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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel
Autoren: Elizabeth Lowell
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gesägtem Holz gab es ein stabiles Blockhaus, das als Schlafbaracke diente, ein Stallgebäude mit mehreren Koppeln ganz in der Nähe, einen großen Korral, einen kleinen Obstgarten, ein Räucherhaus und einen weitläufigen Küchengarten.
    Von dem Korral und den Koppeln drang das ständige Geräusch plätschernden Wassers herüber, das für die Tiere zum Trinken in Tröge gepumpt wurde; aus dem Garten stieg ein würziger Geruch nach fruchtbarer, frisch umgegrabener Erde und Wasser und einer Vielzahl von Kräutern in seine Nase. Für Hunter war es ein Aroma, das ihm weitaus verlockender erschien als der Duft der übermäßig süßlichen Gardenien, die Belinda bevorzugt hatte.
    Sein abschätzender Blick schweifte über das Gelände und prüfte Schatten und Mondlicht mit gleicher Intensität. Er suchte sowohl nach Gefahr als auch nach einer Bestätigung dessen, was er über die Ladder-S-Ranch gehört hatte.
    Bisher entsprach alles den Berichten, die Case ihm hatte zukommen lassen, und den Informationen, die Hunter selbst gesammelt hatte. Die Ranch wurde voll und ganz der Beschreibung gerecht, die ihm einer der in Camp Halleck stationierten Soldaten in der vergangenen Woche gegeben hatte:
    Die Ladder S ist eine schöne Ranch, und ihre Existenz in dieser kargen, unwirtlichen Wildnis ist so unerwartet wie die eines bezaubernden Mädchens, das mütterlicherseits von Aristokraten abstammt und väterlicherseits von rastlosen Westlern.
    Die Armee wird jedoch in absehbarer Zeit nicht mehr am Anwesen der Suttons vorbeireiten. Der Major hat im Moment alle Hände voll damit zu tun, Pässe zu vermessen und zu kartographieren sowie sich ein paar Rothäute zu schnappen; um diese Jahreszeit lassen sich die Indianer so gut wie gar nicht hier im Sumpfgebiet blicken.
    Hunter wußte auch, was der Soldat aus Diskretion verschwiegen hatte. Nämlich daß der fragliche Major ein exzessiver Trinker war, ein Mann voller Verbitterung darüber, daß man ihn in den primitivsten Westen des Landes abkommandiert hatte, statt in den zivilisierten Osten oder den reichen Süden.
    Es stand außer Zweifel, daß die Ruby Mountains in dem erst kürzlich geschaffenen Staat Nevada eine fast unberührte Wildnis waren, in der noch kaum Menschen siedelten. Auch Elyssas Eltern hatten sich dagegen entschieden, an den nördlichen Ausläufern der Gipfelkette ihre Zelte aufzuschlagen, wo die Planwagenkolonnen auf dem Weg nach Oregon vorbeizogen, während sie dem unberechenbaren Lauf des Humboldt Flusses folgten.
    Statt dessen hatten sich die Suttons inmitten der wilden, kargen Schönheit der östlichen Seite der Ruby Mountains niedergelassen. Unmittelbar hinter dem Ranchhaus ragten steile, zerklüftete Gipfel auf. Der Paß durch die Rubies, der auch von schweren Planwagen passiert werden konnte, lag eine ganze Strecke weiter im Süden.
    Es gab zwar noch zwei andere Pässe, aber diese waren nur für Reiter zugänglich. Viehherden durch sie hindurchzutreiben, besonders wenn man dabei von den Culpeppers und ihresgleichen beschossen wurde, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
    Pässe, Planwagenkolonnen, Viehherden, Banditen ...
    Hunter hatte sie alle gründlich studiert, seit er herausgefunden hatte, daß die Culpeppers planten, in den Rubies unterzutauchen. Der Krieg und eine Ehe, die von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden hatte, hatten ihn gelehrt, seine starke, tiefverwurzelte Leidenschaftlichkeit zu kontrollieren. Seitdem war er ein vorsichtiger Mann geworden und diszipliniert.
    Also überaus gefährlich!
    Jetzt betrachtete er die Silhouette der Ruby Mountains, die sich scharf umrissen gegen den sternenglitzernden Nachthimmel abhob. Er prägte sich ihre Form sorgfältig ins Gedächtnis, um sich in den Bergen orientieren zu können, ganz gleich, wie die Lichtverhältnisse waren. Es gehörte zu den Vorsichtsmaßnahmen eines Nachtkämpfers - oder auch denen eines Entdeckers.
    Hunter war beides gewesen.
    Zumindest wird die Wasserversorgung kein Problem sein, dachte er. Dieser Ort ist eine abgelegene Oase inmitten einer höllischen Wüste.
    Kein Wunder, daß sich die Suttons ausgerechnet für diese Gegend entschieden haben.
    Und es ist auch kein Wunder, daß die Culpeppers scharf darauf sind, nachdem ihnen bereits ein anderer all die erschöpfende, knochenschindende Arbeit abgenommen hat, die Wildnis urbar zu machen und eine Ranch zu erbauen.
    Obwohl von Wüste umgeben, waren die Ruby Mountains selbst nicht trocken. Ihre hohen Gipfel zogen Feuchtigkeit aus
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