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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht
Autoren: Linda Howard
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Rücklichter gerichtet, aber geistig war er ganz woanders, und so erwischte ihn die rote Ampel kalt. Er wäre ihr hinten draufgebrummt, wenn Jaclyn nicht noch bei Gelb durchgefahren wäre. Ob sie versuchte, ihn abzuhängen? Ihn zu verärgern? Schließlich wusste er ja, wohin sie wollte. Oder hatte sie die gelbe Ampel überfahren, weil sie ebenso geistig abwesend war wie er – und womöglich aus demselben Grund? Vielleicht dachte sie über die letzte Nacht nach, oder über die letzte Woche – oder über die Möglichkeiten hinsichtlich der heutigen Nacht? Oder noch besser: Vielleicht dachte sie ja über die Möglichkeiten für die nächste Woche oder gar das nächste Jahr nach?
    Nachdem er den Gegenverkehr geprüft und keine Fahrzeuge gesehen hatte, überlegte Eric, einfach bei Rot weiterzufahren, anstatt abzuwarten, bis es grün würde, doch eine Frau in eng anliegenden Sportklamotten kam plötzlich direkt vor ihm über den Fußgängerüberweg gejoggt, ihr Pferdeschwanz wippte bei jedem Schritt. Er stieß einen kehligen Laut aus, so genervt war er. Sie war die lahmste Ente von einer Joggerin, die er je gesehen hatte.
    Plötzlich leuchteten hinter ihm Scheinwerfer auf. Ein helles Auto, ein BMW , raste links an ihm vorbei über die rote Ampel und hätte um ein Haar die Joggerin über den Haufen gefahren. Die Frau machte einen Satz nach hinten, direkt vor Erics Kühler. Sie brüllte hinter dem Auto her, das sie fast umgenietet hätte, und zeigte dem Rückscheinwerfer dann den Stinkefinger.
    Unmittelbar vor ihm reduzierten sich die Fahrspuren von vier auf zwei samt einer Abbiegespur dazwischen, und der Gegenverkehr begann, den Raser wie wild anzuhupen. Der Raser schleuderte, fuhr dann urplötzlich scharf rechts hinter Jaclyn heran. Verdammt, das war aber knapp gewesen!
    Doch wozu eine rote Ampel überfahren, bloß um ein Auto zu überholen? Das Ergebnis war das Risiko nicht wert. Außer …
    »Mist!«
    Eric schaltete auf dem Armaturenbrett das Blaulicht ein, ließ das Fenster herunter und brüllte die Joggerin an, die noch immer vor seinem Auto stand und auf den Stein des Anstoßes starrte, den BMW . »He, aus dem Weg, Lady!«
    Die Frau drehte sich abrupt um, der Ärger stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Vielleicht wollte sie sich mit ihm herumstreiten, ihm womöglich auch den Stinkefinger zeigen, doch dann sah sie das Blaulicht und gehorchte, zog sich auf den Gehsteig zurück. Als er an ihr vorbeibrauste, bemerkte er ihre selbstzufriedene Miene, als sie lächelnd die Straße hinunterschaute: Der Raser würde sein Fett abkriegen.
    Jaclyn und das andere Auto befanden sich zu weit vor ihm. Er konnte jeden Meter spüren, der ihn von ihr trennte; Panik pulsierte ihm wie Eissplitter durch die Adern. Wenn er sich nicht irrte, würde er es nicht rechtzeitig schaffen. Er wusste es. Er konnte schier sehen, wie vor ihm etwas passierte, und er vermochte nichts daran zu ändern. Und was noch schlimmer war: Als er über die Kreuzung schoss, bog ein anderes Auto vor ihm rechts ein, sodass er sein Tempo auch noch drosseln musste. Niemand schien das Blaulicht zu registrieren; der Gegenverkehr fuhr nicht zur Seite, und dieser Vollidiot vor ihm gab die Fahrbahn nicht frei.
    Er packte sein Funkgerät und brüllte etwas hinein, wobei er links herausfuhr bei dem Versuch, den Wagen vor ihm zu zwingen, ihn passieren zu lassen; doch er weigerte sich hartnäckig. Dieser Vollidiot würde jedenfalls einen Strafzettel kassieren.
    Jaclyn wurde zu spät klar, dass sie Eric an der roten Ampel abgehängt hatte. Sie drosselte das Tempo etwas, damit er wieder aufholen konnte, sobald die Ampel auf Grün wechselte. Womöglich meinte er ja, sie hätte ihn absichtlich abgehängt, doch das war nicht der Fall. Er mochte ja ihr Unterstes zuoberst kehren und ihr Inneres nach außen, aber dumm war sie nicht; und zu versuchen, ihm zu entkommen, wenn er doch wusste, wohin sie fuhr, wäre mehr als dumm, es wäre schlichtweg strunzdumm.
    Da sie ihn im Rückspiegel beobachtete, konnte sie unmöglich das auf sie zurasende Auto übersehen, das die rote Ampel überfahren hatte. Sie erkannte die Gefahr sofort: das schier auf sie zuschießende Auto, die sich auf zwei Spuren verengende Straße, den Gegenverkehr. Sie zuckte zusammen, stieg dann aufs Gaspedal, damit das Auto hinter ihr einscheren konnte, denn am Fahrbahnrand war kein Platz, um den Wagen vorbeizulassen, was ihr angenehmer gewesen wäre. So einen Irren hatte sie eigentlich lieber vor sich als hinter
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