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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Queue auf den Boden. «Muß denn das sein? Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps!»
    Mannhardt mißlang die Karambolage.
    Nachdem die Partie gelaufen war, zog ihn Dr. Weber in ein Erkereckchen, wo er auf einem kleinen Schreibtisch (Biedermeier? Mannhardt hatte keine Ahnung von antiken Möbeln) ein umfängliches Puzzle in Arbeit hatte.
    «Breughels Bauernhochzeit, tausendfünfhundert Teile, kann man herrlich bei abschalten; manchmal ist es so, als würde man’s selber malen…»
    «Ganz sicher», sagte Mannhardt, der nicht den geringsten Sinn für derlei hatte. Idiotisch, das, was zusammenhängend gedruckt worden war, erst zu zerstückeln, und es dann in mühseliger Arbeit wieder zusammenzufügen.
    «Ich hab mir noch mal Ihre bisherigen Erkenntnisse im Mordfall Meyerhoff angesehen», sagte Dr. Weber, «wo Sie nicht weiterkommen… Liegt ja nun auch schon drei Wochen zurück.»
    Mannhardt starrte auf den Deckel des Puzzlekastens und fand es verwunderlich, wie die Bauern damals Penis und Hoden in einer Art Beutel demonstrativ vorneweg trugen. Unwillkürlich schielte er auf Dr. Webers wahrlich nicht gebeulten Hosenlatz, was diesen offensichtlich irritierte und Mannhardt zwang, die Blicke, alles klarstellend, blitzschnell wieder den kichernden Kolleginnen zuzuwenden, die draußen auf dem Rasen vorbeidefilierten.
    «Ja, nun», sagte Dr. Weber, «daß Sie da bei Meyerhoff eine Menge weiblicher Kleidungsstücke gefunden haben, das muß ja nicht unbedingt heißen, daß man nun mit aller Kraft nach seiner Freundin suchen müßte…»
    Mannhardt war krampfhaft bemüht, Dr. Weber offen in die preußisch blauen Augen zu schauen. Die Entschuldigungen waren schnell hervorgestammelt: Personalmangel, mehrere Fälle auf einmal, Hunderte von Überstunden, jeden Tag neue Morde im Kreuzberger Türken-Getto…
    «Meyerhoff war Deutscher, und die Aufklärung von Kapitalverbrechen, die an deutschen Staatsbürgern begangen worden sind, hat absoluten Vorrang», sagte Dr. Weber. «Und das, was Sie zu Ihrer Entschuldigung vorgebracht haben, das weiß ich selber. Was ich hingegen nicht weiß, ist die Herkunft der bei Meyerhoff gefundenen Kleidungsstücke – BHs, Strumpfhaltergürtel, Slips, Blusen et cetera…»
    «Denken Sie an Diebesgut?» fragte Mannhardt mit aller Einfalt, zu der er fähig war, irgendwie völlig blockiert. «Meyerhoff als Hehler? Oder bloß Warenhausdiebstähle?»
    «Ach, Unsinn!» Dr. Weber hatte ein weiteres Eckteil seines Puzzles entdeckt und fügte es ein. «Er kann doch auch homosexuell gewesen sein, Transvestit oder so.»
    Mannhardt mußte zugeben, daß das ernsthaft zu erwägen war. Daß sie nicht selber draufgekommen waren! Wahrscheinlich deswegen, weil diese Arschlöcher von Kollegen mit ihrem libidinösen Gequatsche seine Gedanken nur in die eine Richtung gelenkt hatten… Da stand er nun da wie der letzte Pennäler, der gerade vom allmächtigen Direx zur Sau gemacht worden war.
    Um sich abzureagieren, steckte er wenig später, garantiert unbemerkt, drei von Dr. Webers Puzzleteilen in die Jackentasche, grinsend bei dem Gedanken, was der Chef wohl später alles anstellen würde, um sie wiederzufinden…
    Da piepte sein Selektiv-Ruf.
    Er eilte zum Telefon. Die Soko-Nummer, dann Kunzes Feldwebelstimme:
    «Waldemarstraße/Ecke Mariannenplatz, großes Feuer. Türke bei Brandanschlag erschlagen. Sofort kommen!»
    «Okay.»
    Nach ein paar Abschiedsworten saß er in seinem Kadett und fuhr in Richtung Kreuzberg. Sein Fertighaus (BHW natürlich, Beamtenheimstättenwerk) war mit einem kurzen Schlenker zu erreichen, und so fuhr er trotz aller gebotenen Eile noch einmal schnell zu Hause vorbei, um Bescheid zu sagen. Lilo dankte es ihm.
    «Wo is ‘n Elke?» Seine Tochter.
    «Die wollte mit ‘n paar Freundinnen in diese Frauenkneipe da, Blocksberg, Yorkstraße.»
    «Mann, in Kreuzberg ist wieder mal der Teufel los!»
    «Nachher wollte sie in die Knesebeckstraße, da is ‘ne Party bei Serdar und Jasif.»
    Mannhardt fuhr weiter. Was brachte es schon, wenn er seiner Frau erzählte, daß sie gestern nacht in der Karl-Marx-Straße ein Mädchen niedergeschlagen hatten, eine Deutsche, Katrin, die vorher im Hausflur mit einem Türken herumgeknutscht hatte… ‘n bißchen Petting höchstens. Aber den Kopf hatten sie ihr kahl geschoren und ihr mit Ölfarbe Türken-Hure auf den Körper geschrieben. Dazu die Ku-Klux-Klan-Zeichen. Wenn nun seine Tochter auch etwas mit einem Türken anfing? Mein Gott, warum scherten die sich nicht
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