an ihm nagte.
    Warum sollte mich die Vergangenheit dieses Mannes kümmern? dachte Elyssa gleich darauf grimmig. Er ist unbemerkt an einem Culpepper vorbeigeschlüpft, wer von den Halunken auch immer gerade Wache am Paß gehalten hat, und das ist mehr, als Mac mit all seinem Geschick für die Jagd jemals fertiggebracht hat.
    Obendrein ist es das einzige, was mich interessieren sollte. Hunters Fähigkeiten.
    Dennoch war es nicht das einzige an ihm, was sie beschäftigte, und sie war zu intelligent, um sich nicht darüber im klaren zu sein. Dieser Mann zog sie auf magische Weise an, wie sie es noch bei keinem Mann je zuvor erlebt hatte. Eine ausgesprochen gefährliche Faszination.
    Nervös leckte sie sich über die Lippen und atmete noch einmal tief ein.
    Ich sollte ihm sagen, daß er wieder gehen kann.
    »In Ordnung. Sie haben den Job«, erklärte Elyssa spontan, bevor ihr gesunder Menschenverstand sie dazu zwang, es sich anders zu überlegen.
    Schwarze Augenbrauen hoben sich in seltsam elegant anmutenden Zwillingsbögen.
    »So schnell?« fragte Hunter. »Keine Fragen über meine Qualifikationen?«
    »Es gibt nur eine einzige Qualifikation, auf die es in diesem Fall ankommt. Und die haben Sie.«
    »Gewehre?« fragte er
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