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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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unnachgiebig und strikt ist, garantiert er exorbitante Erträge. Die Tatsache, dass die Holding unangefochtener Marktführer ist, und zwar in allen Sparten, die sie bedient, gibt seiner Strategie recht.
    Außerdem hat Andrew Norton es auf diese Art mit achtundzwanzig zu Amerikas jüngstem Selfmademilliardär gebracht.

    Angekommen in der Tiefgarage, eilt er zu seinem Wagen und blickt im Gehen auf die Uhr.
    Zeit ist Geld.
    Andrew mag Geld, daher befindet er sich immer in akuter Zeitnot.
    Unvermittelt wird er von einem Widerstand blockiert, der wie aus dem Nichts vor seiner Brust aufgetaucht ist. Ohne nachzudenken, greift er zu. Erst dann schaut er mit Verblüffung und leichtem Ärger hinab und entdeckt ein Mädchen. Klein und zierlich,kaum größer als ein Meter sechzig. Eines das übrigens unentwegt versucht, sich aus seinem Griff zu winden. »Das kann ich selbst!«
    Der Kopf ist gesenkt, mehr als dunkles, volles Haar, ein winziges, bleiches Ohr und den oberen Teil ihrer Stirn macht er nicht aus. Andrew denkt nicht daran, ihre Zurechtweisung zu respektieren. Stattdessen hilft er der Person, die offensichtlich nicht in der Lage ist, gefahrlos Tiefgaragen zu durchqueren, wieder auf die Beine. Sobald sie steht, befreit sie ihren Arm mit einem Ruck und weicht zurück.
    »Sind Sie in Ordnung?« Es klingt monoton, ausnehmend verhalten und wenig bis überhaupt nicht interessiert. Wie üblich.
    Nach einer ganzen Weile sieht sie auf. Andrew wird mit grünen mandelförmigen Augen konfrontiert, deren Anblick ihn für einen sehr flüchtigen Moment verwirrt. »Ja!« Atemlos, gepresst und dennoch derart aggressiv, dass er sie ein weiteres Mal mustert, obwohl er eigentlich längst weitergehen müsste. Mit zur Seite geneigtem Kopf betrachtet er die Remplerin genauer. Sie ist in der Tat äußerst klein. Und jung. Möglicherweise zwanzig, einundzwanzig. Ein gewöhnliches Mädchen mit einer ungewöhnlich ablehnenden und seltsamen Mimik.
    Zeit zu gehen, Norton!
    Richtig.
    Bevor er seinen Weg jedoch fortsetzen kann, hat er bereits den nächsten Tabubruch begangen. Mit milder Überraschung hört er sich fragen: »Darf ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«
    Prompt meldet sich erneut jene innere Stimme, die Andrews Drill Sergeant (DS) und Terminkalender ausmacht.
    Norton, du Idiot! Was soll DAS denn? Bist du zum verkackten Helden in Strumpfhosen mutiert? Schieb den Stock wieder in deinen Arsch, wo er hingehört und beweg ihn. Du hast Termine – es geht um all die putzigen grünen Scheinchen, mit denen du deinen weichen Babypopo abputzen kannst! Schon vergessen? In einer halben Stunde steht das Essen mit Saunders auf dem Plan, danach musst du bei Dearinger auf der Matte stehen. Um vier ...
    ›Ruhe!‹
    Das ist eine andere Stimme. Eine, die Andrew nur sehr selten vernimmt. Er hat nie viel mit ihr zu schaffen; meistens ist er froh, wenn sie ihm nicht in die Quere kommt. Doch genau diesen Moment hat sie gewählt, um sich in Erinnerung zu rufen. »Nun?«, hakt er nach.
    Nichts geschieht. Nur diese erstaunlich geformten Augen, aus denen eine nie zuvor gesehene Ablehnung spricht, blicken zu ihm auf. Und abermals vergeht eine empörend lange Zeit des Schweigens, bis sie überraschend giftig zischt: »Personalabteilung!«
    Andrew nickt. »Sie kennen den Weg?«
    Lunch, Norton! Wir haben Rushhour, willst du dich VERSPÄTEN, weil du noch deine goldenen Wallelocken richten musstest?
    Oh, da ist es wieder! Eines der drei Worte, die der junge Konzernchef hasst, ebenso wie Verschwendung und Insubordination.
    In den achtundzwanzig Jahren seines Lebens war er nie unpünktlich, und er hat es eilig! Neben den Terminen mit diesem Trottel Saunders und seinem Banker, Dearinger, der sich für bedeutend cleverer hält, als er in Wahrheit ist, steht am Abend ein Kurztrip nach Dallas auf seinem Terminplan. Andrew hat keine Zeit, und dieses Mädchen kostet ihn genau die!
    »Fahren Sie mit dem Aufzug in die zweiundzwanzigste Etage«, erklärt er ihr, ohne seine wachsende Anspannung erkennen zu lassen. »Dort folgen Sie den Hinweisschildern.«
    Als sie bejahend den Kopf bewegt, meint er, ihre Gesichtsfarbe sei unterdessen sogar noch heller geworden. Kränklich bleich. Sofort setzt das professionelle Kalkulieren ein.
    Blass? Kränklich? Wenig Vitalität? Fazit: nicht belastbar!
    Dennoch spricht er wieder, wenngleich er längst in seiner Limousine sitzen sollte, und ganz bestimmt nicht die Absicht hat, einen Plausch mit dieser Unbekannten zu halten. »Um welche
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