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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht
Autoren: Linda Howard
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sicheren Boden unter den Füßen hatte, ging jedoch nicht auf Distanz. Nicht sofort jedenfalls. Zittrig stieß sie den Atem aus. »Mannomann. Puh.« Ihr Herz, das dank des Zusammenstoßes und ihres vereitelten Sturzes auf Hochtouren arbeitete, pochte so gegen ihren Brustkorb, dass sie jeden Schlag spürte. Eine Bauchlandung auf dem Boden des Rathauses wäre an diesem total bekloppten Tag ja überaus passend gewesen; doch das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war ein gebrochener Knöchel oder etwas in dieser Art. Selbst ein verrenkter Knöchel würde Premier solche Zeitprobleme bescheren, dass sie sich nicht mehr in den Griff kriegen ließen.
    »Alles in Ordnung, Madam?«
    Er neigte beim Sprechen den Kopf zu ihr hinunter, und sein Atem, der nach Pfefferminzkaugummi roch, strich ihr über die Stirn. Seine Stimme war ein warmer Bariton mit einem leichten Kratzen, das seine Stimme gerade so rau machte, dass der Ton nicht sanft klang, sondern eher irgendwie … Sie wusste nicht recht, wie, aber jedenfalls war da etwas. Aber Moment mal: Hatte er sie gerade mit Madam angesprochen?
    Sah sie etwa so mitgenommen aus?
    Jaclyn unterdrückte ihren ersten Ärger. Seine Ausdrucksweise ließ sich mit seiner Dienstmarke begründen. Aber die eigentliche Erklärung war wohl der Süden der USA . Er gab keinen Kommentar zu ihrem Aussehen ab; er war Polizist – ein Beamter mit besten Umgangsformen. Sie stieß erneut den Atem aus. Schließlich wurde ihr bewusst, dass sie noch immer seinen Arm und sein Hemd gepackt hielt. Er konnte also gar nicht einen Schritt beiseitetreten, nicht solange sie sich so an ihm festklammerte. Sie zwang ihre Finger, sich von Hemd und Arm zu lösen, und machte dann einen Schritt nach hinten, um eine gewisse Distanz zwischen sie beide zu legen.
    »Alles okay«, sagte sie, während sie zu ihm aufsah. »Danke, dass Sie mich aufgefangen haben. Ich hatte nicht aufgepasst, wo ich hingehe.« Ein kleiner Anteil ihres Gehirns, der für Hormone und irrationale Entscheidungen reserviert war, ließ einen bewundernden Pfiff hören. Mit einem Mal fühlte sie, dass sie überhitzt und total erregt war. Mann, dieser Typ sah wirklich gut aus, und zwar nicht irgendwie jungenhaft, der Eindruck beruhte auf Stärke und Kompetenz, nicht auf regelmäßigen Gesichtszügen. Es gab eben Jungs – und es gab Männer. Der hier war ein Mann . Und dieser Mann hatte das gewisse Etwas – undefinierbaren Sexappeal, Reife und Stärke, und das alles vermischt zu einem potenten Ganzen.
    Er ließ den Anflug eines Lächelns sehen, eine hübsche, natürliche, simple Biegung seiner Lippen. »Nicht gerade günstig, was den Verkehrsfluss angeht.«
    »Erwähnen Sie bloß das Thema Verkehr nicht!«, erwiderte Jaclyn fast atemlos.
    Er warf einen kurzen, verständnisinnigen Blick in die Richtung, aus der sie soeben gekommen war, und sein Lächeln wurde etwas breiter. Ihr gefiel dieses Lächeln besser, als es eigentlich gut für sie war.
    In ihrem Beruf lernte Jaclyn viele Männer kennen. Leider standen sie alle kurz vor der Hochzeit. Nicht immer natürlich, aber es musste schon etwas Besonderes vorhanden sein, dass ihre Aufmerksamkeit derart geweckt wurde: ein bestimmter Blick, die unerwartet gleiche Wellenlänge … Und, ehrlich gesagt, war es schon sehr lang her, seit sie Zeit gehabt hatte, überhaupt einen Mann zu bewundern.
    Und jetzt hatte sie auch keine Zeit dazu. Sie musste sich wirklich beeilen, wenn sie nicht zu spät kommen wollte.
    »Danke noch mal. Tut mir leid, dass ich Sie fast umgerannt habe.« Sie nickte dem höflichen Polizisten noch einmal schnell zum Abschied zu – freundlich, aber auch wieder nicht zu freundlich – und schaute sich dann nach ihrem Aktenkoffer um.
    Das Ding war quer durch das weitläufige Foyer gesegelt, um schließlich am anderen Ende an der Wand liegen zu blieben. Bevor Jaclyn den Aktenkoffer noch holen konnte, beugte sich schon ein Mann in fleckigen Jeans und einem schmuddeligen T-Shirt, das sich über seinen riesigen Bierbauch spannte, beflissen hinunter, um ihn aufzuheben. »Hier, bitte, Madam«, sagte er und hielt ihr mit seiner fleischigen Hand den schlanken Koffer hin, wobei sein derbes Gesicht ein schon absurd süßes Lächeln sehen ließ.
    »Danke«, sagte Jaclyn, als sie den Griff packte und den Dickwanst mit einem herzlicheren Lächeln bedachte als den Polizisten vorhin; sie fand ihn nicht attraktiv, deshalb war es nicht so gefährlich für sie, freundlich zu sein, wie vorhin bei dem Bullen. Während
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