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Feuer fuer den Grossen Drachen

Titel: Feuer fuer den Grossen Drachen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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er braucht es dringend. Vierzigtausend bitte in bar und einen guten Paß dazu…» Sein Ziel war es, sich auf Zypern eine kleine Pension zu kaufen und für immer ein anderer zu sein.
    «Viel Geld.» Mallwitz spielte mit dem Schloß seines Aktenkoffers.
    «Lesen Sie doch Zeitungen von heute!» Niyazi zeigte auf den nahen Zeitungswagen. «Überall Zorn; keine Sympathie für Giftmörder.»
    «Ja», sagte Mallwitz, «alle denken es und wünschen sich, daß es so kommt, aber tut es dann einer, dann fallen sie über ihn her und schreien nach seiner Bestrafung, stellvertretend für sich selber…»
    «Sie haben das Geld schon mitgebracht?»
    «Retten, was zu retten ist…»
    «Bitte, ich hab nicht soviel Zeit!»
    Mallwitz drückte seinen Zigarillo aus. «Und wer garantiert mir, daß Kochale wirklich rauskommt?»
    «Er wird Sie anrufen, das hab ich schon gestern im Wagen mit ihm abgesprochen.»
    Mallwitz zog einen türkischen Paß aus der Innentasche seines Jacketts. «Murat Yekebar – gefällt Ihnen der Name?»
    Niyazi griff nach dem Paß, doch Mallwitz ließ ihn noch nicht los.
    «Der Mann wird in Ost-Berlin gesucht; du brauchst also gar nicht erst zu versuchen, dich über Schönefeld aus dem Staub zu machen. Und sollte sich Kochale bis halb drei nicht bei mir zu Hause gemeldet haben, verständige ich die Polizei hier, und du kommst nie und nimmer aus der Bundesrepublik raus. Wahrscheinlich nicht mal aus West-Berlin… Capito?»
    «Klar.» Niyazi nahm den Paß, überprüfte ihn sorgfältig und steckte ihn ein.
    Das übrige war schnell erledigt. Eine Bank war in der Haupthalle, und Mallwitz konnte das Geld auf das angegebene Konto einzahlen. Niyazis Familie konnte aufatmen, vielleicht sogar eine Wohnung in einem anderen Stadtteil erkämpfen. Der Aktenkoffer mit dem Bargeld wechselte seinen Besitzer, und Niyazi schwankte einen Augenblick: Gepäckaufbewahrung, ja oder nein?
    «Ich kann ihn doch nicht mit nach Kreuzberg nehmen…»
    «Mir ist sowieso schleierhaft, wie du da durchkommen willst. Den letzten Rundfunkmeldungen zufolge überall Straßenkämpfe.»
    Niyazi grinste. «Ich komm überall durch!» Nun nahm er doch Kurs auf die Gepäckaufbewahrung.
    Mallwitz hielt ihn an der Schulter fest. «Und nicht vergessen: Von jetzt ab knappe zwei Stunden, dann muß Kochale bei mir angerufen haben!»
    «Okay.»
    Sie verabschiedeten sich mit einem festen Händedruck, und sie lächelten sich an.
     
    H APPY GEFESSELT IM H INTERZIMMER EINES
    TÜRKISCHEN R EISEBÜROS .
     
    Der Taxifahrer setzte Niyazi an der Thomaskirche ab, nördlich des Mariannenplatzes, hart an der Mauer. Sie hatten das Kampfgebiet am Kottbusser Tor weiträumig umfahren und sich von Südosten her, über Schlesische und Köpenicker Straße, dem Getto ungehindert genähert. Die ‹Front›, so der Taxifahrer, gut informiert und gegen Aufpreis zu allem bereit, verliefe weiter südlich.
    Das Fabrikgebäude, in dessen Katakomben Kochale festgehalten wurde, nebenbei so etwas wie das Hauptquartier der K-Y-Bewegung, lag auf der südlichen Seite der Getto-Magistrale, der Oranienstraße, und Niyazi mußte wohl oder übel über diese hinweg.
    Auf dem Mariannenplatz war alles ruhig. Aber sowohl in der Adalbert- wie in der Mariannenstraße kämpften versprengte Türken gegen nachsetzende Polizeibeamte. Aus den Fenstern flogen Stühle, alte Fernsehapparate.
    Niyazi riß sein Messer heraus, stach einem zuschnappenden Zivilfahnder die Klinge in den Oberarm, kam wieder frei, wurde Sekunden später von einer Woge vorwärts stürmender Landsleute mitgerissen, stolperte, blieb zurück und rettete sich in einen Hausflur. Nach kurzem Atemholen merkte er, daß dies eines der Häuser war, das er kannte. Vorn, wo jetzt die Rolladen herabgelassen waren, befand sich Osmans Reisebüro, und in dessen Hinterzimmer hatte er sich öfter Geld verdient. Osman war bekannt wegen seiner exquisiten Kleidung, und Niyazi wußte, daß er selbst, abgerissen wie er aussah, auch mit dem besten Reisepaß an den Grenzen keine großen Chancen hatte.
    Daher sein Impuls, vom Hoffenster her bei Osman einzusteigen und sich ein paar Sachen auszuleihen, Anzüge, Hemden, Schuhe. Schön, mit seinem vielen Geld hätte er auch einkaufen gehen können, aber das wäre viel zu zeitaufwendig gewesen.
    Schon zersplitterte das Glas des kleinen Toilettenfensters, das so schmal gehalten war, daß niemand an ein schützendes Gitter gedacht hatte. Doch Niyazi, extrem schlank, kam durch.
    Die Diele war leer, doch im angrenzenden
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