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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Kampfgebiet geblieben. Schwere Fahrzeuge, Schützenpanzern ähnlich, rückten vor, verschossen Tränengasgranaten. Wasserwerfer konzentrierten sich auf den Heinrichplatz.
    Hier gab es kein Durchkommen, doch über die fast verschlafen wirkende Naunynstraße schafften sie es. Mit ein paar geschickten Griffen war das Schloß geöffnet, und sie konnten vom Hausflur her, die Waffen im Anschlag, in die hinteren Räume des geschlossenen Reisebüros eindringen.
    Es war keine Falle. Sie fanden Happy so, wie Niyazi es ihnen am Telefon beschrieben hatte. Nur etwas ärger zugerichtet und überaus apathisch.
    «Warten wir ab, bis draußen alles wieder vorbei ist, oder treten wir gleich den Rückzug an?»
    Happy, mit erheblichen Kopfverletzungen, wimmerte leise vor sich hin, empfing die Handschellen wie eine Beruhigungsspritze.
    «Wir sollten zurück», meinte Mannhardt; «ich hab Angst, hier brennt gleich alles.»
    Doch die Naunynstraße füllte sich langsam mit zurückweichenden, wie aber auch sich neu formierenden Kämpfern.
    Da fand Mannhardt in Happys schwarzem Nadelstreifenjackett einen Autoschlüssel; der Wagen war vom Geld gekauft, das Happy bei Meyerhoff gefunden hatte. Ein acht Jahre alter BMW. Sie hatten ihn unmittelbar vor dem Reisebüro stehen sehen.
    «Du hast sie wirklich beide allegemacht – Meyerhoff und Theo…?»
    «Ja… Ich wollte doch nur…»
    Koch packte Happy wie eine Teppichrolle und schleppte ihn zum Wagen hinaus.
     
     
    K OCHALE GEFANGEN IM K ELLER EINER ALTEN
    K REUZBERGER F ABRIK (II).
     
    Kochale hockte vor der Rohrpostanlage, preßte sein Ohr gegen das weißlackierte Blech und sah hinauf. Nichts.
    Die Wand neben der Rohrpost war noch nicht bekritzelt, war weiß, zog ihn zu sich hin.
    Er begann zu schreiben:
     
    Kochale was here!
    Action is satisfaction
     
    Einmal nur,
    lassen Götter
    in Jahrhunderten einmal
    einen kämpfen
    einen gegen Millionen!
     
     
    Kochale gegen den Rest der Welt!
    Viele Kinder für Johanna Önal aus Jever:
    1. Hassan Hinnerk Otto Önal
    2. Korana Jendreyko-Önal
    3.
    4.
    5.
    Namen für die Kinder drei bis fünf fand er nicht mehr: der Schlüssel kam mit einem schleifenden Geräusch von oben herab. Kochale wartete, bis sein Puls wieder normal war, dann schloß er auf und trat in den Gang hinaus. Stille. Hinten am Treppenhaus brannte eine weitere Birne.
    Er kam mühelos voran, doch als er über herausgerissene Kabel hinwegsteigen mußte, sich in ihnen wie in Schlingpflanzen verfangend, stand ihm plötzlich Muhat gegenüber. Muhat war auf dem Wege zum Telefon, wollte die Beamten am Erkelenzdamm anrufen und ihnen mitteilen, daß die Bombe in genau zwanzig Minuten hochgehen würde.
    Ihr Kampf war zu brutal, um lange zu dauern. Kochale, von Hock trainiert, behielt die Oberhand, lehnte den bewußtlosen Türken gegen die Wand und lauschte. Nichts. Nach ein paar Sekunden trug er Muhat in die eigene Zelle zurück und schloß ihn ein. Der Weg zur Straße war frei.
    Er fand sie von heranrasenden Ambulanzen und hektischen Sanitätern beherrscht. Er glaubte Theo neben sich und hörte ihn blödeln: Welcher Täter genießt in der Bevölkerung höchste Wertschätzung? – Der Sanitäter!
    Weiter! Sein Ziel war klar: Erkelenzdamm, Theos Wohnung, um von dort aus Kontakt zu Mallwitz aufzunehmen… Er stolperte und fiel.
    Der elfte Tote dieses Tages, ein Bauer aus der Nähe von Gatal Hüyük, hatte ihn zu Fall gebracht.
     
    D AS H AUS AM E RKELENZDAMM
     
    Herbert war durch einen Steinwurf schwer verletzt worden, an der Schläfe, hart überm rechten Auge, und Hanna hatte lange gebraucht, die Wunde notdürftig zu verbinden. Doch offenbar ließ sein Kreislauf zu wünschen übrig, und sie waren sich einig, daß so schnell wie möglich ein Arzt her mußte.
    Um sie herum noch immer Bürgerkrieg: Steine, Feuerwerkskörper, Molotow-Cocktails und Tränengasgranaten. So ungleich war der Kampf gar nicht einmal: Die Krumenaufleser waren wilder, und sie hatten nichts weiter zu verlieren als ihre Hoffnungslosigkeit – ein gutes Äquivalent zu den besseren Waffen derjenigen, die beamtet worden waren, die Tische der Herren zu verteidigen.
    Herbert ging es schlecht; sie mußten dringend zum Erkelenzdamm. Während Hanna und Herbert im Schutze des Hausflurs verblieben, wagten sich Tuğrul und Q-Müller immer wieder nach draußen. Als die Polizisten einige Häuserbreiten nach Westen zurückwichen, um dort in einer Auffangstellung auf Verstärkung zu warten, sahen sie endlich eine Chance, den Durchbruch
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