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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht
Autoren: Linda Howard
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beim Eintreiben von Strafgebühren für Verkehrsübertretungen fehl am Platze war? Dass sie sich irgendwie trist anhören sollte, war ja vielleicht zu viel verlangt, aber zumindest könnte sie gelangweilt und unverbindlich klingen, anstatt beim Einkassieren des Geldes vor Entzücken fast schon zu tanzen.
    Jaclyn unterdrückte ihre Irritation; sie beruhte eher auf der fast nicht zu bewältigenden Arbeitsbelastung, die ihr in der kommenden Woche bevorstand, als auf dem Strafzettel, den sie wegen der Geschwindigkeitsüberschreitung kassiert hatte. Weiteren Stress hatte die Tatsache verursacht, dass sie vergessen hatte, die Strafgebühr zu überweisen, eben weil sie alle so hart gearbeitet hatten; und heute war der Fälligkeitstag, und deshalb hatte sie von der Arbeit freinehmen müssen – wodurch sich natürlich der Stress verstärkte, weil sie nun ja mit allem in Verzug geriete –, ansonsten erginge ein Haftbefehl. Ja, das wäre der wahre Stressreduzierer gewesen …
    Dass sie die Überweisung verbummelt hatte, war ihre Schuld. Wenn die Stadt Hopewell, in der sie lebte und wo sie den Strafzettel kassiert hatte, Onlinezahlungen akzeptieren würde, wäre die Sache längst erledigt. Tat sie aber nicht. Jaclyn stand auf, schob schweigend das Geld hinüber und schritt einen Augenblick später den Gang hinunter – der Strafzettel war bereits vergessen, denn diesen Punkt hatte sie ja nun auf der Liste der zu erledigenden Dinge abhaken können.
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Die Zeit reichte gerade noch, um rechtzeitig zum nächsten Termin zu kommen – Carrie Edwards, eine Schlampe, wie sie im Buche stand, und einer der Gründe, weshalb sich die sechs Hochzeiten in fünf Tagen zu einer schier unmöglichen Mission auswuchsen. Und Carries Hochzeit zählte noch nicht einmal dazu; ihre Hochzeit sollte erst in einem Monat stattfinden, doch Carrie nahm mit ihrem theatralischen Getue und ihren ständigen Sinneswandeln einfach zu viel von ihrer Zeit in Anspruch, viel zu viel sogar. Eine Brautjungfer hatte ihr schon gesagt – Carrie, nicht Jaclyn –, dass sie sich zum Teufel scheren solle, ein Debüt in Jaclyns Erfahrung. In der Regel bissen die Teilnehmer einer Hochzeitsgesellschaft die Zähne zusammen und machten alles mit, egal was die Braut beschloss. Und wenn einmal eine ausstieg, dann mit einer höflichen Entschuldigung. Nicht jedoch dieses Mädchen: Sie war volles Rohr auf Carrie losgegangen und hatte kein Blatt vor den Mund genommen.
    Als der Eklat passierte, hatte Jaclyn sich davongemacht; sie hatte sich ein breites Grinsen genehmigt und die Faust zum Triumph erhoben, doch dann ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle gebracht. Und sie war zurückgekehrt, um einen Zickenkrieg mit Haareziehen und Augenauskratzen abzuwenden. Es hätte sie gefreut, wenn Carrie ein blaues Auge davongetragen hätte, aber Geschäft war nun mal Geschäft.
    Wäre sie nicht so in ihre Gedanken versunken gewesen, hätte sie vielleicht schneller reagiert, doch als plötzlich eine Tür aufschwang, erwischte es sie kalt, und sie stieß mit einem groß gewachsenen, dunkelhaarigen Mann in dunklem Anzug zusammen, der gerade ins Foyer trat. Sie rief kurz ein scharfes »Huch!« aus. Durch den Aufprall riss es ihr den Aktenkoffer aus der Hand, der dann über den grau gefliesten Boden segelte. Sie spürte, wie ihr ein Fuß, der elegant in einem Schuh mit zehn Zentimeter hohen Absätzen steckte, wegrutschte, und so packte sie panisch den Mann am Arm, um nicht vollends das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre freie Hand fasste dabei in sein offenes Sakko, und sie hielt eine Handvoll Stoff seines Hemdes umklammert, als hinge ihr Leben davon ab. Mit dem Arm stieß sie dabei seitlich an etwas Hartes, und einen kurzen Moment lang war Leder zu sehen, bis sie schließlich erstaunt das Halfter und gleich darauf die Pistole identifizierte – und den Bullen . In Anbetracht der Tatsache, dass sie sich im Rathaus befand, war die Schlussfolgerung ebenso logisch wie unausweichlich.
    Der Arm, den sie gepackt hatte, wurde stahlhart, denn der Mann spannte sofort die Muskeln an, damit er ihr Gewicht halten konnte. Er drehte sich halb um, wobei sein zweiter Arm ihre Taille umfasste, um sie aufzufangen. Einen kurzen Moment – höchstens die eine Sekunde lang, die erforderlich war, um wieder das Gleichgewicht zu finden – war sie fest an den überaus warmen, sehr massiven und eindeutig männlichen Körper gepresst.
    Er gab sie in just jenem Augenblick frei, als sie wieder
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