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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ebenso wie über den seiner Meinung nach tatenlosen Senat. «Dieser neue Ausländersenator – ich hab so das Gefühl, daß der dem Ku-Klux-Klan hier gar nicht mal so böse ist: Der macht für ihn die Dreckarbeit, die Ausländer aus Berlin rauszuekeln, und er kann dann der Edle und der Gute sein, dem die Ausländerintegration so sehr am Herzen liegt.»
    «Kann schon sein», murmelte Hanna.
    Theo hielt vor seiner Haustür, wünschte beiden noch eine erlebnisreiche Nacht und stieg dann aus. Kochale setzte sich ans Steuer, Hanna blieb hinten im Fond.
    Es war kurz vor Mitternacht; einsetzender Sprühregen ließ die Stimmung herbstlich werden.
    Kochale hatte im gutbürgerlichen Friedenau, in einer ex-geheimrätlichen Villa, zwei kleine Zimmerchen gemietet, nach Kilometern gerechnet genau in der Mitte zwischen Hanna und Theo.
    Hannas Schweigen war anklagend und angstauslösend, und so fragte er sie nach Jever, nach ihrer Familie. Wonach sonst. Ihr ältester Bruder hatte gerade die Fabrik übernommen, I a Fleisch- und Wurstwaren, und zwei andere Brüder standen bereit, nach abgeschlossener Ausbildung in die Firma einzutreten, was hieß, daß für einen Diplom-Kaufmann Konrad L. Kochale (da war er ein Opfer der Adenauer-Verehrung seiner Sippe geworden) auch in Jever kein Platz mehr war.
    Kochale spürte, daß mit Hanna was los war. Warum war sie hinten sitzen geblieben, warum war sie plötzlich so kühl? Er mußte was sagen, auch wenn’s nicht stimmte.
    «Ich hab vorhin einen gefahren, der war mal bei uns im Einkauf, jetzt ist er bei Siemens groß rausgekommen. Der hat da was für mich – nächstes Semester hab ich die Diplomarbeit fertig und dann die Prüfung… Und wenn du dann ‘ne Praxis aufmachst…»
    Er kam nicht weiter, denn Hanna bemerkte plötzlich, leicht aufschreiend, daß sie ihre Uhr in der Neuen Chance vergessen hatte, beim Händewaschen. «Morgen früh ist die bestimmt nicht mehr da!» Außerdem hatte sie ihren Kommentar zum Ausländerrecht dort liegenlassen.
    Kochale fluchte und entschuldigte sich im gleichen Atemzug dafür, brachte sie in seine Wohnung, küßte sie und zog sie an sich. Doch mehr als ein kurzsekundiges Petting ließ sie nicht zu, so daß er, nachdem er ihr noch schnell eine Flasche Wein unterm Bett hervorgeangelt hatte, bald wieder nach unten eilte und in Theos Wagen stieg. Er brauchte Theos Schlüssel. Daß der noch wach war, konnte als sicher vorausgesetzt werden.
    Kochale war unheimlich aufgeladen, und am liebsten hätte er vor einem jener Salons angehalten, denen er Tag für Tag potente Kunden zuführte. Hanna schlief ganz sicher schon, wenn er – eine Stunde brauchte er gewiß – wieder zurück war. Warum hatte sie nicht schnell mal… Sie wußte doch, wie heiß er war? Wenn er nun zur Strafe für sie…
    Doch er stieg nicht aus. Sie waren verlobt, also ging das nicht. Und wenn sie nachher dann doch noch wollte und dabei was merkte…? Nein. Vergiß es!
    Die Straßen waren wieder ruhig. Keine Polizisten mehr im Einsatz. Dafür aber, so schien ihm, überall Türken, die Wache schoben, aufpaßten; die private Miliz.
    Er hatte Angst, vor Theos Haus zu halten und dann womöglich, ohne Fluchtmöglichkeit, vor verschlossener Haustür zu stehen. Immer wieder waren Häuser angesteckt worden, in denen Türken wohnten – wenn sie ihn nun für einen Brandstifter hielten? Oder sich für den Ku-Klux-Klan-Überfall rächen wollten? Was nützten ihm Kraft und Geschicklichkeit, fast einsneunzig war er groß, wenn jetzt eine ganze Meute von Messerstechern über ihn herfiel.
    Also hielt er am alten Flughafen Tempelhof, Platz der Luftbrücke, ein paar Straßen vor Kiez und Getto, wo außerdem Wachmänner und Amis patrouillierten, und rief Theo an, in etwa fünf Minuten runterzukommen. Nachdem er Bescheid wußte, sagte Theo auch zu. Natürlich.
    Und prompt stand er unten, als Kochale am Lausitzer Platz ankam. War Theo dabei, war nichts mehr zu fürchten; Theo hatte zu vielen von denen geholfen, geholfen im Kampf gegen Hausbesitzer und Behörden.
    Theo stieg ein, und sie fuhren los zur Neuen Chance. Es war ja unmöglich, und Kochale hustete auch überaus heftig, ihn zu unterdrücken, aber da war wieder der Impuls, Theo zu umarmen, ihn zu spüren…
    Vorbei.
    Er dachte an Hanna, wälzte sich über sie. Keine Vorsichtsmaßnahmen heute. Rein, rein, alles rein! Kinder haben, heiraten – es mußte vorwärts gehen! Scheiß was auf die Kochale Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG. Es ging auch ohne sie. Mach
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