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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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»Ich melde mich in fünf Minuten!«
    Während er nach Sasha, dem Zahlkellner, winkt, der sofort heraneilt, macht er seine Abfuhr für den abstoßenden Mann perfekt. Dabei sieht er ihn nicht an, sondern reicht indes seine Mitgliedskarte weiter. »Sollten Sie einen Job suchen, wenden Sie sich an die Personalabteilung meines Unternehmens. Viel Glück!«
    Reglos beobachtet der Fettwanst, wie der steinreiche Konzernchef sein Glas leert und darauf wartet, dass ihm seine Karte wieder ausgehändigt wird. Sobald die erforderliche Unterschrift geleistet ist, geht er wortlos.
    Noch nie hat Andrew den Diners Club nach einem so kurzen Aufenthalt verlassen und das, ohne zuvor seinen üblichen Lunch eingenommen zu haben. Was nichts anderes bedeutet, als dass er seit zwanzig Jahren zum ersten Mal pünktlich um halb eins kein Steak zu sich nimmt.
    Allein dafür gebührt dem Kerl die Todesstrafe.
    Kaum sitzt Andrew in seinem Wagen, hat er das Handy am Ohr.
    »Norton!«
    »Ja, Mr. Nor...«
    »Die Reaktion?«
    Ihr Zögern treibt ihn abermals an den Rand der Verzweiflung. Warum können die Leute simple Fragestellungen nicht auch simpel beantworten?
    »Sie schien nicht sehr glücklich mit dieser Information, wenn Sie mich nach meiner persönlichen Meinung fragen ...«
    Genau das hat er getan! »Der Arbeitsvertrag ist unterschrieben?«
    »Ja, Sir.«
    »Alle übrigen erforderlichen Unterlagen liegen vor?«
    Erneut zögert sie, und Andrew beißt sich auf die Zunge, um die Frau nicht anzufahren. »Ich konnte die Sicherheitsü...«
    »Ich hatte bereits angemerkt, dass ich mich dieses Details selbst annehme!«
    »Ja, Sir.«
    Er hält die Augen geschlossen, seine Stirn liegt wie so häufig an diesem Tag in tiefen Falten. »Ihre Adresse!«
    Am anderen Ende herrscht verblüfftes Schweigen. Erst nach einigen Sekunden ist sie wieder zu vernehmen. »Ich wohne ...«
    »Miss Kents Anschrift!« Himmel, wie kann ein Mensch allein nur derart dämlich sein? Und hierbei handelt es sich um die Personalchefin des Unternehmens. Warum ist er bisher nicht in Konkurs gegangen?
    » Oh, Verzeihung Sir, ein Missverständnis ...« Inzwischen klingt sie etwas atemlos.
    »Die Adresse!«
    »Jawohl, Sir. Einen Moment bitte.«
    Seufzend lehnt er den Kopf zurück.
    »Sir?«
    Andrew wartet ...
    »Ist es nicht ratsam, Ihnen die Daten per Textnachricht zu übermitteln?«
    Oh, scheinbar besteht doch noch Hoffnung! » Das wäre sinnvoll«, haucht er knurrend in den Apparat. » Warten Sie! ... Sollte sich in den nächsten Tagen ein Tyler Saunders bewerben ... Haben Sie sich das aufgeschrieben?«
    »Einen Moment bitte ... Würden Sie den Namen wiederholen?«
    Mit zusammengebissenen Zähnen tut er ihr auch diesen Gefallen. »T–Y–L–E–R S–A–U–N–D–E–R–S.« Das müsste selbst einem Analphabeten genügen.
    »Ist noti...«
    »Möglicherweise beruft er sich auf mich. Es erfolgt keine Einstellung. Verstanden?«
    »Jawohl Sir.«
    Gerade will Andrew das Telefon in seinem Jackett verstauen, als es abermals summt.
    »Sir, Sie hatten mich veranlasst, Sie ...«
    »Die Angelegenheit hat sich bereits erledigt. Morgen früh wird sich eine Miss Kent bei Ihnen einfinden – Ihre Nachfolgerin. Ich wünsche, dass Sie die Dame angemessen in ihr Aufgabengebiet einweisen.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Erneut wird die glatte Haut auf Andrews Stirn in eine Kraterlandschaft verwandelt. »Wann ist Ihr letzter Arbeitstag?«
    »In zwei Wochen, Sir.«
    »Wird die Zeit ausreichend sein?«
    »Nun, wenn sie über das erforderliche Wissen ...«
    »Ja oder nein?« Vielleicht ist seine Aussprache das Problem. Zehn Jahre linguistisches Training genügen anscheinend nicht; Andrew sollte dringend einen Auffrischungskurs in Betracht ziehen.
    »Ja, Sir.«
    Er neigt den Kopf zur Seite und blickt starr geradeaus. »War das ein Seufzen, Gail?«
    »Ich würde es nicht wagen, Sir ...«
    In Gedanken sieht er alte, kluge Augen hinter einer Halbmondbrille und warmes, blondes Haar, das stets in dieser adretten Kurzhaarfrisur liegt. Seine Mundwinkel zucken leicht.
    »Wiederhören.«
    »Auf Wiederhören, Sir.«
    Schon sind die Lider wieder geschlossen, und er öffnet sie erst, als sein Chauffeur ertönt. »Wir wären dann da, Sir.«
    Nein, sie befinden sich nicht vor Andrews Haus, sondern vor einer Boutique, die Damenkleidung veräußert.
    »Warten Sie hier!«
    Keine wie auch immer geartete ungewohnte Reaktion erfolgt, obwohl die Situation in ihrer Gesamtheit mit Sicherheit nicht alltäglich ist. Johnsons Miene
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