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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht
Autoren: Linda Howard
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Jaclyn mit einer übertriebenen Beileidsbekundung, die auch von Frustration zeugte, wobei sie in Richtung Bürotür nickte.
    Jaclyn straffte die Schultern und drehte den Türknauf. Bevor sie noch eintreten konnte, hatte Carrie sich auch schon umgedreht, ein unzufriedener Ausdruck lag auf ihrem schönen Gesicht. Sie sah wirklich umwerfend aus: eine wohlproportionierte Figur mit Kurven, goldblondes Haar, weicher Teint, strahlend grüne Augen. Ihr Wesen umfasste allerdings die gesamte Skala von unsympathisch bis gemein. »Was für ein Kaffee soll denn das sein? Sie können sich doch sicher eine bessere Marke leisten. Er ist zu bitter. Und ich muss sagen, Ihre Sekretärin …«
    »Diedra ist nicht meine Sekretärin, sie ist meine Assistentin«, unterbrach Jaclyn sie, als sie ins Büro trat und die Tür hinter sich schloss. Sie überging die Bemerkung hinsichtlich des Kaffees, der ihr selbst sehr gut schmeckte. Schließlich hielt ja niemand Carrie fest und kippte ihr den Kaffee in den Schlund; es stand ihr frei, ihn nicht zu trinken, wenn er ihr nicht zusagte. Außerdem hätte sie einen der aromatisierten Tees oder auch ein Erfrischungsgetränk wählen können.
    »Also, sie war unhöflich.« Carrie ließ sich nicht gern unterbrechen. Sie schätzte es auch nicht, wenn sie nicht in jeder Hinsicht ihren Willen durchsetzen konnte. Und einen gewissen Groll hegte sie auch noch immer, weil Jaclyn den Sänger Michael Bublé für den Hochzeitsempfang nicht hatte gewinnen können. Komm auf den Teppich, Mädchen. Jaclyn hatte sich nicht erblödet, es überhaupt zu versuchen.
    »In welcher Hinsicht, meine Liebe?« Sie befleißigte sich eines beruhigenden Tonfalls und fügte noch »meine Liebe« hinzu, obwohl ihre Lippen sich vor Abscheu kräuselten, als sie die Worte aussprach. Manchmal vermochte ein beruhigendes »meine Liebe« oder »meine Teuerste« die reizbarste Kundin zu besänftigen – doch bei so mancher Klientin war eher ein Pfeil mit einem Beruhigungsmittel erforderlich. Carrie hätte vermutlich dieselbe Dosis gebraucht, die man einem durchgeknallten Nashorn verabreichen würde.
    »Sie wollte, dass ich draußen warte.«
    »Das kommt, weil ich nicht möchte, dass sich jemand in meinem Büro aufhält, wenn ich nicht da bin«, erwiderte Jaclyn ruhig. »Das werden Sie doch sicher verstehen.«
    »Welch ein Unsinn. Wieso sollten Sie darauf Wert legen?«
    »Weil ich hier vertrauliche Informationen aufbewahre. Vielleicht sollte ich von nun an ja einfach die Tür abschließen. Das hätte ich schon lang so handhaben sollen.« Bei den vertraulichen Informationen handelte es sich nicht um die Nummern von Kreditkarten oder Versicherungen, sondern um die Details von Hochzeiten – und ja, einige Klienten würden viel Geld bezahlen, um zu erfahren, was der eine oder andere plante oder wie viel Geld jemand ausgab. Hochzeiten waren ein gnadenloses Geschäft.
    Carrie bedachte sie mit einem unfreundlichen, kühlen Blick, aber offensichtlich wurde ihr klar, dass sie bei diesem Punkt keinen Boden gewinnen konnte, und so ging sie zu ihrer nächsten Beschwerde über. »Ich habe meine Ansicht hinsichtlich der Kleider für die Brautjungfern geändert«, verkündete sie. »Die Farbe des Stoffes ist zu schlicht, alle in einheitlichem Grau wie beim Appell an der Militärakademie von West Point. Ich finde, es würde besser aussehen, wenn das Mädchen neben mir ein schwarzes Kleid trüge, das nächste dann eines, das einen Ton heller ist, und so weiter und so fort. Das wäre doch wirklich spannend, finden Sie nicht? Und anstatt pinkfarbener Schärpen hätte ich gern aquamarinfarbene. Pink ist zu Paris Hilton. Ich wünsche mir etwas Ausgefalleneres wie Aquamarin. Aber kein grünstichiges Aquamarin, sondern eher ins Bläuliche spielend. Sie können sich ja wohl des Problems annehmen, oder?«
    Jaclyn biss sich auf die Zunge. Die armen Brautjungfern hatten bereits ihre scheußlichen Gewänder bezahlt, und Carrie hatte natürlich keinen billigen Stoff ausgesucht. Nicht die Farbe war scheußlich, sondern der Schnitt. Sie hatte versucht, Carrie von Rüschen und Schleifen abzubringen, aber wenn Carrie auch nur im Entferntesten mit einem guten Rat konfrontiert wurde, hatte sie bislang immer prompt das Gegenteil getan. Wenn die armen Brautjungfern von dieser Veränderung erfuhren – wenn sie erfuhren, dass sie Geld für ein weiteres Kleid ausgeben mussten, und in diesem Fall sogar noch mit kräftigem Preisaufschlag wegen der Blitzbestellung –, dann würden
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