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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht
Autoren: Linda Howard
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Hauptattraktion der langen, schmalen und schummrigen Kneipe.
    Mit der Zeit hatten sich Geschäft und Klientel aufeinander eingestellt, und so machte das Sadie’s den Polizisten gegenüber Zugeständnisse, und die Polizisten machten Sadie gegenüber Zugeständnisse, dem mageren Barmann mit dem roten Nacken. Eigentlich hieß er gar nicht Sadie, sondern Will Aster. Und was für ein Ambiente er mit der Wahl eines Frauennamens für seine Kneipe auch im Sinn gehabt haben mochte, es war jedenfalls längst alles unter der Woge von Uniformen, Waffen und Testosteron untergegangen. Klar, es kamen auch Polizistinnen her, und manchmal brachte ein Typ seine Frau oder Freundin mit, oder es schauten Zivilisten vorbei, aber das Sadie’s war mittlerweile eine echte Bullenkneipe.
    Falls Will je ein schickeres Lokal hatte aufziehen wollen, so hatte er dieses Unterfangen längst aufgegeben. An Getränken wurden überwiegend Bier und Bourbon ausgeschenkt, und die Essensauswahl war auch nicht gerade abwechslungsreich und eher deftig. Man bekam hier frittierte Hühnerteile und Pommes, aber keinen Salat. Erdnüsse waren vorhanden, nicht aber Popcorn. Gelegentlich, wenn Will bei Laune war, gab es eine »Wing-Nacht«, dann kamen bloß dampfende Chickenwings auf den Tisch. Die knappe Speisekarte störte Eric nicht, denn er besuchte das Sadie’s ja nicht, um zu essen.
    Ihm gefiel die Kneipe, es sagte ihm zu, wie er sich hier entspannen konnte. Die Atmosphäre hatte fast etwas von einer Höhle dank der schummrigen Beleuchtung, den dunklen Ziegelmauern, den mitgenommenen Bodenfliesen und einer Reihe von kleinen schwarzen Tischen an der Wand. Ein rund zwei Meter breiter Gang trennte die lange Bar von den Tischen, sodass die beiden Kellnerinnen ausreichend Platz hatten. Eine Musikbox stand in der Ecke, und damit war der Unterhaltung auch schon Genüge getan. Tanzfläche gab es keine, aber wenn genügend Leute Lust bekamen, schoben sie einfach die Tische hinter die Bar und schafften sich so Platz zum Herumwirbeln. Die Kneipe dröhnte meist vor lautem Gelächter und üblen Witzen, denn so entspannten sich die Polizisten nach einem harten Tag. Sobald Eric durch die Tür trat, spürte er förmlich, wie sich die Spannung in seinem Nacken und in den Schultern löste. Bis er an der Bar stand, hatte Will ihm schon ein Budweiser eingegossen und schob ihm das schäumende Glas hin. Dieser Service ließ sich kaum überbieten.
    Nach einem Tag als Zeuge vor Gericht brauchte Eric ein Bier, bevor er sich auf den Heimweg machte. Kaum etwas frustrierte ihn so wie die Anwälte und das gesamte Gerichtswesen, selbst wenn das Ergebnis positiv war. Ein schlechtes Ergebnis war, wenn ein gewitzter Erfolgsanwalt ein Drogendelikt abschmetterte, bloß weil auf einem unwichtigen i der Punkt fehlte, was ihm tierisch auf die Nerven ging; dann konnte er nicht anders, er hoffte, dass der Drogenabhängige bei dem Anwalt zu Hause einbrechen würde auf der Suche nach Wertgegenständen, die sich schnell zu Geld machen ließen, um weiterhin seiner Sucht frönen zu können. Heute hatte man nur relativ unbedeutende Fälle verhandelt, und der Gerechtigkeit war Genüge getan, aber er hatte für seine Aussage von gerade einmal fünf Minuten dennoch viel zu viele Stunden dort verbracht, während er an seinen Fällen hätte arbeiten können. Das alles gehörte mit zu seinem Job, aber diesen Aspekt mochte er am wenigsten.
    Er war etwa eine Viertelstunde da, lang genug, um das vergnügliche Nichtstun in seine Muskeln sickern zu lassen, als plötzlich die Lokaltür aufging; Straßenlärm und die warme, schwüle Luft drangen herein. Alle Polizisten in der Kneipe schauten automatisch hinüber, um den Neuankömmling zu taxieren. Es war ein Reflex, die unbewusste Beurteilung einer potentiellen Bedrohung: War der Neuankömmling Freund oder Feind, Polizist oder Zivilist? Eric verhielt sich genauso und erkannte den Neuankömmling sofort. Ein warmer Stoß durchzuckte seine Körpermitte. Kein Zweifel: Das war die Frau, mit der er am Vormittag im Rathaus zusammengestoßen war, vor den städtischen Verhandlungssälen. Sie trug noch immer das gleiche schicke Kostüm, was bedeutete, dass sie einen ebenso langen Tag gehabt haben musste wie er.
    Was er sah, gefiel ihm ebenso sehr wie bereits im Foyer des Rathauses. Alles an ihr hatte Klasse, vom Kostüm bis zu der Art, wie sie ihr dichtes schwarzes Haar zu einem lockeren, schweren Knoten am Hinterkopf zusammengefasst hatte. Und Beine hatte sie, und was für
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