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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel
Autoren: Elizabeth Lowell
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gedenken.«
    Hunter musterte den feurigen Hengst kommentarlos.
    »Der Gentleman «, fügte Elyssa mit zorniger Betonung hinzu, »sagte mir, er würde Leopard schlicht und einfach beschlagnahmen und den Preis in Besatzungsgeld bezahlen; dann forderte er mich auf, aus dem Weg zu gehen und die Männer nicht länger daran zu hindern, ihre Arbeit zu verrichten.«
    Die Verachtung und der Zorn in ihrer Stimme ließen in Hunter den Verdacht aufkommen, daß der temperamentvolle Schecke nicht der einzige gewesen war, der dem Hauptmann massive Schwierigkeiten bereitet hatte.
    Elyssa ist genau, wie Belinda, dachte er. Völlig verzogen und nur mit sich selbst beschäftigt. Ohne einen Gedanken an die Bedürfnisse und Nöte anderer zu verschwenden. Noch nicht einmal an die der Armee, die sie schließlich beschützt.
    »Die Pajute Indianer und die Schoschonen sind auf der Jagd nach Skalps«, sagte er. »Die Armee braucht jeden Mann und jedes Pferd, die sie kriegen kann, um die Siedler zu schützen, die den Humboldt River entlang nach Westen ziehen.«
    »Das hat mir der Hauptmann auch erklärt. Ich denke, die Leute wären wesentlich besser geschützt, wenn jemand seinen Nachschub an Alkohol unterbinden würde und den seines Vorgesetzten gleich mit dazu.«
    Hunters Blick schweifte wieder zu dem Hengst hinüber, der sich als dunkle Silhouette gegen den Nachthimmel abzeichnete. Wenn man den Soldaten in Camp Halleck glauben durfte, hatte Leopard den Hauptmann nicht nur abgeworfen, sondern auch versucht, ihn platter als einen Schatten zu trampeln.
    Bugle Boy schnaubte ungeduldig durch die Nüstern und zerrte an den Zügeln, als er Getreide in dem großen Stallgebäude weiter voraus roch.
    Hunter spannte sich augenblicklich an. Er rechnete damit, daß Leopard Bugle Boy als Herausforderung betrachten und sich mit aller Kraft gegen den Koppelzaun werfen würde.
    Doch Leopard stand einfach nur da und sog hörbar Luft durch die Nüstern, während er die fremden Gerüche aufnahm. Dann schnaubte er laut und richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Elyssa.
    »Hab gehört, er ist ein Killer«, meinte Hunter.
    »Der Hauptmann? Das bezweifle ich doch stark. Der Dummkopf kann wahrscheinlich noch nicht mal das laute Ende einer Flinte vom leisen unterscheiden.«
    »Ich meine eigentlich den Hengst.«
    »Bei mir ist Leopard immer lammfromm.«
    Elyssas Stimme war weich und von inniger Zuneigung zu dem riesigen Hengst erfüllt.
    Das Pferd wieherte leise und schob seine Nase zwischen den Zaunpfosten hindurch. Elyssa beugte sich vor und blies sanft in Leopards Nüstern. Seine Ohren richteten sich aufmerksam auf, und er rieb sein samtiges Maul behutsam an ihrer Wange und ihrem Kinn, während er ihren vertrauten Geruch erschnupperte.
    Sie lachte entzückt.
    Der perlende Klang ging durch Hunter hindurch wie ein Blitz durch die Finsternis, und er konnte nicht umhin, sich zu fragen, was es wohl für ein Gefühl sein würde, so zärtlich gestreichelt zu werden, den Atem des anderen zu trinken und sich am Liebesspiel zu berauschen, bis sich Süße in leidenschaftliches Feuer verwandelte.
    Mit einem stummen Fluch zwang er sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf das beeindruckende Roß zu konzentrieren.
    Leopards Mähne und Schweif waren schwarz, dicht und sehr lang und verrieten sein reinrassiges spanisches Geblüt. Sein Kopf war ebenfalls schwarz und elegant geformt, seine Haltung von kraftvollem Stolz.
    Hoch oben auf seinem muskulösen Hals schimmerten kleine ovale Flecken von Weiß unter schwarzem Haar. Die hellen Ovale reihten sich zunehmend dichter über der breiten Brust und Schultern und Rücken, bis sie die schwarze Grundfarbe schließlich fast vollständig verdrängt hatten. An den Flanken des Hengstes herrschte Weiß vor. Große schwarze Ovale hoben sich kühn gegen das helle Fell am Rumpf und den Hinterbeinen des Tieres ab.
    Seine Augen, die Hunter über den Koppelzaun hinweg maßen, waren groß und schwarz, ihr Blick so ruhig und unbewegt wie die Nacht selbst. Hunter beschlich das Gefühl, daß Leopard ihn ebenso prüfend abschätzte, wie er den Hengst musterte.
    »Einhundertsechzig Zentimeter?« fragte er.
    »Sie haben ein gutes Auge.«
    »Benutzen Sie ihn als Zuchthengst?«
    »Natürlich.«
    Hunter grunzte. »Riskante Sache.«
    »Was?« fragte Elyssa verwirrt.
    »Einen Killer als Zuchthengst zu benutzen. Dabei besteht immer die Gefahr, daß er Fohlen zeugt, die genauso bösartig sind wie er.«
    »Leopard ist nicht bösartig!« gab sie zornig
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